Teamkonflikte: Ändern Sie sich oder die Situation – Sie haben die Wahl!

Foto: Rike Schulz
Mareike Fell

Teamkonflikte am Arbeitsplatz – klingelt da was bei Ihnen? Dann lesen Sie unbedingt weiter! Die Fürstenberg-Kolumne mit Mareike Fell

Teamkonflikte am Arbeitsplatz – klingelt da was bei Ihnen? Dann lesen Sie unbedingt weiter! Die Fürstenberg-Kolumne mit Mareike Fell

Na? Wie geht es Ihnen? Wo erwische ich Sie gerade? Ich möchte Ihnen heute einen Fall aus meiner Beratung* vorstellen, wie er mir am Fürstenberg Institut immer wieder begegnet: Teamkonflikte am Arbeitsplatz.

Frau Schmitz arbeitet in einem Team mit sechs Kolleginnen. Seit einiger Zeit ist die Stimmung nicht mehr so, wie sie früher war. Drei ihrer Kolleginnen werfen ihr vor, faul zu sein und nicht genug zu arbeiten – sie haben sich sogar schon bei ihrem Vorgesetzten über Frau Schmitz beschwert. Es folgte daraufhin ein Gespräch mit allen Beteiligten. Der Abteilungsleiter machte dabei deutlich, wie zufrieden er mit Frau Schmitz’ Arbeit ist, er gab ihr positives Feedback und stellte sich hinter sie.

Obwohl Frau Schmitz den Rückhalt ihres Chefs und der anderen drei Kolleginnen im Team hat, hält sie die Situation kaum aus und fühlt sich gemobbt. Sie hat Bauchschmerzen, Schlafstörungen und Verdauungsprobleme, ist wütend, verletzt und fühlt sich in der Situation ohnmächtig.

Das Ziel für die Beratung haben wir gemeinsam schnell identifiziert: Frau Schmitz soll wieder handlungsfähig werden und lernen, mit dem Problem umzugehen und sich abzugrenzen.

In unserem Gespräch wird schnell deutlich, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Verhalten von Frau Schmitz und dem ihrer Kolleginnen gibt. Frau Schmitz könnte ihr Verhalten versuchen zu ändern, das Mobbing würde jedoch sicher nicht aufhören. Es ist hier nicht das Problem das Problem, sondern die Bewertung des Problems.

Ich zeige Frau Schmitz zwei Wahlmöglichkeiten auf: Sie kann sich selbst ändern, indem sie ihre Bewertung der Situation verändert oder sie kann diese schwierige Situation verlassen, indem sie kündigt und sich einen neuen Job sucht. Frau Schmitz entscheidet sich für die erste Option.

Ich arbeite daraufhin mit der Methode der kognitiven Umstrukturierung, so lernt Frau Schmitz, das Problem anders zu bewerten. Auch macht diese Technik die Lösung für sie fühl- und erlebbar:

Bisher hat Frau Schmitz sich immer gefragt, was sie falsch gemacht hat und wie sie sich “richtig” verhalten könnte, um die Kolleginnen ihr gegenüber wieder positiv zu stimmen. Frau Schmitz soll nun die Frage umdrehen und sich fragen, wie sie sich eigentlich verhalten möchte:

Ihr wäre es am liebsten, wenn ihr das Verhalten der Kolleginnen egal wäre und sie das genießen könnte, was gut ist, zum Beispiel das positive Feedback ihres Vorgesetzten. Sie soll sich nun vorstellen, wie sich dieses Verhalten anfühlen würde – dabei wird ihr klar: Das fühlt sich richtig gut an!

Ich bitte Frau Schmitz, einen Gedanken zu formulieren, der ihr helfen könnte, zu diesem Verhalten zu kommen. Sie findet schnell einen für sie passenden Gedanken: “Es ist mir egal und ich bin froh, nicht so zu sein wie die.” Sie erkennt außerdem, dass sie scheinbar Kompetenzen hat, die ihre Kolleginnen triggern, zum Beispiel kann sie gut für sich sorgen und macht pünktlich Feierabend. Gleichzeitig kann sie ihre Kolleginnen plötzlich als “Lehrer” sehen, denn offensichtlich können diese sich gut abgrenzen: Sie werfen Frau Schmitz falsches Verhalten vor anstatt an ihrer eigenen Unzufriedenheit zu arbeiten.

Ich konnte Frau Schmitz so in nur einer Sitzung zur Expertin ihres Problems machen und sie dabei unterstützen, ihre Sicht auf die Situation zu ändern, raus aus der Passivität zu kommen und wieder handlungsfähig zu werden.

Das Ergebnis ist eindeutig: Frau Schmitz geht es nach der Beratung richtig gut, der Bauch ist ruhig und die Wut ist weg.
Als Hausaufgabe gebe ich ihr mit auf den Weg, sich jeden Tag neu zu entscheiden und sich immer wieder zu erinnern, dass es ihr egal und das Problem nicht ihrs ist.

Das Problem löst sich mit Frau Schmitz’ neuer Sicht auf die Situation wie von selbst, es wird wieder ruhiger im Team und alle können sich wieder ihren eigentlichen Tätigkeiten widmen.

*Der Fall wurde mit dem Einverständnis der Betroffenen anonymisiert.

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die weibliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.

Autorin Mareike Fell ist systemischer Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie und ist als Beraterin und Trainerin in der externen Mitarbeiterberatung für das Fürstenberg Institut tätig. Internet: www.fuerstenberg-institut.de 

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