Trotz Bundesdarlehen: DAK warnt vor Beitragssprüngen in Gesundheit und Pflege ab 2026

Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK
Foto: DAK/Läufer
Andreas Storm: "Die Finanzierungsmittel mit Rückzahlungspflicht sind ein Strohfeuer."

DAK-Vorstandschef Andreas Storm warnt mit Blick auf den Haushaltsplan der Bundesregierung vor neuen Beitragssprüngen in den Bereichen Gesundheit und Pflege. Das von Gesundheitsministerin Nina Warken angekündigte Ziel einer finanziellen Stabilisierung der GKV und der sozialen Pflegeversicherung werde verfehlt. Das zeigt eine neue IGES-Projektion im Auftrag der DAK.

Die DAK-Gesundheit warnt angesichts der aktuellen Haushaltsplanung der Bundesregierung vor spürbaren Beitragserhöhungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der sozialen Pflegeversicherung (SPV). Nach Berechnungen des IGES Instituts im Auftrag der Krankenkasse drohen ab dem Jahr 2026 deutliche Mehrbelastungen für Versicherte und Arbeitgeber.

„Mit den geplanten Darlehen für Gesundheit und Pflege kann die Beitragsspirale definitiv nicht gestoppt werden“, kritisiert DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Die Finanzmittel mit Rückzahlungspflicht sind ein Strohfeuer und werden einen Jojo-Effekt auslösen.“ Statt der angekündigten Stabilisierung durch Gesundheitsministerin Nina Warken befürchtet die DAK einen fortgesetzten Anstieg der Beitragssätze.

GKV- und Pflegebeiträge steigen – Trend setzt sich bis 2035 fort

Laut IGES-Projektion wird der Beitragssatz in der GKV zum Jahreswechsel 2026 von aktuell 17,5 auf 17,7 Prozent steigen. 2027 sei ein weiterer Anstieg um 0,3 Prozentpunkte auf 18,0 Prozent zu erwarten. Die Tendenz sei klar: Ohne Gegenmaßnahmen klettert der Beitrag bis 2035 auf 20 Prozent.


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In der Pflegeversicherung sind die Effekte ähnlich: Auch hier droht 2026 ein Anstieg um 0,2 Beitragspunkte auf 4,0 Prozent. Bis 2029 soll der Satz laut IGES auf 4,7 Prozent steigen, 2035 sogar auf 5,1 Prozent. Die Folge: Der Gesamtsozialversicherungsbeitrag würde bis 2035 auf 49,7 Prozent anwachsen.

Kritik am „Strohfeuer-Etat“

Storm warnt: „Statt der versprochenen Beitragsstabilität in der GKV und der sozialen Pflegeversicherung setzt sich der ruinöse Preiswettbewerb mit nahezu ungebremsten Beitragssatzsteigerungen fort. Das gefährdet die Funktionsfähigkeit des Sozialversicherungssystems.“ Die bislang vorgesehenen Bundesdarlehen in Höhe von jeweils 2,3 Milliarden Euro für die GKV in den Jahren 2025 und 2026 sowie 500 Millionen Euro (2025) und 1,5 Milliarden Euro (2026) für die Pflegeversicherung seien kurzfristig wirksam – aber langfristig ohne substanzielle Wirkung.

Der DAK-Chef fordert daher einen grundlegenden Kurswechsel: „Wir brauchen einen Stabilitätspakt mit dauerhaft höheren Bundeszuschüssen und einer einnahmeorientierten Ausgabenpolitik.“

Beitragssenkung bei echter Strukturreform möglich

Das IGES Institut hat auch mögliche Alternativszenarien berechnet. Demnach könnten die Beiträge stabilisiert oder sogar gesenkt werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt würden:

  • Ab 2026: jährlicher, nicht dynamisierter Bundeszuschuss von zehn Milliarden Euro Euro an die GKV – zur Deckung der Lücke bei Bürgergeldbeziehern.
  • Ab 2027: Ausgaben der GKV steigen nur noch im Rahmen der Einnahmen („einnahmeorientierte Ausgabenpolitik“)
  • 2026: einmaliger Bundeszuschuss in Höhe von 5,2  Milliarden Euro an die Pflegeversicherung zur Kompensation coronabedingter Mehrausgaben

In diesem Reformmodell könnte der GKV-Beitrag 2026 auf 17,4 und 2027 auf 17,2 Prozent sinken – und bis 2035 stabil bleiben. Der Pflegebeitrag ließe sich in 2026 und 2027 auf 3,8 Prozent halten. Insgesamt würde der Sozialversicherungsbeitrag 2035 dann bei 46,9 Prozent liegen und damit fast drei Punkte niedriger als im aktuellen Basisszenario.

Vorschlag für jährlichen Sozialversicherungsbericht

Um mehr Transparenz und Planbarkeit zu schaffen, fordert Storm zudem ein regelmäßiges Monitoring der Beitragsentwicklung: „Die Bundesregierung sollte jährlich einen Sozialversicherungsbericht vorlegen, der eine Projektion der voraussichtlichen Beitragsentwicklung für einen Zehnjahreszeitraum unter Betrachtung verschiedener Szenarien enthält.“

Hintergrund

Die IGES-Projektion basiert auf aktuellen Haushaltsdaten, offiziellen Angaben der Bundesministerien sowie den Zahlen der Sozialversicherungsträger. Berücksichtigt wurden Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Die Analyse wurde im Auftrag der DAK-Gesundheit erstellt.

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