Warum Gold wieder zur Portfolio-Pflicht wird

Goldbarren
Foto: PantherMedia/dpcrestock (Kristina Afanasyeva)
Goldpreis ist weiterhin nach oben gerichtet.

Gold ist zurück im Rampenlicht – nicht als kurzfristiger Hype, sondern als strategischer Baustein im Portfolio. Warum das Edelmetall von Zentralbankkäufen, wiederkehrender ETF-Nachfrage und strukturellem Misstrauen gegenüber Fiatwährungen profitiert – und weshalb auch Goldaktien vor einer Neubewertung stehen könnten

„Gold war schon immer mehr als ein Rohstoff“, schreibt Imaru Casanova, Portfoliomanagerin Gold und Edelmetalle bei VanEck. Über Jahrhunderte hinweg diente es als universelle Wertanlage, als Absicherung für unsichere Zeiten und als Symbol für dauerhaften Reichtum. „Historisch gesehen hat sich die Rolle von Gold in globalen Portfolios parallel zu den Währungsregimen entwickelt – vom klassischen Goldstandard bis zum heutigen, von Fiatgeld dominierten System. Jeder Übergang, ob gekennzeichnet durch Inflationsdruck, Finanzkrisen oder geopolitische Turbulenzen, hat die Widerstandsfähigkeit des Metalls erneut bestätigt.“

Im Laufe der letzten zehn Jahre hat sich Gold zu dem entwickelt, was viele Analysten heute als strukturelle Notwendigkeit in diversifizierten Portfolios bezeichnen. Seine Performance über mehrere Konjunkturzyklen hinweg – die globale Finanzkrise, Konjunkturprogramme während der Pandemie und Inflationsdruck nach 2020 – hat seine Fähigkeit unterstrichen, seinen Wert zu erhalten, wenn konventionelle Vermögenswerte an Wert verlieren.

Imaru Casanova, VanEck
Imaru Casanova, VanEck (Foto: Foto: Valerie Caviness)

Ende 2025 wird Gold bei über 4.000 US-Dollar pro Unze gehandelt, nachdem es seit Jahresbeginn um über 50 Prozent zugelegt hat. Damit zählt es zu einer der leistungsstärksten Anlageklassen weltweit. „Diese Rallye ist zwar bemerkenswert, aber nicht ohne historisches Vorbild“, so Casanova. Ähnliche Aufschwünge gab es auch in den 1970er und 1980er Jahren in Zeiten der Währungsabwertung und erhöhter geopolitischer Spannungen. 

Der jüngste Preisanstieg des Goldpreises wird durch das Zusammenwirken zweier dominanter Kräfte angetrieben. Zum einen markiert die anhaltende Akkumulation durch die Zentralbanken, insbesondere aus Schwellenländern, eine der stärksten offiziellen Kaufphasen in der modernen Geschichte: Seit 2022 haben Zentralbanken jährlich über 1.000 Tonnen Gold gekauft. Dieses Verhalten verdeutlicht eine globale Neuausrichtung der Währungsreserven. Während der Anteil des Dollars an den offiziellen Reserven sinkt, steigt der Anteil des Goldes als neutrale, nicht-staatliche Wertanlage weiter an. Und zum anderen ist nach mehreren Jahren mit Kapitalabflüssen aus ETFs die westliche Investitionsnachfrage nach Gold im Jahr 2025 deutlich zurückgekehrt.


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Hinzu kommt, dass geopolitische Spannungen, steigende globale Schuldenlasten und politische Unsicherheit zu einem ‚katalysatorreichen Umfeld‘ für Gold beigetragen haben. Die Anleger reagieren nicht nur auf punktuelle Krisen, sondern auf einen längerfristigen strukturellen Vertrauensverlust in Fiatgeldsysteme. 

Die geringe Korrelation von Gold mit Aktien und Anleihen unterstreicht seine Rolle als wirkungsvolles Instrument zur Portfoliodiversifizierung. Historisch gesehen hat Gold in den letzten 25 Jahren bei jedem größeren Risikoereignis positive Renditen erzielt – von der globalen Finanzkrise bis zum Handelskrieg von 2025. In den vergangenen 25 Jahren erzielte Gold kumulierte Renditen von über 1.300 Prozent. Damit übertraf es globale Anleihen und konnte mit wichtigen Aktienindizes mithalten. Die Beständigkeit des Metalls über verschiedene Konjunkturzyklen hinweg unterstreicht nicht nur seine Rolle als Diversifizierungsinstrument, sondern auch als langfristige Wertanlage.

„Mit Blick auf die kurzfristige Zukunft ist Gold für 2026 gut positioniert, um seinen Aufwärtstrend fortzusetzen, insbesondere da immer mehr westliche Investoren in den Markt zurückkehren“, sagt die Goldexpertin. „Die anhaltende Unsicherheit in Bezug auf Zölle, der fortbestehende Inflationsdruck und geopolitische Risiken dürften die Attraktivität von Gold als Absicherung gegen die Volatilität der globalen Märkte weiter steigern.“ 

Ein Umfeld steigender Goldpreise ging in der Vergangenheit stets mit einer starken Wertentwicklung von Goldaktien einher. Die Branchenführer müssen zudem nachweisen, dass sie fundamental gut aufgestellt sind und über eine solide Strategie verfügen, die höhere Goldpreise in einen verbesserten Cashflow und höhere Renditen umsetzt, was wiederum Wachstum generiert. „Die Hebelwirkung von Goldaktien auf den Goldpreis, kombiniert mit ihrer attraktiven Bewertung im Vergleich zu den breiteren Aktienmärkten und ihrer geringen Korrelation mit den meisten anderen Anlageklassen, dürfte zu einer Neubewertung des Sektors führen. Denn Anleger suchen nach einem sichereren Ort, um ihr Kapital umzuschichten und ihre Portfolios zu diversifizieren.“

„Längerfristig, 2030 und darüber hinaus, können Anleger davon ausgehen, dass Gold weiterhin als Absicherung gegen die allgemeine Marktvolatilität und Unsicherheit fungieren wird“, so Casanova. Seit 2008 hat Gold in den bedeutendsten Marktkrisen US-Aktien und Staatsanleihen übertroffen. „Dies spiegelt die Rolle von Gold als Absicherung gegen finanzielle Risiken in Zeiten der Unsicherheit wider. Zu den potenziellen Risiken zählen jedoch längere Perioden steigender Realzinsen, Änderungen der Zentralbankpolitik oder eine anhaltende Stärke des US-Dollars, die allesamt die langfristige Wertentwicklung von Gold belasten könnten.“

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