Renten-Reparaturkolonnen: Das gefährliche Schrauben am Rentenniveau

Der Generalsekretär des Caritasverbandes, Georg Cremer, kritisiert nicht nur die übertriebenen und ein falsches Bild der Wirklichkeit vermittelnden Zahlen, da beispielsweise alle Studenten und Auszubildenden schlicht in die Statistiken aufgenommen worden seien, er hält auch die ständigen „Empörungsgesten, die sich von den Fakten lösen, für unethisch“. Sie gefährdeten die „Stabilität unserer Gesellschaft“. Dabei leugnet er die Probleme vor allem bei Alleinerziehenden und kinderreichen Familien nicht.

Der demographische Wandel verlange im übrigen an der Rente mit 67 unbedingt festzuhalten. Cremer macht zu Recht eine bisher zu wenig beachtete Problemgruppe aus, nämlich die erwerbsgeminderten Arbeitnehmer, die ihere Aufgaben körperlich nicht mehr bewältigen könnten und höhere Leistungen verdienten. Gleichzeitig müssten sich Arbeitnehmer daran gewöhnen, auch im fortgeschrittenen Alter neue Qualifikationen zu erwerben und in einem zweiten Beruf zu arbeiten. Mehr Investitionen in Bildung seien ebenso nötig wie ein gestaffeltes Kindergeld, das kinderreiche Familien besser ausstatte. Cremer ist sich bewusst, dass in Deutschland fast 30 Prozent der Wirtschaftsleistung für die soziale Sicherung ausgegeben werden. Er stellt sich aber die Frage, ob die Mittel effizient genug und für die Richtigen eingesetzt werden.

Emotionales Thema

Das Thema der Altersarmut lädt zu Emotionen ein, verunsichert vor dem Hintergrund der Globalisierung und der Flüchtlingswelle vor allem auch die Mittelschichten, die um ihren sozialen Standard fürchten. Hinzu kommen Populisten von links und rechts, die Fakten leugnen und klassenkämpferisch agieren.

Keine leichte Aufgabe für Politiker, die ihren Wählern gefallen wollen, aber auch immer an das Ganze denken müssen. Die Agenda 2010 hat Schröder die Kanzlerschaft gekostet. Dient aber ein solches schmerzhaftes Reformwerk dem Gemeinwohl, dann muss ein verantwortlicher Politiker auch ein solches Risiko eingehen. Der Erfolg der Agenda hilft den jetzt Regierenden.

Prof. Dieter Weirich ist neben Klaus Morgenstern Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), einer in Berlin angesiedelten Denkfabrik für Generationengerechtigkeit, die von Unternehmen der Finanzwirtschaft getragen wird. Der gelernte Journalist und ehemalige Bundestagsabgeordnete war früher Intendant der Deutschen Welle, des deutschen Auslansdsrundfunks.

Foto: DIA

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