Bilanz 2022: Ulrich Leitermann zeigt sich sehr zufrieden

Foto: Signal Iduna

Umsatzwachstum trifft auf Zinsanstieg und Inflation. Am 31. Mai fand in Dortmund die Bilanzpressekonferenz der Signal Iduna Gruppe statt. Ulrich Leitermann, Vorsitzender der Vorstände, zeigt sich angesichts schwieriger Marktbedingungen und eines deutlichen Rückgangs beim Gesamtergebnis dennoch sehr zufrieden. Auch, weil der Jahresauftakt 2023 bestens läuft.

Die gebuchten Bruttobeiträge der Gruppe stiegen im Jahr 2022 um 2,4 Prozent auf 6,47 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,32 Milliarden Euro). Damit wuchs die Gruppe leicht und gegen den Markttrend, wie Leitermann betonte. Der sei im gleichen Zeitraum um 0,6 Prozent geschrumpft. Wachstum gab es nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden in allen Sparten.

In der Krankenversicherung stiegen die gebuchten Bruttobeiträge gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Die Steigerung der Bruttobeiträge lag im Jahr 2022 bei der Signal Iduna Krankenversicherung a. G. bei 58,5 Millionen Euro.

Die Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle stiegen um 6,3 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Die Zahlungen für stationäre Leistungen stiegen um 4,6 Prozent, die für ambulante Behandlungen um 3,3 Prozent. Die Zahlungen für Versicherungsfälle normalisierten sich im Vergleich zu den Corona-geprägten Vorjahren.

Die Nettoverzinsung in der Kapitalanlage der Krankenversicherung betrug 2,9 Prozent. Der Rohüberschuss ging gegenüber 2021 um 17,8 Prozent zurück und fiel 2022 mit 480,8 Millionen Euro niedriger aus als im Vorjahr (585,3 Millionen Euro). Aus dem Überschuss kommen 429,4 Millionen Euro direkt den Versicherten zugute.

Der Kundenbestand in der Vollversicherung lag leicht über dem Vorjahresniveau. Laut Leitermann verzeichnete der Krankenversicherer einen Zuwachs von 1.186 Vollversicherten (+0,2 Prozent), während die Branche mit Bestandsverlusten von 0,2 Prozent konfrontiert sei.

In der Zusatzversicherung kamen rund 38.100 Personen neu hinzu. Der Gesamtbestand sank hier jedoch leicht um ein Prozent auf etwas über 1,82 Millionen Personen. Der Bestand in der betrieblichen Krankenversicherung stieg um 17 Prozent auf im Saldo über 3.600 versicherte Personen.

Die Beitragsanpassung zum 1. Januar 2023 lag wieder deutlich unter dem Markdurchschnitt. Allerdings ist aus Kundensicht zu berücksichtigen, dass die brancheneinheitliche Anpassung in der Pflegepflichtversicherung für Nicht-Beihilfeversicherte sehr stark ausgefallen ist. Ursache sind die politischen Reformen, in denen Leistungserweiterungen für die Pflege beschlossen wurden. Diese müssen für die kapitalgedeckte Vorsorge der privaten Pflegepflichtversicherung nachhaltig ausfinanziert werden.

Kompositversicherung

Die Kompositversicherer haben mit einem Plus von 6,9 Prozent wieder am stärksten zum Wachstum beigetragen. Die gebuchten Bruttobeiträge des direkten Geschäfts aller Kompositversicherungsgesellschaften (inklusive Ausland) stiegen 2022 deutlich um 6,9 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,74 Milliarden Euro). Die Inlandsgesellschaften wuchsen um 6,3 Prozent und erzielten eine Beitragseinnahme von 1,60 Milliarden Euro. Damit liegt das Wachstum über dem Marktdurchschnitt von vier Prozent. Wachstumstreiber waren 2022 die Sachversicherungen.

Die Aufwendungen für Versicherungsfälle sanken insgesamt (Inland) um 14,2 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro. Die Schadenkostenquote (Combined Ratio) reduzierte sich gegenüber dem durch die Flutkatastrophe hohen Vorjahreswert (106,8 Prozent) auf gute 91,3 Prozent. Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen belief sich auf 2,2 Prozent. Die Winterstürme im Februar 2022 waren mit rund 24.700 Schäden und einer Brutto-Schadensumme von 36,4 Millionen Euro das größte Sturmereignis des Jahres. Hinzu kam eine kleinere Sturmserie im Mai mit etwa 2.600 Schäden und Schadenaufwendungen von rund 17 Millionen Euro.

Lebensversicherung im schwierigen Umfeld

Trotz schwieriger Marktbedingungen wuchsen die laufenden Beitragseinnahmen der Lebensversicherer um zwei Prozent. Das Vertriebsergebnis stieg im Jahr 2022 um 3,1 Prozent.

„Wir haben uns vor fünf Jahren konsequent nach Kundenanliegen aufgestellt, den Kundinnen und Kunden genau zugehört und bedarfsgerechte Produkte, Lösungen und Services entwickelt. Dass diese gut angenommen werden, zeigt das marktüberdurchschnittliche Wachstum in den letzten drei Jahren“, sagte Ulrich Leitermann.

Die gebuchten Bruttobeiträge aller Lebensversicherungsgesellschaften (inklusive Ausland) sanken 2022 um 2,8 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Die gebuchten laufenden Bruttobeiträge wuchsen um zwei Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.

Die Signal Iduna Lebensversicherung a. G. verzeichnete 2022 im Neugeschäft, gemessen in laufendem Beitrag, gegenüber dem Vorjahr einen geplanten Rückgang um 59,9 Millionen Euro beziehungsweise 56,2 Prozent auf 46,7 Millionen Euro. Die gebuchten Bruttobeiträge fielen um 106,2 Millionen Euro bzw. 8,7 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen belief sich auf 1,8 Prozent. Der Rohüberschuss sank gegenüber dem Vorjahr um 134Millionen Euro beziehungsweise 63,8 Prozent auf 209,9 Millionen Euro. Von diesem Überschuss wurden 96 Prozent (Vorjahr: 98,6 Prozent) für die Zuführung zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) und für die Direktgutschrift an die Kunden verwendet. Die Kapitalanlagen sanken um 1,5 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro.

Die neu gegründete Signal Iduna Lebensversicherung AG 2022 verzeichnete ein Neugeschäft, gemessen in laufendem Beitrag, in Höhe von 52,9 Millionen Euro. Die gebuchten Bruttobeiträge beliefen sich auf von 56,8 Millionen Euro. Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen lag bei 1,6 Prozent.

Insgesamt ging das Neugeschäft beider Gesellschaften gemessen in laufendem Beitrag um 6,9 Millionen Euro oder 6,5 Prozent zurück. Die gebuchten Bruttobeiträge beider Gesellschaften sanken um 49,4 Millionen Euro bzw. 4,1 Prozent. Leitermann führt den Rückgang auf die allgemeine Kaufzurückhaltung durch die Inflation und den Krieg in der Ukraine zurück. Der Rohüberschuss der Signal Iduna Lebensversicherung AG betrug 2022 -39,1 Millionen Euro (Vorjahr: 0,0 Millionen Euro).

Im Wesentlichen werde dieser begründet durch den Vorfinanzierungseffekt der Abschlusskosten, so Leitermann. Im Geschäftsjahr erfolgten eine Zuführung zur freien Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) in Höhe von 0,21 Millionen Euro sowie Direktgutschriften in Höhe von 3,2 Millionen Euro.

Die gebuchten Bruttobeiträge der Signal Iduna Pensionskasse gingen 2021 um 3,1 Prozent auf 103,5 Millionen Euro zurück (Vorjahr: 106,8 Millionen Euro). Das Neugeschäft, gemessen in laufendem Beitrag, stieg um 1,0 Prozent auf 9,0 Millionen Euro (Vorjahr: 8,9 Millionen Euro). Der Marktanteil im Neugeschäft gegen laufenden Beitrag erhöhte sich auf 27,1 Prozent.

Auslands- und Finanztöchter

Die ausländischen Erstversicherungsunternehmen sind 2022 trotz eines schwierigen Umfelds erneut gewachsen. So stiegen die gebuchten Prämien von 167 auf 201 Millionen Euro.

Die rumänischen Versicherungsgesellschaften setzten nach Angaben Leitermanns ihren Wachstumskurs fort: Die gebuchte Beitragseinnahme verdoppelt sich auf mehr 58,5 Millionen Euro. Von den höheren Beiträgen – rund 30 Millionen Euro – entfielen knapp 17 Millionen auf die neu erworbenen ehemaligen Ergo-Gesellschaften. Knapp 13 Millionen Euro resultierten aus organischem Wachstum: Das Wachstum beliefe sich ohne Akquisitionen auf ein Plus von 44,7 Prozent.

Die Signal Iduna Rumänien erzielte einen Jahresüberschuss in Höhe von zwei Millionen Euro (Vorjahr: 125.300 Euro). Dieser Überschuss ist laut Leitermann aus den guten Jahresergebnissen der neu erworbenen Versicherungsunternehmen (Ergo Rumänien Leben und Nicht-Leben) entstanden. Zudem konnte die rumänische Tochter in der betrieblichen Krankenversicherung ihre Führungsposition weiter ausbauen.

Verluste in Ungarn und Polen

Auch die in Ungarn konnte die Konzerntochter ein zweistelliges Prämienwachstum erzielen. Die gebuchten Bruttoprämien stiegen auf 118 Millionen Euro. Dennoch ergab sich ein Jahresfehlbetrag von 3,7 Millionen Euro (Vorjahr: Jahresüberschuss 1,2 Millionen Euro). Ursache dafür sind eine Sondersteuer der ungarischen Regierung (ca. -2,3 Millionen Euro) sowie ein ungünstiger Schadenverlauf in den Sparten Sachversicherung und Kraftfahrt.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr stiegen die gebuchten Beiträge der polnischen Erstversicherungsgesellschaften auf 25 Millionen Euro (Vorjahr: 23 Millionen Euro). Das Jahr war geprägt durch die steigende Inflation, die insbesondere in der Krankenversicherung zu höheren Leistungsausgaben führte. Dank des weiter anziehenden Reiseversicherungsgeschäftes konnte trotzdem ein gegenüber 2021 verbessertes Ergebnis von -1,1 Millionen Euro erreicht werden (Vorjahr: -2,4 Millionen Euro).

Die Signal Iduna Rückversicherungs-AG mit Sitz in Zug in der Schweiz verzeichnete ein Beitragsplus von 5,8 Prozent auf 194,2 Millionen Euro (Vorjahr: 183,5 Millionen Euro). Der Jahresgewinn von 8,5 Millionen Euro lag etwas oberhalb des Vorjahresresultats von 8,4 Millionen Euro (+0,4 Prozent). Die Eigenkapitalbasis wurde um 25 Millionen auf 205,2 Millionen Euro verstärkt.

Bausparen im Trend

Erfolgreich im schwierigen Marktumfeld entwickelten sich auch die Finanztöchter der Signal Iduna Gruppe. Die Signal Iduna Bauspar AG erzielte 2022 mit 788 Millionen Euro abgeschlossener Bausparsumme (Vorjahr: 465 Millionen Euro) eine deutliche Steigerung im Bauspar-Neugeschäft. Das Gruppe angenommene Baufinanzierungsgeschäft konnte mit 1,1 Milliarden Euro das Rekordergebnis des Vorjahres (1,6 Milliarden Euro) allerdings nicht erreichen.

Die Signal Iduna Asset Management GmbH (SIAM) erzielte im Geschäftsjahr 2022 mit 34,2 Millionen Euro ein um 5,5 Millionen Euro bzw. 13,6 Prozent niedrigeres Jahresergebnis als im Vorjahr (39,73 Millionen Euro). Im Geschäftsfeld „Portfoliomanagement“ erwirtschaftete die SIAM ein Provisionsergebnis in Höhe von 49,4 Millionen Euro (Vorjahr: 52,4 Millionen Euro). Grundlage war die Verringerung des verwalteten Vermögens auf rund 44,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 47,5 Milliarden Euro). Im Geschäftsfeld „Vertrieb und Service Finanzprodukte“ wurde das Provisionsergebnis leicht gesteigert und lag bei 8,9 Millionen Euro.

Das Bankhaus Donner & Reuschel konnte im herausfordernden Marktumfeld des Jahres 2022 im operativen Geschäft an die positive Entwicklung des Vorjahres anknüpfen. Insbesondere das Management der Zinswende ist der Bank durch frühzeitige Anpassungen und aktive Steuerung sehr gut gelungen. Das Zinsergebnis konnte um 15,8 Millionen auf 78,8 Millionen Euro gesteigert werden. Das Provisionsergebnis liegt mit 73,7 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Das Jahresergebnis vor Steuern liegt bei 7,7 Millionen Euro (Vorjahr: 17 Millionen Euro). Im Jahr 2023 feiert das Privatbankhaus Donner & Reuschel ein 225-jähriges Bestehen. Gegründet wurde die Bank 1798 vom Hamburger Kaufmann Conrad Hinrich Donner.

Die Hansinvest Hanseatische Investment-GmbH zieht für 2022 eine positive Bilanz: Die Anzahl der administrierten Publikums- und Spezialfonds ist auf 471 gestiegen (Vorjahr: 444), das verwaltete Bruttofondsvolumen lag bei über 53 Milliarden Euro. Davon entfielen rund 31 Milliarden Euro auf den Bereich Financial Assets und über 22 Milliarden Euro auf den Bereich Real Assets. Die Zuflüsse wurden im Schwerpunkt durch Wertpapier-, Publikums- und Spezialfonds sowie Immobilien-Spezialfonds generiert. Das administrierte Netto-Fondsvermögen betrug mehr als 46 Milliarden Euro.

Positiver Vertriebsstart in 2023

Für das Jahr 2023 verzeichnet die Signal Iduna Gruppe einen positiven Start. Im ersten Quartal 2023 stiegen die Beitragseinnahmen um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Das Vertriebsergebnis erhöhte sich nach einem bereits sehr guten 1. Quartal 2022 in diesem Jahr nochmal deutlich. Damit verzeichnete die Signal Iduna Gruppe im ersten Quartal 2023 das beste Vertriebsergebnis seit der Bildung des Gleichordnungskonzerns im Jahr 1999, so der Vorstandsvorsitzende.

„Wir befinden uns im letzten Jahr unserer VISION2023“, sagte Leitermann mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr 2023. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unsere Ambitionen erreichen und damit dann auch die angestrebten sieben Milliarden Euro Beitragseinnahmen Ende dieses Jahres erzielen werden. Unsere Transformation geht auf jeden Fall weiter: Das Umfeld verändert sich, und so müssen auch wir uns weiter verändern – weiterhin gute Produkte, Lösungen und Services entwickeln. Dabei hilft uns sicherlich auch unsere strategische Partnerschaft mit Google Cloud.“

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