S&P 500: Erwartete Fed-Entscheidung und Sektorrotation stützen Rally-Hoffnungen

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Sorgt die Fed für gute Laune beim S$P 500?

Der S&P 500 startet verhalten in den Dezember, doch technische Signale und eine überraschend breite Marktteilnahme nähren die Hoffnung auf eine Jahresendrally. Zugleich steigen die Erwartungen, dass die US-Notenbank Mitte Dezember erneut die Zinsen senkt. Welche Faktoren die Stimmung prägen, zeigt ein Blick auf Marktbreite, Sektorrotation und Konsumtrend.

Der Dezember beginnt für die US-Aktienmärkte zunächst verhalten. Der S&P 500 hat zwar seinen siebten Monatsgewinn in Folge erreicht, doch die jüngste Aufwärtsbewegung zum Monatsende wirkte kraftlos und der letzte Freitag im November verzeichnete das geringste Aktienhandelsvolumen des Jahres. Dennoch deutet vieles darauf hin, dass der Markt mit dem vertrauten Duft einer potenziellen Weihnachtsrally in den Dezember startet. Technische Signale haben sich zuletzt unauffällig, aber klar verbessert. Und da der Blick der Anleger zunehmend auf die wachsenden Erwartungen einer Zinssenkung gerichtet ist, könnte der letzte Monat des Jahres mehr Aufwärtspotenzial bieten, als Skeptiker erwarten.

Der S&P 500 betritt den Dezember vorausgeilten Blue Chips, die zu einer breiten Spanne in der Indexstruktur führen. Die Aktien etablierter Unternehmen, erreichten zwar neue Rekordstände und sicherten damit die siebenmonatige Wachstumsserie, doch die Marktbreite blieb lange schwach. Erst jüngst zog die Performance der Equal Weight-Version des Index, die eine geringere Konzentration auf große Tech-Werte aufweist, an. Ein Zeichen, dass Anleger zunehmend in Nachzügler rotieren.


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Das Konsumverhalten bleibt ein Schlüsselfaktor: Das US-Weihnachtsgeschäft liegt bislang sieben Prozent über dem Vorjahr, allerdings steigen gleichzeitig die Befürchtungen, dass die Pro-Kopf-Ausgaben der Verbraucher an den wichtigen Shopping-Tagen Black Friday und Cyber Monday gesunken sind. Die Positionierung wirkt daher vorsichtig. Während viele Anleger weiterhin auf ein Large-Cap-Momentum setzen, zeigen die ersten Dezemberflüsse Gewinnmitnahmen im Technologiesektor und eine langsame Verschiebung in Richtung Equal-Weight-Indizes und defensiver Branchen.

Breitere Marktteilnahme stützt die Rally

Der jüngste Kursanstieg wirkt zunehmend weniger wie ein Short-Squeeze und mehr wie eine echte Ausweitung der Marktteilnahme. Die Marktbreite festigte sich über das gesamte Ende des Novembers. Ein wichtiges Signal, das die Sorge vor einer Rally begrenzt auf wenige Blue Chips abmildert. Die NYSE-Advance-Decline-Linie, welche die Breite eines Marktes misst, durchbrach einen zentralen Widerstand und immer mehr S&P-500-Unternehmen eroberten ihre 50- und 200-Tage-Durchschnitte zurück. Selbst während kleinerer Rücksetzer sank die Zahl der Titel mit neuen Tiefstständen – ein Hinweis, dass die Marktstruktur eher an Rückenwind gewinnt als erodiert.

Besonders stark präsentiert sich in dieser Phase der Gesundheitssektor. Er war der führende Gewinner der jüngsten Aufwärtsbewegung. Zwar löste die November-Korrektur erneut Nervosität über zu stark konzentrierte zirkuläre KI-Deals aus, doch der mittelfristige Ausblick für Aktien bleibt konstruktiv, sofern die Führungsrotation weiter breit erfolgt und nicht abrupt versiegt.

Zinssenkungserwartungen steigen sprunghaft

Die makroökonomische Stimmung hat sich in der vergangenen Woche deutlich gedreht. Anleger rechnen inzwischen mit einer 88-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) um weitere 25 Basispunkte im Dezember. Ausschlaggebend waren schwächere Arbeitsmarktdaten, explizit dovishe Aussagen entscheidender Fed-Vertreter und vor allem das Ausbleiben jeglicher Gegenrede von US-Notenbankchef Jerome Powell.

John Williams, Präsident der New Yorker Fed, sprach offen seine Unterstützung für eine Zinssenkung aus, nachdem neue Arbeitsmarktdaten auf eine Abkühlung hindeuteten. Weitere Stimmen – darunter Fed-Governor Christopher Waller – signalisierten, dass eine Lockerung angebracht sein könnte, um eine übermäßige Schwächung des Arbeitsmarktes zu verhindern. Da die Fed inzwischen im offiziellen Kommunikations-Shutdown vor der Sitzung am 10. Dezember ist, verlassen sich die Märkte nun vollständig auf diese jüngsten Hinweise.

Nachfolge von Fed-Chef Powell wird zum neuen Marktfaktor

Über den Dezember hinaus hängt der Pfad weiterer Lockerungen zunehmend davon ab, wer künftig an der Spitze der Fed stehen könnte. Präsident Donald Trump ließ zuletzt durchblicken, bereits einen Favoriten für die Nachfolge Powells gewählt zu haben. Ein potenziell zentraler Einflussfaktor für die Geldpolitik bis weit in das Jahr 2026 hinein. Berichten zufolge umfasst die Shortlist Kevin Hassett, den ehemaligen Fed-Governor Kevin Warsh sowie den amtierenden Governor Christopher Waller. Ein Wechsel an der Spitze könnte den Kurs der Fed deutlich verändern. Sollte ein stärker dovish orientierter Kandidat nominiert werden, würde dies Spekulationen über frühere und aggressivere Zinssenkungen nähren. Besonders zinssensitive Marktsegmente – etwa Einzelhandel und wachstumsstarke Technologiewerte – könnten davon erheblich profitieren.

Die Spekulation, dass Kevin Hassett – aktuell Wirtschaftsberater von US-Präsident Trump, mit dem Ruf eine deutlich lockerere Geld- und Zinspolitik zu vertreten – derzeit als Favorit gilt, hat die Märkte bislang nicht erschüttert. Vielmehr nahmen Aktien, Anleihen und der US-Dollar die Berichte gelassen auf – ein positives Signal für seine potenzielle Ernennung. Der Markt sieht die Risiken zunehmend in Richtung einer lockereren Geldpolitik. Für 2026 werden bislang zwei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte eingepreist.

KI-Momentum kehrt zurück – und Konsumenten zeigen Kaufkraft

Nachdem der Handel von KI-Titeln Anfang November kurz ins Straucheln geraten war, hat er eine bemerkenswerte Erholung hingelegt. Schwergewichte wie Alphabet profitierten von optimistischen Reaktionen auf die jüngsten Gemini-Updates, während Nvidia und Oracle ebenfalls wieder an Dynamik gewannen.

Gleichzeitig zeigte sich das US-Konsumentenverhalten am Thanksgiving-Wochenende von einer überraschend robusten Seite. Trotz schwächerer Verbraucherstimmung und fragiler Arbeitsmarktlage stieg das Online-Shopping deutlich an. Gestützt durch KI-gestützte Preisvergleichstools und ausgeprägte Rabattstrategien zeigte sich, dass die US-Verbraucher zwar vorsichtiger, aber keineswegs passiv in die Feiertage starten. Mehrere Datenanbieter bestätigten ein starkes E-Commerce-Ergebnis – ein wichtiges Signal für die Gesamtwirtschaft.

Positionierung für das Jahresende

Saisonale Muster sprechen klar für den Markt: Der Dezember zählt historisch zu den stärksten Börsenmonaten und insbesondere in Jahren, in denen der S&P 500 bereits mit Gewinnen in das Schlussquartal geht, steigt die Wahrscheinlichkeit eines positiven Jahresabschlusses erheblich. Dieser Effekt verstärkt sich zusätzlich im ersten Jahr eines US-Präsidentschaftszyklus.

Mit einem Plus von 16 Prozent seit Jahresbeginn bewegt sich der S&P 500 in einer spannenden Ausgangslage. Die technischen Indikatoren sprechen für ein weiter zunehmendes Momentum, saisonale Faktoren bleiben freundlich und die Erwartung einer Zinssenkung stützt die Stimmung. Gleichzeitig wirken hohe KI-Bewertungen, fragiler Konsum und potenzielle Volatilität rund um die Fed-Sitzung als klare Hemmnisse.

Sollte die Fed wie erwartet am 10. Dezember eine weitere Zinssenkung beschließen, könnte dies die saisonal bullische Tendenz verstärken und die nächste Aufwärtsbewegung auslösen. Umgekehrt könnte ein unerwarteters Beibehalten des aktuellen Zinssatzes oder eine als hawkisch empfundene Haltung dagegen der Rally – zumindest temporär – ein jähes Ende bereiten.

Im Basisszenario überwiegen die positiven Signale: Unterstützungsniveaus halten, die Marktbreite verbessert sich und die Risikobereitschaft steigt. Damit sehen wir Potenzial für einen Anstieg des S&P 500 auf 7.000 Punkte bis Jahresende und auf 7.800 Punkte bis Ende 2026.

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Autorin Violeta Todorova ist Senior Research Analyst bei Leverage Shares.

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