RBC BlueBay: Ein Weihnachtsgeschenk von der Fed?

Mark Dowding
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Mark Dowding, RBC BlueBay AM

Spekulationen über Kevin Hassett als möglichen nächsten Fed-Vorsitzenden bewegen derzeit die US-Anleihemärkte. Während kurzfristig weitere Zinssenkungen wahrscheinlich erscheinen, mahnen Experten zu Zurückhaltung bei der Vorhersage des geldpolitischen Kurses im kommenden Jahr. Welche Faktoren die Märkte nun besonders aufmerksam verfolgen, zeigt ein aktueller Kommentar von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management.

Die Renditen langlaufender US-Staatsanleihen stiegen in der vergangenen Woche, die Zinskurve wurde flacher, als Spekulationen zunahmen, dass Kevin Hassett in Kürze zum nächsten Fed-Chef ernannt wird. Marktteilnehmer sehen Hassett als potenziell zinsliberaler als seine Konkurrenten. Obwohl diese Entwicklung die Erwartungen an kurzfristige Zinsen stützte, herrschte Besorgnis, dass Hassetts Bestreben, Trump zu gefallen, die Inflationsrisiken bis 2026 erhöhen könnte. Dies belastete länger laufende Staatsanleihen. Ironischerweise ist einer der Hauptgründe für Trumps Forderung nach niedrigeren Zinsen sein Wunsch nach sinkenden Hypothekenzinsen. Er möchte Hypotheken erschwinglicher machen und damit die Aktivität auf dem Immobilienmarkt ankurbeln.

Es besteht jedoch das Risiko, dass ein Eingreifen des Präsidenten die Hypothekenzinsen in die entgegengesetzte Richtung treiben könnte, falls Befürchtungen um die Unabhängigkeit der Fed zunehmen oder deren Verpflichtung zur Preisstabilität infrage gestellt wird. Aus diesem Grund sind wir weiterhin davon überzeugt, dass der künftige Fed-Vorsitzende einen eher orthodoxen Ansatz verfolgen und dem Druck aus dem Weißen Haus widerstehen wird.


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Die Fed dürfte also angesichts der starken US-Wirtschaft im Jahr 2026 weniger Zinssenkungen vornehmen, als derzeit von den Märkten eingepreist werden. Wir halten es jedoch noch nicht für angebracht, kurzfristige Positionen einzugehen, da die Fed voraussichtlich auf der Sitzung in der kommenden Woche eine Zinssenkung vornehmen wird und die Wirtschaftsdaten vom November aufgrund des jüngsten Regierungsstillstands in den USA möglicherweise negative Überraschungen bereithalten.

Was die US-Wirtschaft betrifft, gehen wir nach wie vor davon aus, dass die bereits angekündigten Zins- und Steuersenkungen sowie Deregulierungen das Wirtschaftswachstum bis 2026 positiv beeinflussen werden. Darüber hinaus dürften die anhaltend steigenden Investitionen in KI-Technologien die Wirtschaft im ersten Halbjahr weiter ankurbeln. Das Beschäftigungswachstum wird voraussichtlich verhalten bleiben, allerdings vor dem Hintergrund eines sinkenden Angebots an Arbeitskraft aufgrund der Wende in der US-Migrationspolitik. 

Folglich erwarten wir in den kommenden Monaten keinen wesentlichen Anstieg der Arbeitslosenquote. Sollten sich die Entlassungszahlen allerdings auf über 300.000 pro Woche steigern, wäre das eine besorgniserregende Entwicklung. Tatsächlich bewegen sich die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosengeld immer noch stabil unter 220.000. Das ist eine relativ gesunde Arbeitsmarktlage.

Die Renditekurven europäischer Anleihen sind in der vergangenen Woche ebenfalls steiler geworden und spiegeln damit die US-Entwicklungen wider. Etwas besser als erwartet fielen die Daten des Einkaufsmanagerindexes aus, wobei der regionale Gesamtindex auf ein Zweijahreshoch stieg. Die zugrundeliegenden Länderdaten verdeutlichen jedoch, dass sich Südeuropa mit seinem relativ robusten Wachstum vom sich schwächer entwickelnden Norden abhebt.

In Deutschland wächst der Druck auf Bundeskanzler Merz, da die deutsche Wirtschaft insgesamt und die deutsche Industrie im Besonderen weiterhin mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Es besteht die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Regierungskoalition im Bundestag – obwohl Neuwahlen kaum auf Zustimmung stoßen dürften, da diese wohl eher der rechtspopulistischen AfD als anderen Parteien zugutekommen würden.

Innerhalb der Eurozone haben sich die Spreads von Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen weiter verringert, und in der vergangenen Woche fielen die Spreads zehnjähriger italienischer BTP-Anleihen erstmals seit 2009 unter 70 Basispunkte.

An den Devisenmärkten gab der Dollar in der vergangenen Woche nach, beeinflusst von der Aussicht auf eine lockere Geldpolitik unter einem möglichen neuen Fed-Vorsitzenden Kevin Hassett. Wir gehen jedoch davon aus, dass das außergewöhnliche Wachstum der USA auch in absehbarer Zukunft anhalten wird, und aus diesem Blickwinkel sind wir skeptisch, ob der Dollar seinen jüngsten Abwärtstrend fortsetzen wird.

Ausblick

Die Entscheidung des Fed-Treffens am kommenden Mittwoch dürfte das wichtigste Ereignis sein. Wir gehen davon aus, dass die offizielle Bekanntgabe des nächsten Fed-Vorsitzenden erst nach diesem Zeitpunkt und nach dem Ende der Sperrfrist für Fed-Mitteilungen erfolgen wird. Anschließend werden auch wichtige Sitzungen der Bank of England und der Bank of Japan im Fokus stehen, bevor die Weihnachtszeit richtig beginnt. 

Saisonbedingt herrscht um diese Jahreszeit eine gewisse Weihnachtsstimmung an den Märkten, und Anfang Januar sind Hoffnung und Optimismus spürbar. Unweigerlich kann dieser Januar-Optimismus im Laufe des Monats etwas nachlassen. Insgesamt neigen wir dazu, dies als günstigen Zeitpunkt zu betrachten, um Risiken einzugehen und diese im neuen Jahr – in Erwartung dieser Trends – wieder abzubauen. Wir leben immer noch in einer Welt, in der menschliche Entscheidungen die Märkte stärker bestimmen als Maschinen. In diesem Fall möchte zumindest in den nächsten Wochen niemand als allzu pessimistisch gelten – oder?

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