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Trendfolgemodelle: „The trend is your friend until the end“

Foto: Kerstin Hammerschmidt

Trendfolgesysteme gelten als nüchterne Alternative zum klassischen Fondsmanagement. Statt auf Prognosen oder Bauchgefühl setzen sie auf Algorithmen und klare Regeln. Leo Willert, Geschäftsführer von ARTS Asset Management, erklärt, welche Vorteile Trendfolgesysteme haben, welche Chancen Kryptowährungen bieten und wo KI ihre Grenzen hat.

Herr Willert, können Sie uns kurz erklären, wie Trendfolgesysteme funktionieren und worin ihr wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu klassischen Anlagestrategien liegt?

Willert: Während im klassischen Fondsmanagement, oftmals auf Basis einer diskretionären Mikro- oder Makroanalyse, Anlageentscheidungen stark von der Einschätzung des Fondsmanagers oder dessen Teams abhängen, setzen Trendfolgesysteme auf klare, regelbasierte Prozesse. Emotionen oder persönliche Fehlschlüsse (Bias“) haben bei quantitativen Handelssystemen keinen Einfluss. Entscheidungen werden hingegen konsequent und prognosefrei auf Grundlage von vordefinierten Algorithmen getroffen. 

Bei ARTS Asset Management vertrauen wir seit Jahren erfolgreich auf den Momentum-Ansatz – eine der am besten wissenschaftlich untersuchten Strategien. Studien zeigen dabei, dass Wertpapiere mit starkem Kurszuwachs eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, ihren Trend kurz- bis mittelfristig fortzusetzen. Unser System versucht solche Trends frühzeitig zu identifizieren, steigt flexibel ein und reagiert sofort, wenn sich ein Trend umkehrt. So können wir Verluste begrenzen und Gewinne konsequent sichern. Ganz nach unserem Leitsatz: „The trend is your friend until the end.“ Mit diesem systematischen Ansatz verfolgen wir ein klares Ziel: Stabile Performance und begrenzte Verlustphasen durch den Einsatz disziplinierter Investmentstrategien.

Welche Märkte und Assetklassen eignen sich besonders gut für den Einsatz von Trendfolgestrategien – und wo stoßen sie an Grenzen?

Willert: Trendfolgestrategien lassen sich auf nahezu jede handelbare Assetklasse anwenden, von Aktien über Anleihen bis hin zu Kryptomärkten. Hier gibt es keine Einschränkungen. Wir haben mit unserem Trendfolgemodell ein System geschaffen, das mittels eines Scoring-Models die Auswahl der einzelnen Portfoliokomponenten trifft. Dabei greift es auf ein globales Universum von mehr als 10.000 Fonds bzw. 3.000 ETFs sowie Einzelaktien zu. Je nach Marktsituation wird aktiv in die trendstärksten Branchen bzw. Regionen investiert. In starken Aktienmarktphasen wird die maximale Aktienquote ausgeschöpft, hingegen in schwachen Marktperioden, kann diese bis auf null Prozent abgebaut und in konservativere Renten- bzw. Geldmarktfonds ausgewichen werden. 

Welche Rolle spielen Kryptowährungen im Rahmen von Trendfolgesystemen – sind sie eher eine zusätzliche Chance oder ein Risiko?

Willert: Kryptowährungen sind eine sehr dynamische Assetklasse: Einem hohen Renditepotenzial steht ein hohes Verlustrisiko gegenüber. Die Volatilität von Bitcoin liegt heutzutage bei rund 30 bis 60 Prozent, je nach Zeithorizont. Bei kleineren Kryptowährungen ist die Schwankungsbreite noch viel höher. Um die hohe Volatilität in den Griff zu bekommen, eignet sich ein Trendfolgeansatz mit einer integrierten Risikomanagementsystematik hervorragend. Ein Trendfolgesystem, steigt in Kryptowährungen erst ein, wenn sich ein stabiler positiver Trend etabliert hat, und steigt automatisiert wieder aus, wenn sich der Trend abschwächt. So kann das hohe Verlustrisiko begrenzt werden. 

Wir haben Kryptowährungen als einer der ersten Asset Manager in unseren Mischfonds C-QUADRAT ARTS Total Return Flexible bereits Ende 2023 als zusätzlich Assetklasse aufgenommen. Dabei investieren wir nicht direkt in die Krypto-Assets, sondern in Exchange Traded Products (ETPs), die die Wertentwicklung der Kryptos abbilden. Aufgrund der positiven Erfahrung mit Krypto-Assets haben wir unser Engagement im Krypto-Bereich ausgeweitet und die Anzahl der investierbaren Kryptowährungen erhöht: neben Bitcoin und Ethereum kann nun auch in die nach Marktkapitalisierung größten 30, wie Ripple, Solana, Cardano oder Polkadot investiert werden. Außerdem haben wir die Kryptoquote von 5 auf maximal 10 Prozent erhöht. Dies hat die Volatilität des Fonds nur geringfügig gesteigert und führt insgesamt zu einem besseren Risk-Return-Profil.

Sehen Sie bei digitalen Assets bestimmte Besonderheiten, die Trendfolger berücksichtigen müssen, etwa höhere Volatilität oder geringe Marktliquidität?

Willert: Wie bereits erwähnt weisen Kryptowährungen im Vergleich zu etablierten Assetklassen viel höhere Volatilitäten auf. Deshalb sollten diese auch limitiert eingesetzt und mit Risiko-Begrenzungs-Limiten ausgestattet werden. Auch die Marktliquidität spielt dabei eine wesentliche Rolle. Kleine Kryptos wie Meme-Coins oder „Spass-Coins“ kommen und gehen. Deshalb konzentrieren wir uns ausschließlich auf die nach Marktkapitalisierung größten und etablierten Kryptowährungen. So verbinden wir Chancen im Krypto-Markt mit einem disziplinierten, risikoorientierten Ansatz.

Inwieweit setzen Sie bei ARTS Asset Management bereits Künstliche Intelligenz ein, um Trends zu identifizieren oder Handelsentscheidungen zu optimieren?

Willert: Künstliche Intelligenz kann enorme Datenmengen in Sekunden auswerten, was einen klaren Vorteil, gerade für die datenintensive Finanzbranche und das Asset Management darstellt. Genau aus diesem Grund nutzen wir seit über 20 Jahren unser quantitatives und regelbasiertes Handelssystem. Dadurch kann ein globales Investmentuniversum laufend analysiert und überwacht werden und dies 24/7, also rund um die Uhr. 

Doch KI sollte unserer Meinung nach nie zum autonom agierenden, unkontrollierten Fondsmanager auserkoren werden. Denn selbstlernende Systeme können zu negativen Überoptimierungen führen, deren Entscheidungen oft nicht mehr nachvollziehbar sind. Sogenannte „Halluzinationen“ der KI können darüber hinaus zu erheblichen finanziellen Risiken und Haftungsfragen führen. Die selbstlernende KI gleicht damit einer Black Box mit unüberschaubaren Risiken für die Anleger und auch für die Asset Management Gesellschaft. Daher basieren bei ARTS Kauf- und Verkaufsentscheidungen aufgrund von vorab definierten, transparenten Algorithmen, die jederzeit nachvollziehbar und erklärbar sind. So verbinden wir die Effizienz moderner Technologie mit verlässlicher Sicherheit und Kontrolle.

Glauben Sie, dass KI langfristig menschliche Analysten im Trendfolgemanagement teilweise ersetzen kann – oder bleibt das Zusammenspiel entscheidend?

Willert: Zur Analyse der Momentum-stärksten Fonds setzen wir bei ARTS schon seit jeher auf leistungsstarke Computersysteme. Auch die Umsetzung der Investments erfolgt seit Anbeginn durch unser technisches Handelssystem effizient, präzise und regelbasiert. Dennoch bleiben wir skeptisch gegenüber Prognosen, die angesichts der rasanten Entwicklung von künstlicher Intelligenz das Ende des menschlichen Fondsmanagers ausrufen.

Welche Vorteile bieten Trendfolgesysteme aus Ihrer Sicht für Privatanleger und institutionelle Investoren – insbesondere in Phasen hoher Unsicherheit an den Märkten?

Willert: Ein Trendfolgesystem reagiert flexibel auf volatile bzw. unsichere Märkte. Es steigt erst dann ein, wenn sich ein stabiler positiver Trend etabliert hat und trifft Entscheidungen rein rational auf Basis nachvollziehbarer mathematischer Regeln, nämlich unbeeinflusst von Emotionen oder persönlichen Meinungen. Die Portfoliozusammensetzung ist wie ein Orchester: Die einzelnen Instrumente müssen optimal aufeinander abgestimmt sein. Unsere Trendfolge-Produkte funktionieren dadurch wie eine aktive Vermögensverwaltung, nur in einem für Investoren attraktiven Fondsmantel. Neben der rechtlichen Sicherheit eines Fonds-Sondervermögens können auch Steuern für das Rebalancing gespart werden und das schon bei geringen Veranlagungssummen. 

Wie können Anleger sicherstellen, dass sie nicht zu spät in einen Trend einsteigen und ebenso rechtzeitig wieder aussteigen?

Willert: Timing ist nicht alles. Bei unseren Trendfolgestrategien geht es nicht darum, den perfekten Ein- oder Ausstiegszeitpunkt zu erwischen, Das ist auf Dauer auch nicht möglich. Wer auf diesen optimalen Zeitpunkt wartet, investiert nie bzw. mit Verzögerung oder bleibt zu lange in Positionen gefangen. Stattdessen setzen wir auf ein bewährtes, regelbasiertes System, das flexibel auf Markttrends reagiert und so Chancen nutzt, ohne auf Glück oder perfekte Prognosen angewiesen zu sein. Mit diesem Ansatz verbindet ARTS Disziplin, Sicherheit und Flexibilität für ein Portfolio, das den Marktchancen folgt, ohne unnötige Risiken einzugehen.

Dieser Artikel ist Teil des Cash. EXKLUSIV – Trendfolger in Kooperation mit ARTS Asset Management. Alle Artikel des EXKLUSIV finden Sie hier.

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