NNIP: Brasilien unter Druck

Der Druck auf die brasilianische Wirtschaft nimmt zu. Sinkende Rohstoffpreise und der Petrobras-Korruptionsskandal lähmen die Anlageinvestitionen.

Marktkommentar: Maarten-Jan Bakkum, NN Investment Partners 

Brasiliens Konjunkturmotor stottert.

Die Einfuhr von Maschinen sowie die Bautätigkeit sind um 18 und 10 Prozent zurückgegangen. Um eine ausgewachsene Vertrauenskrise und – damit einhergehend – Kapitalabflüsse zu vermeiden, setzen die politischen Instanzen auf eine wirtschaftspolitische Straffung. Insgesamt belaufen sich die bereits eingeleiteten haushaltspolitischen Anpassungen auf circa ein Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Zinsen wurden auf stolze 13,75 Prozent angehoben.

Politische Lage ungewiss

Auch politisch ist die Situation eher ungewiss. Präsidentin Dilma Rousseff kämpft nicht nur mit den historisch niedrigsten Zustimmungswerten in der Bevölkerung, sondern auch einer zunehmend gespannten Beziehung zum kleinen Koalitionspartner PMDB. Einer der führenden PMDB-Politiker und Präsident des Abgeordnetenhauses, Eduardo Cunha, wird jetzt der Verwicklung in den Korruptionsskandal beschuldigt. Cunha beschuldigt seinerseits die Regierung, die Vorwürfe gegen ihn in die Welt gesetzt zu haben, und hat angekündigt, von nun an in die Opposition zur Regierung zu gehen.

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Inzwischen ziehen auch die Arbeitslosenzahlen wieder rapide an. Allein im Juni fielen 110.000 Arbeitsplätze weg, das schlechteste Ergebnis für Juni seit 1992. Infolgedessen bricht jetzt auch der Privatkonsum ein, in den letzten Jahren der stärkste Sektor der brasilianischen Volkswirtschaft. Die Tatsache, dass die Kauflaune privater Haushalte vor allem von Krediten befeuert wurde, hilft dabei auch nicht gerade. Nach China ist Brasilien das Schwellenland, in dem die Verschuldung in den letzten fünf Jahren am stärksten gewachsen ist: Die Schuldenquote stieg in diesem Zeitraum um sage und schreibe 27 Prozentpunkte. (mr)

Foto: Shutterstock

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