Warum enden Märchen immer mit der Hochzeit?

Während sich die Euro-Politiker weiter unbeirrt als im Fell gefärbte Beziehungsromantiker zeigen, dürfte eigentlich allen rational denkenden Gemütern klar sein, dass selbst eine gute Zweckehe zwischen Euroland und Griechenland mathematisch nicht möglich ist. Hier sollte man auf einen großen Griechen, nämlich Telly Savalas hören, der in einem Hit sang „Some broken hearts never mend.“

Denn wenn Hilfsleistungen der Beziehung zu Griechenland nicht helfen, sollte man dann überhaupt versuchen, diese zu kitten? Nein, das sollte man nicht. Man sollte sie anständig beenden. Überhaupt kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es den bösen Nachbarn nicht gefällt. Diese quer treibenden Nachbarn, nennen wir sie US-Rating-Agenturen, werden die Beziehung torpedieren, wo es nur geht. Schon jetzt ist erkennbar, dass sie das griechische Beziehungsdrama als Blaupause auch für Portugal nutzen wollen.

Rettet die Rest-Eurozone

Da die Kosten der Aufrechterhaltung der jetzigen, großen Eurozone ihren Nutzen überschreiten, muss die Beziehungsrettungslüge entlarvt werden. Man sollte ernsthaft überlegen, die Bürgschaften und Finanzmittel anstatt Griechenland, den Banken der Geberländer als Sicherheiten zugute kommen zu lassen, damit sie Länderaustritte ohne eigenes Insolvenzrisiko verkraften können. Ich weiß natürlich, dass das mit Marktwirtschaft nichts zu tun hat. Diese kommt jedoch seit der Pleite der Lehman-Bank ohnehin zu kurz.

Für mich ist es entscheidend, die Eurozone auch ohne Griechenland zu retten. Euroland muss als geopolitisches bzw. großes wirtschaftliches Gegengewicht zu den USA, China & Co. erhalten bleiben. Dazu ist eine kontrollierte Scheidung nötig, um unkontrollierbare Beziehungskrisen in weiteren EU-Ländern und damit Kollateralschäden für die gesamte Eurozone zu verhindern. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Ich weiß jetzt, warum die Märchen immer mit der Hochzeit enden. Weil dann die Probleme erst richtig anfangen.

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernseh- und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie durch Fachpublikationen präsent.


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Foto: Baader Bank

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