An alle Finanzdienstleister: Auf ins Netz!

Geht ins Internet! Diese Aufforderung sollten alle Makler und Anbieter von Finanzdienstleistungen sehr ernst nehmen. Zumindest, wenn sie junge Leute mit ihren Dienstleistungen erreichen wollen. Die Morgenstern-Kolumne.

Der Ratschlag ist ein alter Hut, mögen viele nun erwidern. Die jüngste Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) unter 16- bis 29-Jährigen liefert dafür aber brandneue Argumente, die schon ein wenig aufhorchen lassen.

Fakt Nummer 1: 50 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Quellen im Internet nutzen, wenn sie sich über Finanz- und Wirtschaftsthemen informieren möchten. Das Web ist damit die am häufigsten benutzte Informationsquelle.

Es liegt mit Abstand vor der naheliegenden, aber nur zweitplatzierten Möglichkeit, sich Aufklärung zu diesen Themen zu verschaffen: 38 Prozent greifen auf den Rat der Eltern und Familie zurück.

Junge Menschen vertrauen Experten

Fakt Nummer 2: Professionelle Finanzexperten in Banken, Versicherungen oder Maklerbüros werden von den jungen Leuten als ausgesprochen vertrauenswürdig angesehen, wenn es um Fachinformationen rund ums Geld geht.

In der Reihe der Institutionen, deren Vertrauenswürdigkeit abgefragt wurden, liegen sie auf Platz 3. An erster Stelle stehen erwartungsgemäß Eltern und Familie. Dann kommen Bildungseinrichtungen wie Schule und Uni. Aber schon knapp dahinter folgen die Finanzexperten.

70 Prozent der Befragten halten diese für ganz und gar beziehungsweise eher vertrauenswürdig. Bei Eltern und Familien trafen 74 Prozent ein solches Urteil. Schule und Uni halten 73 Prozent für vertrauenswürdig.

Gemessen an dem vermeintlich schlechten Ruf, den die Finanzbranche allgemein immer vorgehalten bekommt, ist das schon ein Achtungszeichen. Verbraucherzentralen (68 Prozent), Zeitschriften (64 Prozent) und Fernsehen (47 Prozent) kommen schlechter weg bei dieser Einschätzung.

Mehr Infos, weniger Angebote

Jetzt muss man doch nur noch 1 und 1 zusammenzählen. Ein Finanzexperte, der als solcher auch klar zu erkennen ist, hätte gute Chancen, im Netz junge Menschen zu erreichen. Mit Informationen. Nicht mit Produktangeboten!

Aber eine verlässliche und verständliche Information ist doch der Einstieg in jegliche Finanzangelegenheit. Wer sich in der Netz-Community den Ruf erarbeitet, guten Rat zu wissen, der hat auch gute Chancen, gefragt zu werden, wenn junge Leute die Kfz-Versicherung fürs erste Auto oder eine Krankenversicherung für die Rucksacktour durch Südamerika suchen.

Allerdings muss das Maklerbüro auch mit der Zeit gehen. Erreichbarkeit per Chat oder Beratung per Video gehören dann mit ins Repertoire der Kommunikationstechniken.

Keine Angst vor Innovation!

Für jene, die jetzt schnell die in den letzten Jahren vernachlässigte Homepage in Schuss bringen wollen, in der Hoffnung, dass nun die jungen Kunden in Scharen aufs Kontaktformular klicken, folgt allerdings Ernüchterung.

08-15-Webseiten werden es nicht bringen. Mit YouTube sollte man es auch nicht versuchen. Der Video-Kanal an sich gilt nämlich nur für 39 Prozent als mehr oder weniger vertrauenswürdig.

Vielleicht sollten Makler mal etwas ganz Neues probieren. Angebote zum Mikrolernen zum Beispiel. Diese noch recht junge Methode halten immerhin 71 Prozent der 16- bis 29-Jährigen für erfolgreich.

Informierte Kunden sind langjährige Kunden

Vielleicht ist das Ganze auch für den Einzelnen eine Nummer zu groß. Dann könnten Maklerpools doch mal über ein solches Projekt nachdenken. Für die Weiterbildung der eigenen Partner leisten einige Pools schon sehr viel, warum nicht auch für die Kunden in spe?

Das wäre ganz im eigenen Sinne. Gut informierte und aufgeklärte junge Menschen sind Kunden, die man als Experte lange begleiten kann.

Übrigens: Die DIA-Studie mit allen Umfrageergebnissen und Handlungsvorschlägen zur Finanzbildung in der jungen Generation wird das Deutsche Institut für Altersvorsorge im Herbst diesen Jahres veröffentlichen.

Foto: Deutsche Asset & Wealth Management

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