Bitcoinmania

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Seit den Anfängen von Börsen, die sich oft in Café-Häusern entwickelt haben, sind Spekulationsblasen ein Thema. Michael Beck, Leiter Asset Management, bei Ellwanger & Geiger, checkt, ob bei Bitcoin eine Blase droht.

Selbstverständlich weiß man meist erst nach dem Platzen einer solchen Blase, dass es sich um eine Spekulation gehandelt hat. Offensichtlich waren dann die zuletzt bezahlten Preise für ein Wirtschaftsgut zu hoch. Beispiele dafür sind im 17. Jahrhundert Tulpenzwiebeln oder Aktien einer internationalen Südsee-Gesellschaft, deren Aktionäre von hohen Gewinnen aus dem Handel mit exotischen Gewürzen, Edelmetallen aber auch Sklaven träumten.

Michael Beck, Leiter Asset Management, Bankhaus Ellwanger & Geiger

In guter Erinnerung sind auch noch die Aktien verlustschreibender Internetunternehmen Anfang der 2000er-Jahre.  Spekulationsblasen gab es aber auch in der Kunstszene, wenn Mondpreise sogar für Gemälde bezahlt wurden, an denen Echtheit Zweifel bestanden. 
Betrachtet man den Wert eines Wirtschaftsgutes als das, was Käufer bereit sind, dafür zu zahlen, dann spielen sowohl wirtschaftliche als auch psychologische Einflüsse eine Rolle.

Blase im virtuellen Raum

Die aktuell größte Spekulationsblase dürfte sich momentan im virtuellen Raum aufbauen. Die Kryptowährung „Bitcoin“, von einem bis heute unbekannten Programmierer erfunden, erklimmt nahezu jeden Tag neue Rekordstände. Prominente Fürsprecher, wie der US-Milliardär Elon Musk, der Bitcoins als Zahlungsmittel für den Kauf seiner Elektroautos akzeptiert, befeuern diese Entwicklung. Dabei ist der Wert dieser Kryptowährung durch nichts unterlegt und es gibt niemanden, der eine Art Garantie für den Wert einer „Bitcoin“-Einheit übernimmt.

Börsendebut Coinbase

Die Kryptowährungs-Handelsplattform „Coinbase“ feierte ein fulminantes Börsendebut und erreichte aus dem Stand eine Marktkapitalisierung von 100 Mrd. US-Dollar. Zwar wächst diese Handelsplattform recht schnell, aber ob dies ausreicht, um am Kapitalmarkt  höher bewertet zu werden, als die arrivierten Börsen mit Umsatzzahlen in Billionenhöhe, darf  bezweifelt werden.

Wie fragil das System von Kryptowährungen sein kann, beweisen die Kurseinbrüche der Bitcoin-Bewertung, nach dem einzelne Staaten wie die Türkei oder Indien deren  Handelbarkeit beschränkt haben. Das „Schürfen“ dieser Bitcoins, also das Herstellen von einzelnen Einheiten geschieht auf der Basis festgelegter Rechenprozesse, die sehr viel Aufwand und Zeit benötigen. Der Strombedarf ist immens und übersteigt sogar den jährlichen Verbrauch eines Staates wie Dänemark.

Deshalb haben sich viele Bitcoinschürfer mit ihren Computerplantagen in Ländern wie Island angesiedelt, wo Strom vergleichsweise billig ist. In Zeiten des Klimawandels ist diese Energieverschwendung ethisch kaum zu rechtfertigen. In diesem Licht ist auch eine Parteispende für „Die Grünen“,  die aus Gewinnen dieser Bitcoin-Spekulation resultiert, kritisch zu hinterfragen. 

Wann Kryptowährungen auf jeden Fall ungter Druck kommen

Spätestens wenn Zentralbanken dazu übergehen, eigene digitale Währungen zu entwickeln, die einer Regulierung unterliegen, dürften die Bewertungen von freien Kryptowährungen unter Druck kommen. Was dagegen sicher überleben wird, ist die den Kryptowährungen zugrunde liegende Blockchain-Technologie, die auch in vielen anderen Wirtschaftsbereichen eingesetzt wird.       

Spekulationsblasen können durch psychologische Fehlwahrnehmungen entstehen, aber auch durch regulatorische Maßnahmen, wie die Entwicklung hin zur nachhaltigen, ESG-konformen Kapitalanlage. Durch die massiven Geldzuflüsse in die Aktien von Unternehmen, die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) erfüllen, kommt es zu Übertreibungen, die früher oder später zu Kurskorrekturen führen müssen. Analysiert man die führenden Investmentfonds in diesem Bereich, so stellt man fest, dass die von diesen gehalten Top-Position meist gleich oder zumindest sehr ähnlich sind. Das Investment-Kapital konzentriert sich so auf vergleichsweise wenige Werte.  

Ob die aktuellen Rekordstände der großen internationalen Indizes, wie S&P 500, Dow Jones oder auch der DAX auf beginnende Blasenbildungen hinweisen, ist umstritten. Die jüngste Befragung von Fondsmanagern durch die Bank of America ergab allerdings, dass nur 7 Prozent der Fondsmanager an eine derzeitige Blasenbildungen an den Aktienmärkten glauben. 66 Prozent der Befragten gaben dabei an, dass sie die Aktienmärkte in einer späten Phase des Aufwärtszyklus sehen, und entsprechende Vorsicht walten lassen. Bei Kryptowährungen sprechen dagegen 74 Prozent der Fondmanager von einer aktuellen Blasenbildung. 

Wir erwarten durch die Auflösung des Konsumstaus in der zweiten Jahreshälfte nach dem Öffnen vieler Wirtschaftsbereiche einen Wachstumsschub der Wirtschaft und in der Folge einen Anstieg der Unternehmensgewinne. Allein im vierten Quartal 2020 wurden in Deutschland 102 Milliarden Euro mangels Einkaufmöglichkeiten nicht konsumiert sondern auf die Seite gelegt. Die Industrieauftragslage verbessert sich seit Mai 2020 Monat um Monat und hat inzwischen einen rekordverdächtigen Vorlauf von 7 Monaten erreicht, um die Aufträge abzuarbeiten.

Kurzfristig scheint also noch etwas Luft für die Aktienmärkte zu bestehen. Kapitalanleger sollten sich allerdings  durch eine breit über Anlageklassen und Regionen diversifizierte Anlagestrategie schützen und heißgelaufene „Hype“-Anlagen meiden.   

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