Umfrage: 1.500 Euro Rentenlücke erwartet und Hoffen auf den Staat

Rente
Bildagentur PantherMedia / Randolf Berold
Die private Altersvorsorge bleibt ein Puzzle, für das sich viele nicht begeistern können.

Das Thema private Altersvorsorge steht beim Gros der berufstätigen Deutschen nicht im Fokus. Beinahe jeder Vierte beschäftigt sich nie damit. Andererseits rechnen viele mit einer enormen Finanzierungslücke in der Rente, wie eine Umfrage von Canada Life aus dem Mai 2023 zeigt. Und auch Christian Lindner Idee der Aktienrente verfängt bislang nicht.

Dass das Thema private Altersvorsorge bei den Deutschen nicht für Begeisterungsstürme sorgt, ist bekannt. Nun unterlegt eine aktuelle Studie der Canada Life, wie es um die erwarteten Rentenlücken und die Vorsorgebereitschaft bei den Berufstätigen hierzulande bestellt ist.

Alarmierend ist, dass immerhin knapp ein Viertel der Befragten sich nicht einmal ansatzweise um die private Absicherung im Rentenalter kümmert. Und 17,3 Prozent tun dies seltener als alle zehn Jahre. Man könnte getrost sagen, so gut wie gar nicht. Heißt: Etwa 40 Prozent der berufstätigen Bevölkerung sparen nicht für das Alter. Wissentlich, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird.

Altersvorsorge-Planung: Vor allem die Jungen schauen weg

Insbesondere für die 18 bis 29-jährigen steht die Planung der Altersvorsorge nicht im Fokus. In dieser Altersgruppe befassen sich 38,4 Prozent nie damit, 22,1 Prozent reagieren mit „Weiß nicht“ oder „keine Angabe” auf die Frage. Auch bei den 40 bis 49-Jährigen schauen viele weg: Beinahe ein Drittel setzt sich nie mit der privaten Altersvorsorge auseinander.

Rentenlücke: Ein Viertel braucht mehr als 1.500 Euro zusätzlich  

Zugleich hat mit 54,4 Prozent die Mehrheit der Befragten eine konkrete Vorstellung vom Ausmaß der eigenen Rentenlücke. In der Umfrage wurde die Rentenlücke als Unterschied zwischen dem letzten Netto-Gehalt und dem Geldbetrag definiert, der den Menschen beim Renteneintritt aus gesetzlicher, privater und betrieblicher Rente monatlich zur Verfügung steht

Die Befragten, die ihre Rentenlücke konkret beziffern, gehen zum Teil von einem erheblichen zusätzlichen Finanzbedarf aus: Mehr als 25 Prozent unter ihnen schätzen sie auf über 1.500 Euro pro Monat. Besonders ausgeprägt ist diese Einschätzung bei jungen Menschen: Sie wird von beinahe der Hälfte der 18 bis 29-Jährigen geteilt.

Bei der Frage nach den konkreten Vorsorge-Maßnahmen fällt mit 27,3 Prozent zunächst ein hoher Anteil an Menschen auf, die gar nicht zusätzlich fürs Alter vorsorgen. Bei den 18 bis 29-Jährigen sind es sogar zwei Drittel, die außer der gesetzlichen Rente nichts für den Ruhestand tun. Wer zusätzlich Vorsorge betreibt, entscheidet sich am häufigsten für diese Optionen: Die betriebliche Altersvorsorge, mit der fast ein Viertel der Befragten über alle Altersgruppen hinweg für die Rente spart. Darauf folgt mit 24,3 Prozent die private Lebens- oder Rentenversicherung sowie – mit 23,3 Prozent – die Anlage in Aktien inklusive Fonds und ETFs. Unter den 30–39-Jährigen beträgt der Anteil der Aktiensparer sogar 32,6 Prozent. Bei den Antworten war eine Mehrfachauswahl möglich.

Staatliche Aktienrente: Geteilte Zustimmung

Wenn es um die Einordnung der staatlich organisierten Aktienrente geht, zeigt die Studie ein gespaltenes Bild. Zwar kennen 61,7 Prozent der Umfrage-Teilnehmer den Vorschlag der Bundesregierung, um die gesetzliche Rente zu stabilisieren. Doch der überzeugt den Großteil bisher nicht. 39,1 Prozent lehnen Lindners Aktienrente ab, 37,9 Prozent befürworten sie.  

„Noch immer setzen sich zu wenige Menschen mit ihrer privaten Altersvorsorge auseinander,“ so Florian Elert, Professor für Versicherungsmanagement, der die Praxisstudie von Canada Life begleitet hat. „Und das, obwohl die Einschätzung der eigenen Rentenlücke im Alter teilweise sehr hoch ausfällt. Gerade bei den Jungen gibt es Handlungsbedarf. Die Steigerung der Wissensvermittlung zum Thema Finanzbildung und Altersvorsorge, bereits in der Schule, wäre daher eine sinnvolle Maßnahme.“

„Unsere Umfrage zeigt: Wenn eines sicher ist, dann die Rentenlücke! Die meisten Menschen in Deutschland, vor allem die jungen, täten gut daran, die gesetzliche Rente nur als Grundstock für ihr Alterseinkommen zu sehen,” sagt Susan Gibson, CEO Canada Life.

„Der Staat greift für die gesetzliche Rente ja schon renditeorientierte Ansätze auf. Wir glauben, die Menschen sollten dies auch für ihre individuelle Altersvorsorge tun. Wir möchten mehr Menschen ermutigen, sich von unabhängigen Maklern beraten zu lassen, um die richtige Mischung für ihre Altersvorsorge zu finden, ob mit oder ohne Garantien“, so Gibson weiter. Die unabhängigen Makler und Berater hätten die Kompetenzen und das Fachwissen, um Menschen bei der Auswahl von Lösungen zu helfen, die ihren individuellen Umständen und Bedürfnissen entsprächen.




Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments