Plansecur-Geschäftsführer Heiko Hauser fordert, Finanzbildung verbindlich in die Lehrpläne aufzunehmen. „Die jungen Menschen müssen so früh wie möglich ihre Altersvorsorge anpacken. Dazu benötigen sie Grundlagenwissen über Finanzen.“ Bereits heute müssten Jugendliche weitreichende Entscheidungen treffen – von der Wahl der Krankenkasse über Darlehen bis hin zu langfristiger Vorsorge.
Angesichts eines Rentenniveaus von unter 48 Prozent und sinkender Prognosen sei es nicht mehr vertretbar, dass Schülerinnen und Schüler ohne Basiswissen über Geld, Steuern oder Versicherungen ins Leben starten. „Es ist höchste Zeit, dass die Politik Finanzbildung auf den Stundenplan setzt“, so Hauser.
Eine Jugendstudie des Bankenverbands aus dem Jahr 2024 zeigt: 80 Prozent der 14- bis 24-Jährigen haben in der Schule wenig oder gar nichts über Finanzen gelernt. Gleichzeitig wünschen sich 92 Prozent mehr Unterricht in diesem Bereich. Besonders gefragt sind Themen wie Umgang mit Geld, Altersvorsorge und das Finanzsystem. „Die Notwendigkeit und das Interesse liegen auf der Hand“, sagt Hauser.
Plansecur verweist zudem auf eigene Erfahrungen. Beraterin Britta Stück vermittelt in ehrenamtlichen Workshops an Schulen Grundlagen zu Budgetplanung, Zins und Zinseszins oder ETFs. „Finanzplanung gibt Struktur fürs ganze Leben – je früher man anfängt, desto besser“, erklärt sie. Viele hätten zwar von Aktien gehört, wüssten aber nicht, dass es sich dabei um Unternehmensanteile handelt – oder dass ein ausgewogenes Portfolio sicherer ist als einzelne Titel.
Konkrete Vorschläge für den Unterricht
Plansecur schlägt ein verpflichtendes Fach „Wirtschaft und Finanzen“ ab Klasse 7 mit mindestens zwei Wochenstunden vor. In der Oberstufe könnte ein Modul „Altersvorsorge und Vermögensaufbau“ hinzukommen, mit praktischen Inhalten zu gesetzlicher, betrieblicher und privater Rente sowie zu Versicherungen.
Die Schüler sollten lernen, zwischen notwendigen und verzichtbaren Policen zu unterscheiden, die Wirkung von Inflation und Zinseszins zu verstehen und den Unterschied zu kennen, ob man mit 20 oder erst mit 40 Jahren mit der Vorsorge beginnt.
Folgen fehlender Finanzbildung
Hauser warnt vor gravierenden Konsequenzen. Laut Schufa-Report 2024 sind rund 9 Prozent der unter 30-Jährigen in Deutschland überschuldet, über 40 Prozent haben nie gelernt, ein Haushaltsbudget aufzustellen. „Wem grundlegende Finanzkenntnisse fehlen, lässt sich allzu leicht auf teure Verbraucherkredite oder unsinnige Consumer-Versicherungen ein oder fällt gar Krypto-Betrügern zum Opfer“, so Hauser.
Zudem sollten junge Menschen die psychologischen Mechanismen an den Märkten kennen. „Bei steigenden Kursen einsteigen und bei fallenden Kursen in Panik verkaufen sind die typischen Fehler von Kleinanlegern. Diese Falle zu kennen und zu wissen, wie man ihr begegnet, sollte zur allgemeinen Schulbildung gehören.“