Goldman Sachs AM: „Wir haben Bric erfunden“

Oliver Rahe, Leiter des Vertriebsteams für Finanzdienstleister, Vermögensverwalter und Versicherungen bei Goldman Sachs Asset Management, erklärt im Cash.-Interview, wie er Schwellenland-Investments und schwankungsarme Renditen unter einen Hut bringen will.

Oliver Rahe, Goldman Sachs Asset Management
Oliver Rahe, Goldman Sachs Asset Management

Cash.: Ihr Unternehmen hat Chefvolkswirt Jim O’Neill zum Chairman befördert. Was bedeutet das für die zukünftige Unternehmensstrategie?

Rahe: Jim O’Neill ist der Erfinder der Bric-Story, er hat diesen Begriff im Jahr 2001 geprägt. Der rasante Aufstieg Brasiliens, Russlands, Indiens und Chinas hat ihm recht gegeben. Mit seiner Ernennung zum Chairman ist O’Neill nun noch stärker daran beteiligt, die Weichen unserer thematischen Ausrichtung zu stellen. Unser Fokus liegt ganz eindeutig auf den Emerging Markets. Das sind die Wachstumslokomotiven der Weltwirtschaft, von denen auch Deutschland als Exportnation profitieren kann.

Cash.: Der Schwerpunkt der Anleger befindet sich aber bislang woanders. Wie wollen Sie diese umstimmen?

Rahe: Noch ist das so. In der Vergangenheit haben sich die Kunden offensichtlich nicht überzeugen lassen. Die Zahl der Aktionäre und Fondsbesitzer ist hierzulande viel zu gering. Wie unsere jüngste Studie zum Thema Bric zeigt, haben sich private Kunden auch an dieser Erfolgsstory bisher kaum beteiligt. Lediglich ein Fünftel hat überhaupt schon von Bric-Ländern gehört. Und wiederum nur knapp sechs Prozent dieser Gruppe haben bereits in einen Bric-Fonds investiert. Das zeigt uns, dass dieses Thema noch längst nicht in den Köpfen der Menschen angekommen ist. Überzeugend kann nun sein, dass auch wir unseren aktuellen Aufschwung China und Co. verdanken, weil diese Länder in erheblichem Maß unsere Güter kaufen. Autobauer VW verkauft im Reich der Mitte mehr Autos im Jahr als in Deutschland.

Cash.: Auf welchem Weg wollen Sie diese Erkenntnisse kommunizieren?

Rahe: Der Vertrieb muss die Kunden noch umfassender und konsequenter über derartige Zusammenhänge informieren, damit in Zukunft ein hinreichender Wissensstand entsteht und die Depots der Anleger diesen auch widerspiegeln. Darüber hinaus ist Jim O’Neill als Bric-Erfinder ein glaubwürdiger Botschafter für uns. Er war immer von der Idee überzeugt und schreibt seit Jahren regelmäßig zu dem Thema. Im Jahr 2005 hat er unter dem Begriff „Next Eleven“ bereits die Länder zusammengefasst, denen eine ähnliche Entwicklung bevorstehen kann. Zu den zukünftigen Wachstumsträgern gehören Ägypten, Bangladesch, Indonesien, Iran, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Philippinen, Südkorea, Türkei sowie Vietnam.

Cash.: Warum prosperiert der Absatz bei privaten Anlegern dann nicht?

Rahe: Die Blockade liegt eher beim Vertrieb als beim Anleger. Risikostreuung und Diversifikation werden nicht hinreichend umgesetzt. Eine nachhaltige Portfolioberatung ist häufig Fehlanzeige, stattdessen dominiert eine kurzfristige Perspektive. Berater bevorzugen Produkte, denen auf den ersten Blick möglichst wenig Risiko anhaftet. Um dort anzusetzen und aufzuklären, betreiben wir für das Investment-Thema Bric kein massives Marketing mit bunten Bildern, sondern versuchen, fachlich mit Fakten zu überzeugen und auf den langfristigen Trend hinzuweisen, den das Wirtschaftswachstum der großen Emerging Markets darstellt.

Seite 2: „Der starke Home-Bias deutscher Anleger ist irrational“

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