„Honorarberatung wird weiter an Fahrt aufnehmen“

Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der auf Honorarberatung spezialisierten Quirin Bank, hat mit Cash.Online über das Honoraranlageberatungsgesetz, die Regulierung in Großbritannien und die Zukunft der Honorarberatung in Deutschland gesprochen.

Karl Matthäus Schmidt: “Gerade im Versicherungsbereich richtet die provisionsgesteuerte Produktvermittlung große Schäden an.”

Cash.Online: Am 1. August 2014 ist das Honoraranlageberatungsgesetz in Kraft getreten. Wie beurteilen Sie den Schritt des Gesetzgebers?

Das Honoraranlageberatungsgesetz war ein erster wichtiger Schritt, um den Boden für die Honorarberatung in Deutschland zu bereiten. Das Gesetz stärkt die unabhängige Finanzberatung. Gleichzeitig hat sich aber gezeigt, dass das Gesetz in einigen wichtigen Punkten zu kurz greift.

Inwieweit ist das Ziel, die Honorarberatung zu stärken, erreicht worden?

Dieses Ziel ist nur zum Teil erreicht worden. Nach wie vor umfasst die Honorarberatung keine Versicherungen – für Anleger, die sich ganzheitlich unabhängig beraten lassen möchten, ist dies schwer nachvollziehbar.

Als positiv sehen wir an, dass die Honorarberatung mit der Einführung des Honorar-Immobiliardarlehensberaters auch auf den Immobilienbereich ausgedehnt wird. Noch zwingend zu regeln ist die steuerliche Gleichstellung von Honoraren und Provisionen. Heute wirken sich Provisionen steuermindernd auf die Abgeltungssteuer aus, Honorare dagegen nicht.

Zum 1. Januar 2013 trat in Großbritannien die „Retail Distribution Review“ (RDR) in Kraft, durch das Provisionen für Vorsorgeprodukte und Investmentfonds abgeschafft wurden. Wie bewerten Sie diese Regulierung?

Aus meiner Sicht ist Großbritannien einen mutigen Schritt gegangen mit dem Verbot von Provisionen bei Investment- und Vorsorgeprodukten. Dieser Mut wurde belohnt. Denn insgesamt sieht man in Großbritannien eine Professionalisierung auf Seiten der Berater – eine Beratungslücke auf Seiten der Kunden, wie sie häufig von Kritikern ins Feld geführt wird, ist dagegen nicht zu beobachten.

Das Entscheidende ist, dass Kunden eine unabhängige Beratung bekommen – der Berater sich also nicht mehr von Provisionsvergütungen leiten lassen muss.

[article_line]

Die Zufriedenheit der Kunden wird sich allerdings erst in einigen Jahren zeigen – wenn klar wird, dass unabhängiger Rat auf Dauer mehr Rendite bringt. Leider werden in Deutschland immer noch zu viele komplexe und überteuerte Produkte verkauft, die am Ende nur den Produktverkäufer reich machen und nicht den Kunden.

 

Seite zwei: „Die provisionsgesteuerte Produktvermittlung richtet große Schäden an

1 2Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
1 Kommentar
Inline Feedbacks
View all comments