Smartphone-Bank N26 expandiert kräftig – Weiter Verluste

Die Smartphone-Bank N26 hat in der Corona-Krise rund zwei Millionen neue Kunden gewinnen können. Gleichzeitig hat die Bank 2020 den Verlust im europäischen Kernmarkt um ein Drittel auf 110 Millionen Euro verringert. Künftig soll via N26 auch mit Aktien oder Fonds gehandelt oder Kryptowährungen wie Bitcoin erworben werden können. Zudem ist der Ausbau des Versicherungsangebots geplant.

Die Smartphone-Bank N26 hat in der Corona-Krise rund zwei Millionen neue Kunden gewinnen können. „Wir haben weiterhin erheblich in Wachstum investiert und unseren Kundenstamm auf sieben Millionen Menschen erweitert“, sagte N26-Mitbegründer Valentin Stalf der Deutschen Presse-Agentur.

Gleichzeitig habe man 2020 den Verlust im europäischen Kernmarkt um ein Drittel auf 110 Millionen Euro verringern können. „Unser Geschäftsmodell ermöglichte es uns, weiterhin schnell und auf sehr nachhaltige Weise zu wachsen und gleichzeitig unser digitales Leistungsversprechen und unsere Relevanz in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld zu stärken“, sagte Stalf.

Expansion hinterlässt Spuren in der Bilanz

In der Bilanz hinterlassen die Expansionsaktivitäten aber sichtbare Spuren: 2019 fiel der Verlust insgesamt deutlich höher aus als im Vorjahr. Inklusive der Aktivitäten auf dem Bankenmarkt in den USA und der gescheiterten Marktoffensive in Großbritannien summierte sich der Gesamtverlust auf knapp 217 Millionen Euro, darunter 165 Millionen im europäischen Kernmarkt.

2018 hatte das Finanz-Start-up Verluste in Höhe von 70 Millionen verzeichnet. Aber auch die Umsätze stiegen rasant von knapp 44 Millionen (2018) auf knapp 100 Millionen (2019). Wichtigste Einnahmequellen sind die Gebühren für Premium-Konten und Provisionen bei Zahlungsverkehrsdienstleistungen.

Im vergangenen Jahr hatte N26 wegen der veränderten Verbrauchergewohnheiten in der Corona-Pandemie und des drastischen Rückgangs bei Urlaubs- und Geschäftsreisen das Produktangebot angepasst. Mit einem neuen Premium-Konto N26 Smart richtet sich das Unternehmen nicht mehr an die Vielreisenden, sondern an diejenigen, die zu Hause ihre Sparziele erreichen wollen.

Kurzfristig kein Börsengang

Stalf wies Gerüchte zurück, mit der Anwerbung des langjährigen Zalando-Managers Jan Kemper als Finanzchef kurzfristig an die Börse streben zu wollen. Zwar werde N26 bis Ende 2021 wahrscheinlich „börsen-ready“ sein, was interne Strukturen, die Berichterstattung und die Zusammensetzung des Managements angehe. „

Wir könnten vielleicht sogar schon 2022 die Entscheidung treffen, an die Börse zu gehen. Das muss aber operativ vorbereitet werden.“ Es könne aber auch sein, dass N26 sich mehr Zeit lasse. „Das hängt auch davon ab, wie sich das Geschäft in den Jahren 2021 und 2022 entwickeln wird.“

Zulegen will N26 auch bei der Zahl der Beschäftigten. So soll die Belegschaft von aktuell 1500 Beschäftigten um 200 bis 250 neue Mitarbeiter erweitert werden. Am Standort Berlin sollen 100 neue Jobs geschaffen werden, in Barcelona rund 50 und in Wien zusätzliche 70 Stellen.

Bitcoins, Fonds, Aktien und Versicherungen

Für das laufende Jahr kündigte Stalf weitere Produkterweiterungen an. So soll man via N26 auch mit Aktien oder Fonds handeln oder Kryptowährungen wie Bitcoin erwerben können.

Weiterhin werde man das Versicherungsangebot erweitern. Dabei setze man auf eine Kooperation mit Drittunternehmen. Bislang arbeitet N26 mit der Raisin Bank (Weltsparen.de), dem Zahlungsdienstleister Transferwise und anderen Partnern zusammen.

Eine mögliche Einstufung von N26 als Finanzholding durch die deutsche Bankenaufsicht Bafin sieht Stalf gelassen. N26 agiere bereits heute als voll lizenzierte Bank in Europa.

Einstufung als Finanzholding durch BaFin?

Eine Einstufung als Finanzholding habe für N26 keine größeren Auswirkungen. „Es ändert sich weder für unsere Kunden noch für unser Geschäftsmodell etwas.“ Man sei mit dem Regulator seit längerem dazu im Austausch. Laufende Gespräche kommentiere man aber grundsätzlich nicht.

Im Skandal um Wirecard war der oberste Bafin-Bankenaufseher Raimund Röseler von der Opposition im Bundestag dafür kritisiert worden, dass die Bafin den Mutterkonzern Wirecard AG nicht als Finanzholding eingestuft hatte. Direkt beaufsichtigt hatte die Bafin nur die Tochtergesellschaft Wirecard Bank. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

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