Versicherungswirtschaft erwartet rückläufiges Beitragsgeschäft 2011

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) teilte mit, dass die Branche 2011 mit einen Beitragsrückgang von 1,2 Prozent auf rund 177 Milliarden Euro rechnen muss. In der Lebensversicherung beträgt das Minus 5,7 Prozent.

Rolf-Peter Hoenen, GDV
Rolf-Peter Hoenen, GDV

Als Grund für das erstmalige Absinken des Beitragsaufkommens in der Lebensversicherung seit Jahrzehnten benennt der GDV vor allem das rückläufige Einmalbeitragsgeschäft nach den Boomjahren 2009 und 2010 – ein Minus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sei hier zu verzeichnen. Ohne diesen Sondereffekt „sind die Beitragseinnahmen in der deutschen Erstversicherung um 1,8 Prozent gestiegen“, sagt GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen (Foto). Das Gesamtvolumen 2011 liegt damit bei 85,2 Milliarden Euro.

Den größten Zuwachs von allen Sparten verzeichnet die private Krankenversicherung mit einem Plus von 4,9 Prozent. Die Beitragseinahmen belaufen sich hier auf insgesamt 34,9 Milliarden Euro. In der Schaden- und Unfallversicherung sind es 56,6 Milliarden. Hier steht ein Zuwachs von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu Buche – das kräftigste Wachstum seit 2003, wie der GDV betont. Hoenen zeigte sich mit dem Gesamtergebnis insgesamt zufrieden und hält eine Verbesserung der Beitragsentwicklung für die Gesamtbranche im nächsten Jahr für möglich.

„Versicherer könnten sich Folgen eines Zusammenbruchs des Finanzsystems nicht entziehen“

Zugleich räumte Hoenen ein, dass die aktuelle Situation an den Finanzmärkten „die Lebensversicherer ohne Zweifel vor erhebliche Herausforderungen stellt“. Allerdings hätte ein Zahlungsausfall Griechenlands kaum Auswirkungen auf die Branche und ihre Kunden, so Hoenen. Die Beteiligung an griechischen Staatsanleihen zum Frühjahr 2011 liege laut eines Berichts der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) bei unter 0,3 Prozent der Kapitalanlagen. Der Anteil an Anleihen der sogenannten PIIGS-Länder (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien) gab Hoenen mit 3,0 Prozent an. Die Lebensversicherer seien allerdings mit einem Anteil von 8,9 Prozent zum Herbst 2010 deutlich stärker in den PIIGS-Ländern engagiert.

Sollte es zu einer neuen Welle von Bankenpleiten kommen, könnten sich die Versicherer nicht von den Folgen eines Zusammenbruchs der Finanzsysteme entziehen, so Hoenen. Der GDV-Präsident betonte allerdings: „In einer Reihe von Dominosteinen stehen die Versicherer nicht vorne, sondern weit, weit hinten in der Reihe.“ Entscheidend sei, dass es nicht zum Fallen der Dominosteine kommt. Die EU-Gipfelbeschlüsse von Ende Oktober zielten darauf ab und würden vom GDV voll unterstützt, sagte Hoenen.

„Niedrigzinspolitik weit schlimmer als jede Abschreibung auf griechische Staatsanleihen“

Im Hinblick auf die seit drei Jahren geltenden Niedrigzinspolitik an den Finanzmärkten, sagte Hoenen, dass dies der schädlichste Aspekt der Finanzkrise sei – weit schlimmer als jede Abschreibung auf griechische Staatsanleihen. Es gelinge den deutschen Versicherern allerdings, die Auswirkungen der Finanzmarkt- und Schuldenkrise für ihre Kunden weitgehend abzufedern. So könne die Branche voraussichtlich auch 2011 eine Nettoverzinsung von über vier Prozent auf ihre Kapitalanlagen erwirtschaften, teilte Hoenen mit.

Zwar betonte der GDV-Präsident, dass Lebensversicherungskunden gerade in Krisenzeiten von den Glättungsmechanismen proftierten, die es ermöglichen, auch in Krisenjahren eine im Vergleich mit anderen Vorsorgeformen attraktive Gesamtverzinsung zu erzielen. Doch dauerhaft niedrige Zinsen erschweren die Neuanlage deutlich, daher müsse die in den vergangenen Jahren aufgebaute Liquidität von den Zentralbanken zügig wieder abgebaut werden, so die Forderung Hoenens.

Seite 2: Versicherer fordern zügige Nachbesserungen bei Solvency II

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