Private Equity: „2023 eines der herausfordernsten Jahre“

Benjamin Lorenz schaut in die Kamera
Foto: Partners Group
Benjamin Lorenz, Partners Group: "Bei ELTIFs müssen Privatanleger künftig genauer hinsehen":

Die Schweizer Partners Group bietet einen Aktienfonds für Private-Equity-Investitionen an. Interview mit Benjamin Lorenz, dort Portfoliomanager für Listed Private Equity, über aktuelle Herausforderungen der Branche, die Investmentstrategie des Fonds und die Reform des ELTIF-Regimes.

Welchen Einfluss hat das aktuelle Umfeld, vor allem die gestiegenen Zinsen und die hohe Inflation, auf Private Equity-Investments?

Lorenz: Durch höhere Zinsen steigen die Kosten des Schuldendienstes, zudem werden Refinanzierungen erschwert und teurer. Weiter setzt eine steigende Kosteninflation die Gewinnmargen unter Druck. Diese Dynamik trifft auch auf Private-Equity-Investitionen zu. Allerdings verfügen erfahrene Private-Equity-Manager über Möglichkeiten, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Sie haben Teams, die sich um Zinsrisiken kümmern und ihre Portfoliofirmen frühzeitig gegen steigende Zinsen abgesichert haben. So hat die Partners Group beispielsweise schon über 80 Prozent des Zinsrisikos ihrer Portfoliounternehmen abgesichert. Ebenso hat ein Großteil der Manager den Fokus auf qualitativ hochwertige Firmen mit starken Marktpositionen und hohen Margen gelegt. Diesen Firmen fällt es leichter, gestiegene Preise weiterzugeben und so die Margen zu schützen.  

Wie haben sich im Markt zuletzt die Transaktionsvolumina, Unternehmensbewertungen und Exits entwickelt?

Lorenz: Transaktionen insgesamt, also Investitionen wie auch Exits, weisen einen langfristigen Wachstumstrend auf. Sie unterliegen jedoch ebenfalls wirtschaftlichen Schwankungen. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren stellt 2023 sicher eines der herausforderndsten Jahre dar. Aktuelle Zahlen deuten einen Rückgang des Transaktionsvolumens um etwa ein Drittel verglichen mit dem Vorjahr an.

Wie entwickeln sich die unterschiedlichen Segmente wie Buyout, Growth oder Venture Capital und welche davon bevorzugen Sie derzeit?

Lorenz: Im aktuellen Umfeld ist es wichtig, zwischen den verschiedenen Segmenten zu unterscheiden. Buyout, Growth und Venture zielen auf unterschiedliche Stadien der Unternehmensentwicklung ab. Dies hat unter anderem Einfluss auf die Abhängigkeit vom Kapitalmarkt sowie die Zinssensitivität. Allgemein gilt, je jünger die Unternehmen sind und je stärker sie wachsen, desto höher die Zinssensitivität und Abhängigkeit vom Kapitalmarkt. Der Listed Private Equity Fonds fokussiert sich auf Buyout. Dieses Segment fokussiert auf etabliertere Firmen und profitiert in unsicheren Zeiten von einer höheren Stabilität sowie soliden Cash-Flows, welche den Finanzierungsbedarf reduzieren.

Welche Regionen und Branchen haben Sie derzeit besonders im Fokus?

Lorenz: Der Investitionsansatz der Partners Group ist nicht opportunistisch, mit dem Ziel in kurzfristige Trends zu investieren, sondern langfristig und sehr research-intensiv. Für Private Equity Investitionen liegt der Fokus auf vier Themen, die von langfristigen Wachstumstrends profitieren: Technology, Health & Life, Goods & Products sowie Services. 

Wie hoch sind die Renditeerwartungen?

Lorenz: Mittelfristig gehen wir davon aus, dass die Private-Equity-Buyout-Industrie Renditen von zehn bis zwölf Prozent pro Jahr nach Gebühren erwirtschaftet.

Liegt der Fokus des Fonds Listed Private Equity der Partners Group auf den Investitionsgesellschaften, also mittelbar den Zielunternehmen, oder auf den Managementgesellschaften von Private Equity?

Lorenz: Der Fonds investiert in beide Sektoren. In der Vergangenheit lag der Fokus klar auf Investitionsgesellschaften. Kürzlich haben wir jedoch aufgrund der attraktiven Bewertungen die Allokation zu Privat-Equity-Managern erhöht.

Welcher Teil der weltweiten Private-Equity-Investitionen erfolgt schätzungsweise über (börsen-)
gelistete Unternehmen und Vehikel?

Lorenz: Der größte Teil an Private-Equity-Transaktionen wird von klassischen nicht börsennotierten Fonds getätigt. Das Listed-Private-Equity-Segment ist in den letzten Jahren zwar stark gewachsen, repräsentiert aktuell jedoch nur etwa zwei bis drei Prozent des gesamten Private-Equity-Marktes.

Ein Großteil der Investitionsgesellschaften von Private Equity sind L.P.s oder andere illiquide Vehikel. Kann der Fonds dort trotzdem investieren?

Lorenz: Der Fonds investiert in Beteiligungsgesellschaften, die an der Börse notiert sind und in Private Equity investieren. Auf diese Weise hat der Fonds direkten Zugang zu Private Equity und kann gleichzeitig Liquidität gewähren. Darüber hinaus investiert der Fonds in börsennotierte Private-Equity-Manager. Diese sind sowohl direkt als auch indirekt mit Private-Equity-Investitionen verbunden. Zum einen investieren die Manager in ihre eigenen Fonds und bekommen Gewinnbeteiligungen, welche direkt an die Entwicklung der zugrundeliegenden Investitionen gekoppelt sind. Zum anderen erhalten sie Managementgebühren, welche einen indirekten Link darstellen. 

Der Fonds ist ein OGAW, also ein klassischer Wertpapier-Investmentfonds. Planen Sie auch, den jüngst reformierten Rechtsrahmen eines European Long Term Investment Funds, kurz ELTIF, zu nutzen?

Lorenz: Für den Listed-Private-Equity-Fonds ist kein anderer rechtlicher Rahmen erforderlich. Grundsätzlich verfügt die Partners Group aber über lange Erfahrung mit ELTIFs. Wir haben den ersten Fonds bereits 2016 aufgelegt, lancieren aktuell unsere dritte ELTIF-Generation und planen, auch nach der Reform ELTIFs zu nutzen – ohne unseren bewährten Ansatz zu ändern. Denn der Fokus der ELTIF Reform liegt auf einer Vergrößerung des Produktangebotes. In diesem Zuge sind einige der ursprünglichen Investorenschutzregelungen aufgeweicht worden, etwa die volle Gebührentransparenz durch Direktinvestitionen. Zudem wird der mögliche Anteil liquider Anlagen im Portfolio wie bei OGAW-Fonds auf 45 Prozent angehoben. Privatanleger werden zukünftig deshalb genauer hinschauen müssen, was sie mit dem ELTIF-Label wirklich kaufen. Investoren in unseren ELTIF-Strategien investieren gleichzeitig und in dieselben Unternehmen wie unsere Flagship-Produkte.

Die Fragen stellte Stefan Löwer, Cash.

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