Multi Asset: „Gesündester Hype, den wir je hatten“

Multi Asset-Fonds schwimmen auf der Erfolgswelle. Cash. sprach mit Vertretern führender Fondshäuser sowie mit Vertrieb und Analysehaus über die Gründe für den Erfolg und das zentrale Thema Risikomanagement.

Mathias J. Müller, Allianz Global Investors: „Derzeit geht es primär um den Vermögenserhalt und um den langfristigen Vermögensaufbau mit entsprechendem Risikomanagement. Multi-Asset-Lösungen sind sehr gut geeignet, um die unterschiedlichen Interessen optimal zusammenzubringen.“

Im letzten Jahr lag der Mittelzufluss bei Multi-Asset-Fonds oder bei Mischfonds bei knapp 19 Milliarden Euro. Bereitet Ihnen der enorme Zulauf dieser Assetklasse bei aller Freude auch Sorgen?

Mathias J. Müller, Head of Retail Business Germany, Allianz Global Investors Europe: Überhaupt nicht. Das ist eine sehr positive Entwicklung, weil das Thema Multi Asset den Kundenbedürfnissen entspricht. Derzeit geht es primär um den Vermögenserhalt, auch nach Inflation, und um einen langfristigen Vermögensaufbau mit entsprechendem Risikomanagement. Multi-Asset-Lösungen sind sehr gut geeignet, um die unterschiedlichen Interessen optimal zusammenzubringen.

Max Holzer, Leiter Asset Allocation, Union Investment: Es ist sicher alles andere als ein Modethema, sondern vielmehr das originäre Thema der klassischen Investmentidee, eine professionelle Vermögensstrukturierung anzubieten. Und dafür haben Multi-Asset-Mandate grundsätzlich die beste Voraussetzung, weil sie die Balance zwischen Rendite auf der einen und Sicherheit auf der anderen Seite bestmöglich herstellen können. Und nicht zuletzt liegt der größte Vorteil von Multi Asset in der Diversifikation.

Joachim Nareike, Leiter Publikumsfondsgeschäft Deutschland/Österreich, Schroder Investment: Das ist sicher ein guter Punkt. Von allen Hypes, die wir in den vergangenen Jahren gesehen haben – angefangen von der Telekom-Aktie über den TMT-Boom am Neuen Markt – haben wir mit Multi Asset sicherlich den gesündesten Hype, den wir je hatten. Denn an der Diversifikation führt beim Vermögensaufbau kein Weg vorbei.

Alexander Lehmann, Geschäftsführer, Invesco Asset Management Deutschland: Auch wir fühlen uns mit dem Thema sehr wohl, ganz einfach aus dem Grund, weil wir damit den Kunden doch wieder ein Stück weit auch für das Thema Aktien, also eine risikoreichere Anlage, begeistern können, ohne gleich wieder in einen Hype zu laufen. Ich bin auch dann zufrieden, wenn ein Multi-Asset-Fonds keine sieben, acht oder zehn Prozent Rendite bringen kann, weil es die Märkte gar nicht hergeben, sondern vielleicht nur drei oder vier Prozent. Aber selbst damit bin ich dem Sparbuch mit einer Verzinsung von 0,15 oder 0,25 Prozent immer noch haushoch überlegen.

Barbara Claus, Fund Analyst, Morningstar Deutschland: Grundsätzlich sind Multi-Asset-Fonds eher eine Weiterentwicklung der klassischen Mischfonds. Mir stellt sich vor allem die Frage, ob und wo man die Grenze zwischen den beiden Fondsformen ziehen sollte, weil viele klassische Mischfonds mittlerweile beispielsweise auch Währungen oder Rohstoffe einsetzen und somit auch außerhalb der klassischen Anlageklassen Aktien, Renten und Kasse agieren. Grundsätzlich möchte ich aber meinen Vorrednern bezüglich der Sinnhaftigkeit von Multi-Asset-Produkten zustimmen. Durch die Risikodiversifikation lässt sich im Allgemeinen ein besseres Rendite-Risiko-Profil der Anlagen erzielen, was auch gerade für Privatinvestoren interessant ist.

John Schröder, Vorstand, Jung, DMS & Cie: Also umfänglich geteilte Freude auch bei uns, wir freuen uns sowieso grundsätzlich über Nettozuflüsse. Aber natürlich begrüße ich es, diesen Urgedanken des Investmentfonds dort wieder zu finden. Eine kritische Anmerkung sei dennoch erlaubt. Es ist auffallend, dass plötzlich die Anzahl der Multi-Asset- Fonds mit langer Performance-Historie zugenommen hat. Es empfiehlt sich also durchaus ein Blick darauf, was alles unter dem Label Multi-Asset-Fonds verkauft wird. Da benötigt der Markt deutlich mehr Transparenz.

Lehmann: Sehen Sie es uns als Branche und Vertrieb nach. Aber Multi Asset ist derzeit das Einzige, was funktioniert, nicht nur im freien Vertrieb, sondern auch bei den Banken, die teilweise auch eigene Multi-Asset-Lösungen anbieten. Man will natürlich dabei sein und in diesem Fall ist ein Fonds mit mehr als zwei Assetklassen dann Multi Asset.

Seite zwei: „Timing ist der entscheidende Faktor“

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