„Wir sind weit entfernt von einer KI-Blase“

KI: Artificial intelligence concept with computer chip
Foto: PantherMedia
Trotz vieler gegenläufiger Äußerungen scheint es keine Blase bei KI zu geben.

Trotz stark gestiegener Bewertungen vieler KI-Aktien sieht Antecedo-Chef Kay-Peter Tönnes keinen Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Für ihn steht die Entwicklung künstlicher Intelligenz erst ganz am Anfang. Warum er von einem historischen Umbruch spricht – und welche Folgen er für Anleger erwartet.

Künstliche Intelligenz ist aus Sicht vieler Marktbeobachter der Megatrend der Gegenwart. Zugleich warnen manche Investoren vor einer möglichen Übertreibung. Kay-Peter Tönnes, Gründer und Geschäftsführer von Antecedo Asset Management, widerspricht. „Wir sind weit entfernt von einer KI-Blase“, betont er. Die aktuellen Entwicklungen seien der Beginn einer technologischen Revolution, deren Tempo beispiellos sei.

Historischer Vergleich und Wachstumsdynamik

Zur Einordnung verweist Tönnes auf einen Vergleich mit der Wirtschaftsentwicklung Chinas. Im Jahr 2024 habe der weltweite Umsatz mit KI-Technologien bei rund 180 Milliarden Dollar gelegen, bis 2030 solle er auf etwa 1,3 Billionen Dollar steigen. „China hatte 1980 auch ein Bruttoinlandsprodukt in der Größe von 180 Milliarden Dollar und benötigte 20 Jahre, um 1,3 Billionen Dollar zu erreichen“, sagt Tönnes. „Bei KI passiert das in nur sechs Jahren. Das ist ein Wachstumstempo, das dreimal so hoch ist. Dafür gibt es kein historisches Beispiel.“

Von einer Überbewertung könne daher keine Rede sein. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis im US-Technologieindex Nasdaq 100 sei seit 2019 von 24 auf aktuell 34 gestiegen. „Das entspricht einem Unterschied von drei bis vier Prozent im jährlichen Gewinnwachstum. Bei einer Entwicklung, die mit einer 30-Prozent-Amplitude pro Jahr abläuft, ist das aus meiner Sicht locker gerechtfertigt“, erklärt Tönnes. Eine Übertreibung wie zur Dotcom-Ära mit KGVs jenseits der 100 sehe er nicht. „Sollte es die viel zitierte Super-KI in einigen Jahren tatsächlich geben, wären die heutigen Bewertungen sogar Schnäppchen.“

KI als geopolitischer Machtfaktor

Neben wirtschaftlichen Chancen sieht Tönnes auch geopolitische Dimensionen. Der technologische Wettbewerb zwischen den USA und China werde darüber entscheiden, wer künftig die Führungsrolle in der Weltwirtschaft innehabe – und damit auch, welche Währung als Leitwährung dominiert. „China hat enorme Geldmengen geschaffen und muss wirtschaftlich dominieren, um die Stabilität seiner Währung zu sichern. Umgekehrt kann es sich auch die hochverschuldete US-Wirtschaft nicht leisten, ihre Leitwährungsrolle aufzugeben“, sagt Tönnes. Der technologische Wettlauf um die Vorherrschaft in der KI sei daher nicht nur ökonomisch, sondern strategisch existenziell.

Strukturwandel mit langfristiger Wirkung

Für Anleger sieht der Antecedo-Gründer in der KI-Entwicklung keinen kurzfristigen Trend, sondern einen tiefgreifenden Strukturwandel. „KI wird ganze Branchen verändern, Forschung beschleunigen und neue Industrien hervorbringen“, so Tönnes. „Wir stehen nicht am Ende eines Booms, sondern am Beginn einer neuen Ära.“

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