Studie: Vertrauen in Gesundheitspolitik sinkt – Wunsch nach Bürgerversicherung wächst

Foto: Smarterpix/Iryna_Rasko
Herumdoktern der Politik am Gesundheitssystem schürt Frust bei den Deutschen.

Die Bundesregierung will mit einem Sparpaket von zwei Milliarden Euro die Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen sichern und die Zusatzbeiträge stabilisieren. Doch viele Bürger zweifeln am Erfolg der Maßnahmen. Laut einer aktuellen Studie wächst der Wunsch nach einer einheitlichen Bürgerversicherung – während die Bereitschaft zum Kassenwechsel sinkt.

Mit einem Sparpaket von rund zwei Milliarden Euro will Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen stabilisieren. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag soll laut Schätzerkreis im kommenden Jahr bei 2,9 Prozent liegen, aktuell beträgt er 2,5 Prozent. Doch das Vertrauen der Bürger in die gesundheitspolitischen Maßnahmen der Regierung bleibt gering. Nur 19 Prozent trauen der Politik grundsätzlich zu, die Probleme im Gesundheitswesen zu lösen.

Mehrheit befürwortet Bürgerversicherung

Wie aus der Studie „GKV-Wechselmonitor 2025“ hervorgeht, wünschen sich viele Versicherte tiefgreifende Reformen. 61 Prozent der Befragten befürworten die Zusammenlegung von gesetzlicher und privater Krankenversicherung sowie der Beihilfe zu einer Bürgerversicherung. Damit soll vor allem eine stabile Beitragsentwicklung erreicht werden.

Trotz der absehbaren Beitragserhöhungen denken aktuell nur noch 37 Prozent der gesetzlich Versicherten über einen Wechsel ihrer Krankenkasse nach – im Vorjahr waren es noch 43 Prozent. Mit 54 Prozent zeigen vor allem Familien eine höhere Wechselbereitschaft.


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Wechselbereitschaft sinkt, Zufriedenheit bleibt entscheidend

Tatsächlich wechseln jedoch nur wenige Versicherte. In den vergangenen zwölf Monaten entschieden sich zehn Prozent für eine andere Kasse. Jeder zweite Deutsche hat bislang noch nie die Krankenkasse gewechselt. Hauptgrund für die Treue ist die Zufriedenheit mit dem bestehenden Anbieter: 62 Prozent der Befragten geben an, mit ihrer Krankenkasse zufrieden zu sein. Weitere 24 Prozent finden keine attraktive Alternative, während 22 Prozent den Wechselprozess als zu kompliziert empfinden.

„Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage achten die Deutschen derzeit zwar stärker auf ihre Ausgaben, doch die Krankenkassenbeiträge stehen dabei selten im Fokus“, sagt Simon Arne Manner, Partner bei Horváth. „Erhöhungen fallen oft nicht groß auf, zumal die Arbeitgeber einen Teil davon abführen. Viele Versicherte wissen auch gar nicht, wie einfach ein Kassenwechsel ist. All das führt dazu, dass Wechselabsichten oft verpuffen.“

Sparmotivation bleibt wichtigster Wechselgrund

Finanzielle Überlegungen sind für viele dennoch der wichtigste Treiber. 68 Prozent der Befragten nennen geringere Beiträge als Hauptgrund für einen Kassenwechsel. Unter jenen, die in den vergangenen zwölf Monaten tatsächlich wechselten, nannten 52 Prozent finanzielle Motive.

„Ein breiter Mitgliederschwund ist zwar nicht zu erwarten, dennoch sollten sich die Krankenkassen proaktiv um die Loyalität ihrer Versicherten kümmern“, betont Manner. „Besonders kritisch kann es für Häuser werden, die Zusatzbeiträge einsetzen, um ihre Verwaltungskosten zu decken.“

Zudem warnt Manner vor möglichen Nebenwirkungen der Sparpolitik: „Es wird eine Herausforderung für die Krankenkassen sein, die Ausgaben kurzfristig in die von der Regierung vorgegebenen Größenordnungen zu bewegen. Gleichzeitig besteht das Risiko, dass mit einem Fokus auf die Dämpfung der Sachkostenentwicklung Investitionen in die Digitalisierung nicht wie geplant stattfinden können.“

Mehrheit rechnet mit höheren Beiträgen

Trotz der politischen Bemühungen um stabile Zusatzbeiträge erwarten 71 Prozent der Deutschen steigende Kosten. Laut der Studie liegt die Schmerzgrenze bei einer Erhöhung um 17,50 Euro pro Monat. Ab diesem Betrag würden mehr Versicherte den Anbieter wechseln, als die höheren Beiträge zu akzeptieren.

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