Der Kauf oder Bau einer Immobilie gehört zu den größten finanziellen Entscheidungen im Leben vieler Menschen. Doch während Zinsen, Inflation und lange Kreditlaufzeiten häufig thematisiert werden, spielen konkrete existenzielle Risiken wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Tod in der Wahrnehmung vieler Baufinanzierer kaum eine Rolle. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von HDI Bancassurance in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov.
Demnach beschäftigen sich viele angehende Immobilienkäufer nur am Rande mit der Frage, wie sie ihre Finanzierung im Falle eines Einkommensverlustes absichern könnten. Arbeitslosigkeit nennen lediglich 17 Prozent der Befragten als relevantes Risiko, eine mögliche Arbeitsunfähigkeit nur acht Prozent. Der Tod als Risikofaktor wird sogar nur von drei Prozent der Teilnehmenden erwähnt. Stattdessen stehen schwer kalkulierbare Entwicklungen wie das Zinsniveau oder die allgemeine wirtschaftliche Lage im Vordergrund.
Beratung zu Absicherungsmöglichkeiten oft lückenhaft
Diese Wahrnehmung spiegelt sich auch im Beratungsalltag wider. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Befragten, die eine Finanzierung planen, haben sich zum Zeitpunkt der Umfrage noch gar nicht mit der Frage der Absicherung befasst. Auch nach Abschluss eines Darlehens hat sich knapp ein Drittel (29 Prozent) nicht weiter mit diesem Thema auseinandergesetzt.
„Der Mensch tendiert dazu, Unangenehmes auszublenden. Dies trifft offensichtlich auch auf potenziell einschneidende Lebensentscheidungen zu, wie den Bau oder Kauf einer Immobilie und damit verbunden den Abschluss einer Baufinanzierung“, sagt Matthias Weber, Vorstand der Lifestyle Protection, einer Gesellschaft von HDI Bancassurance. „Im März 2025 lag die Arbeitslosenquote laut Statistischem Bundesamt bei 6,4 Prozent. Themen wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Tod zu ignorieren, kann bei langfristigen Krediten riskant sein. Deshalb finde ich es wichtig, dass diese Themen offen im Beratungsgespräch angesprochen werden, um die Kundinnen und Kunden gut zu unterstützen. Unsere Studie zeigt deutliche Potenziale in der Beratung auf.“
Tatsächlich erinnern sich nur rund ein Drittel der Befragten an ein konkretes Gespräch oder Angebot zur Absicherung solcher Risiken. Selbst unter jenen, die eine Finanzierung bereits abgeschlossen haben, zeigt sich ein Informationsdefizit – wobei die Todesfallabsicherung noch am häufigsten Thema war.
Angebot führt häufig zum Abschluss – wenn es denn gemacht wird
Die Studie zeigt auch: Wird überhaupt ein konkretes Angebot zur Risikoabsicherung gemacht, nehmen es viele Darlehensnehmer auch an. Bei der Absicherung des Todesfallrisikos liegt die Abschlussquote bei 66 Prozent, bei Arbeitsunfähigkeit bei 56 Prozent, bei Arbeitslosigkeit bei 46 Prozent. Das deutet darauf hin, dass viele Verbraucher grundsätzlich bereit sind, sich mit diesen Risiken auseinanderzusetzen – sofern sie aktiv darauf angesprochen werden.
Gleichzeitig offenbaren die Ergebnisse Unterschiede zwischen den Beratungskanälen. Während Vergleichsportale und Online-Anbieter in puncto Risikoberatung besser abschneiden, finden die tatsächlichen Vertragsabschlüsse nach wie vor überwiegend im stationären Vertrieb statt – etwa bei Filialbanken, Sparkassen oder unabhängigen Vermittlern. Genau dort aber, so die Studienautoren, wird die Absicherung oft nur am Rande thematisiert.
Dabei legen Verbraucher weiterhin Wert auf persönliche Beratung: 78 Prozent der befragten Planer und Erstfinanzierer bevorzugen entweder ein direktes Gespräch oder eine Kombination aus Online- und Präsenzberatung, wenn es um den Schutz gegen zentrale Lebensrisiken während der Kreditlaufzeit geht.