Wie strategisch ist die betriebliche Altersvorsorge für die WWK?
Heß: Wir sind auf dem besten Weg, auch bei der betrieblichen Altersversorgung ein starker Player am Markt zu werden. Ein knappes Drittel unseres Gesamtabsatzes im Lebensversicherungsgeschäft entfällt bereits heute auf die bAV. Diesen Anteil wollen wir sukzessive auf über 40 Prozent steigern. Wir setzen neben der eigenen Ausschließlichkeit sehr stark auf den mobilen, personengestützten Vertrieb. Unser Haus generiert sein Geschäft im dominierenden Umfang – etwa 75 Prozent – von unabhängigen Finanzberatern, also Maklern, Maklerpools, den großen überregionalen Finanzvertrieben und unserem eigenen Maklerpoolunternehmen, der 1:1 Assekuranzservice AG in Augsburg.
Stichwort Krisen: Auf wie viele Gegenliebe stößt die bAV aktuell?
Heß: Es ist unstrittig, dass die bAV die bestgeförderte Vorsorgeform ist. Die staatlichen Förderungen unterstützen Arbeitnehmer im Verlauf der oftmals jahrzehntelangen Einzahlungsphasen spürbar beim Vermögensaufbau. So verwundert es nicht, dass diese sogenannte zweite Schicht von fast allen politischen Parteien Beifall erhält. Darüber hinaus hat sich die Lage am Arbeitsmarkt grundlegend geändert.
Der Fachkräftemangel und die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft führen dazu, dass sich Arbeitgeber für potenzielle Arbeitnehmer attraktiv machen müssen. Dies geschieht durch eine Reihe von Benefits, angefangen beim Jobticket bis hin zur Gesundheitsvorsorge. Der beliebteste Benefit ist und bleibt jedoch die bAV, weshalb Arbeitgeber, die eine Mitarbeiterbindung erzielen wollen, darauf nicht mehr verzichten können. Arbeitgeber empfinden das Thema daher nicht mehr als lästige Pflicht, sondern nutzen es gezielt für Recruiting und Personalbindung.
Seit 2018 ist das BRSG in Kraft und hat nach Expertensicht gute Rahmenbedingungen geschaffen. Wie fällt Ihr Resümee aus? Und welche Forderungen haben Sie an die die neue Bundesregierung beim Thema bAV?
Simon: Die Hoffnung der Politik mit dem BRSG dem stockenden bAV-Markt bei kleinen und mittleren Unternehmen neuen Schwung zu verleihen hat sich nicht erfüllt. Es liegt meines Erachtens daran, dass die bAV sowohl für den Berater als auch für den Arbeitgeber schlichtweg immer noch zu kompliziert ist. Die typischen Probleme ergeben sich aus den unterschiedlichen Rechtsgebieten, die hier ineinandergreifen: vor allem Arbeits-, Steuer-, Sozialversicherungs- und Versicherungsrecht. Hier sind die Versicherer gefordert, den Vermittler bestmöglich in allen Bereichen zu unterstützen und vor allem die komplexen Prozesse zu vereinfachen und die Servicequalität auszubauen. So werden auch noch weniger erfahrene Berater in die Lage versetzt, die Kunden bedarfsgerecht zu beraten. Wer es schafft, diese notwendige Simplifizierung durchzuführen, der wird Abschlüsse bei Unternehmen erzielen. Wir wissen, was der Vermittler braucht, und tun alles dafür, es ihm maximal einfach zu machen. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.
Welchen Lösungsansatz verfolgen Sie, um das bAV-Geschäft für den Finanzberater und Arbeitgeber möglichst gut zu vereinfachen?
Simon: Wir betrachten die bAV im Licht der drei Erfolgsfaktoren Produkt, Prozess und Service. In allen drei Teilbereichen haben wir identifiziert, was zu tun ist, damit der Vermittler und der Arbeitgeber vor, während und nach dem Abschluss keine Kaufreue entwickelt und während des Prozesses eine möglichst gute Customer Journey hat. Diese Aufgaben haben wir in den letzten Jahren konsequent erledigt und sind ständig bemüht, den bAV-Prozess so einfach wie möglich zu machen und auf die Bedürfnisse des Vermittlers und des Arbeitgebers optimal einzugehen. Dabei setzen wir auf vereinfachte IT-Lösungen für Beratung und Verwaltung über ein intelligentes Schnittstellenmanagement. Egal welche Technologieplattform Vermittler und Arbeitgeber für sich wählen, wir sind als Produktlieferant stets angedockt und können darüber nicht nur den Abschluss, sondern auch die Verwaltung vollautomatisiert und digitalisiert abbilden. Somit bieten wir jedem Vermittler die Möglichkeit, die WWK als Produktlieferant einzusetzen, völlig unabhängig von seiner Technologie.
Stichwort Serviceunterstützung – wie sieht das Angebot der WWK in der bAV aus?
Heß: Wir gehören zu den wenigen Anbietern, die Tag für Tag eine telefonische Erreichbarkeit von 8 bis 18 Uhr gewährleisten. Dabei schaffen wir es, 92 Prozent aller Vorgänge fallabschließend während des Telefonats zu bearbeiten. Die durchschnittliche Annahmezeit eines Gesprächs beträgt bei uns aktuell 24 Sekunden. Im gesamten Jahr 2023 lag dieser Wert bei 13 Sekunden. Das ist absolut einzigartig. Dabei stellen unsere Mitarbeiter kostenlos individuelle Angebote und Beratungsansätze bereit, einschließlich Detailberechnungen für die Auswirkung von Steuern und Sozialversicherungen in der Anspar- und Leistungsphase. Auf Wunsch zusätzlich mit dabei: Ein Arbeitnehmer Info-Portal. Damit kann jeder Mitarbeiter sich über die Betriebsrente informieren, online berechnen und den Berater direkt kontaktieren. Ein weiteres Team in unserer Zentrale ist für Arbeitgeber-Fragen, zum Beispiel zu rechtlichen Aspekten, zuständig. Erwähnen möchte ich auch unsere Online-Plattform „bAV.wwk.de“, auf der alle Informationen zu unseren Services zu finden sind.
Wie groß ist die Bereitschaft der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sich in der bAV auf eine chancenorientierte Anlage an den Kapitalmärkten einzulassen? Und wie sehen Ihre Produktlösungen hier aus?
Heß: Für den Arbeitgeber ist die Auswahl von geeigneten Produkten vielfach eher ein Hygienefaktor. Für ihn zählt überwiegend ein schlanker Prozess und maximale Flexibilität. Aber der Arbeitnehmer hat das Ziel einer hohen Rente und diesen Wunsch möchte der Arbeitgeber erfüllen. Mit unserm Garantiekonzept WWK IntelliProtect® 2.0 bieten wir bereits seit vielen Jahren einen einzigartigen iCPPI-Algorithmus zur Herstellung einer renditeschonenden Beitragsgarantie. Garantien sind in der bAV nach wie vor erforderlich. Mit der Erhöhung des Rechnungszinses zu Beginn es Jahres 2025 ist nun auch wieder ein Garantieniveau 100 Prozent möglich. Es kann aber auch ein niedrigeres Garantieniveau von mindestens 50 Prozent gewählt werden. Für Arbeitnehmer hat dies den positiven Effekt, dass die Investitionsgrade in Aktien damit höher ausfallen können. Wichtig für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist zudem die Flexibilität im Produkt: Mit unserem neuen Tarif, der seit Anfang des Jahres 2024 erhältlich ist, können alle Änderungen des Kunden auf der arbeitsrechtlichen Seite nun auch im Produkt abgebildet werden.
Welche Relevanz haben digitale bAV-Verwaltung & digitale Tools?
Simon: Die bAV ist für alle Beteiligte – Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Vermittler und Versicherer – ein verwaltungsintensives Unterfangen. Die digitale bAV-Verwaltung ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Die WWK hat dies rasch erkannt und setzt mit Nachdruck auf vereinfachte IT-Lösungen für Beratung und Verwaltung verbunden mit einem intelligenten Schnittstellenmanagement. Da wir den Beantragungs- vom Durchführungsprozess getrennt haben und für alles eine saubere Schnittstelle anbieten, können wir mit allen zusammenarbeiten. Wir haben die im Markt etablierten digitalen Branchenstandards umfassend umgesetzt. Somit verläuft die Anbindung verschiedener Verwaltungs-Softwarelösungen und neuen Plattformen absolut reibungslos. Digitale Tools sind für viele Finanzberater wichtig. Sie gehen ohne Technikunterstützung nicht mehr in das Geschäftsfeld bAV. Es gibt aber auch Vermittler, die darauf keinen Wert legen. Wir bieten in unserer Vertriebsberatung Vermittlern den Service, Angebote vorzubereiten und ihnen zur Verfügung zu stellen. Dabei übergeben wir die von uns vorbereiteten Datensätze in seine Beratungstechnologie. Die Beratungsunterlagen stellen wir aber selbstverständlich auch wie gehabt via PDF zur Verfügung.
In der Branche herrscht Einigkeit darüber, dass der Austausch mit einer Beraterin oder einem Berater bei komplexen Geschäftssparten wichtig bleiben wird. Aber wird das langfristig so bleiben?
Simon: Gerade mittelständische Arbeitgeber benötigen professionelle Vermittler, die ihnen den Weg durch den bAV-Dschungel aus Vorschriften, Gesetzen und Reformen weisen. Die persönliche Beratung bleibt also ein entscheidender Faktor im bAV-Geschäft. Darüber hinaus gewinnen digitalisierte Prozesse in der Verwaltung eine immer stärkere Bedeutung. Wir haben uns sehr intensiv mit allen Anforderungen auseinandergesetzt und in den letzten Jahren alle Stellschrauben bewertet und neu justiert. Im Ergebnis bieten wir ein einzigartiges bAV-Gesamtkonzept, das durch einfaches Handling, digitale Prozesse, sichere, renditestarke Produkte und eine schlanke Abwicklung Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Vermittler gleichermaßen überzeugt.