Immobilienkäufer setzen auf hohe Tilgung

Bei der Baufinanzierung setzen die Deutschen aktuell auf eine hohe Tilgungsrate, so das Ergebnis des Dr. Klein-Trendindikators Baufinanzierung (DTB). Zudem steigt der Eigenkapitaleinsatz.

Obwohl das Zinsniveau im Vergleich zum Vormonat leicht angezogen hat, ist die Bereitschaft zu hoher Tilgung ungebrochen. Die durchschnittliche Standardrate legte nach Angaben des Finanzdienstleisters Dr. Klein im Juni um 18 Euro zu. Damit falle für ein Darlehen von 150.000 Euro mit zehnjähriger Sollzinsbindung, einem Beleihungsauslauf von 80 Prozent und zwei Prozent Tilgung eine durchschnittliche Rate von 573 Euro pro Monat an.

Das Erwerberverhalten wird im Juni laut Dr. Klein durch eine Mischung aus Sicherheitsdenken und Spekulation auf sinkende Zinsen charakterisiert. Der durchschnittliche Tilgungssatz sei von 2,36 Prozent auf 2,44 Prozent geklettert und erreiche damit den höchsten Wert seit Aufzeichnungsbeginn des DTB im Jahr 2009. Im Vorjahr lag die durchschnittliche Tilgung im Juni bei 2,25 Prozent.

Schnelle Entschuldung angestrebt

„Erwerber setzen durch die höhere Tilgung auf Sicherheit, da sie sich so schneller entschulden können“, so Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG, Lübeck. Für ein risikoaverses Finanzierungsverhalten stehe auch der Anstieg des eingesetzten Eigenkapitals von 21,43 Prozent auf 23,35 Prozent. Vor dem Hintergrund fehlender Anlagealternativen sei dies der zweithöchste Eigenkapitalanteil seit Aufzeichnungsbeginn des DTB.

Je höher das eingebrachte Eigenkapital ist, desto weniger Darlehen ist notwendig. Dementsprechend ging der durchschnittliche Beleihungsauslauf von 78,57 Prozent auf 76,65 Prozent zurück. Aufgrund des erhöhten Eigenkapitaleinsatzes sank die durchschnittliche Darlehenshöhe um 5.000 Euro auf 161.000 Euro.

Die Spekulation auf sinkende Baufinanzierungszinsen nimmt nach Beobachtung von Dr. Klein zu. „Damit steigt allerdings nicht die Risikobereitschaft, wie der Anstieg von Eigenkapitalanteil und Tilgungsrate zeigen“, so Gawarecki.

Durchschnittliche Laufzeit sinkt

Die durchschnittliche Sollzinsbindung ging von zwölf Jahren auf elf Jahre und sieben Monate zurück. Im Vorjahresvergleich lag sie noch bei 13 Jahren und einem Monat. „Hintergrund dieser Entwicklung ist wahrscheinlich der Anstieg der Finanzierungszinsen um 30 bis 40 Basispunkte je nach Zinsbindung und die Aussage des EZB-Präsidenten Mario Draghi, dass die Schlüsselzinsen in der Eurozone noch für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben“, schätzt Gawarecki die Lage ein.

Der Anteil von Annuitätendarlehen mit einem festen Zinssatz ging im Juni den Angaben zufolge leicht von 71,46 Prozent auf 69,45 Prozent zurück. Im Gegenzug stieg der Anteil von Darlehen mit einem variablen Zinssatz von 1,14 Prozent auf 1,35 Prozent.

Demgegenüber sichern sich Anschlussfinanzierer, deren Finanzierung in den kommenden Monaten oder Jahren zur Verlängerung ansteht, das aktuelle Zinsniveau für die Zukunft. Der Anteil der Forward-Darlehen legte von 10,72 Prozent auf 12,47 Prozent zu. (bk)

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Quelle Grafik: Europace/Dr. Klein,  Foto: Shutterstock

 

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