Factor Investing: „Value ist keine Risikoprämie“

Factor Investing funktioniert zwar, aber nicht mit den Faktoren Value, Momentum und Quality. Welche Faktoren stattdessen und warum Value keine Risikoprämie ist, erklärt Alexander Raviol, Partner und CIO Alternative Solutions bei Lupus alpha im Gespräch mit Cash.-Online. Teil 13 (2/2) der Cash.-Online-Reihe zum Thema Factor Investing

Bei Factor-Investing Strategien gibt es immer wieder Faktoren, die langfristig keine Überrenditen bringen. Warum?

Raviol: Das ist möglich, weil – das ist jetzt meine persönliche Meinung, und die ist durchaus kritisch – das Vertrauen in Mathematik zu groß ist. Man sucht nach einem Faktor, bei dem das Muster stimmt und auch die Marketinggeschichte nachvollziehbar ist. Das geht zumindest eine Zeit lang gut und man findet auch Kunden dafür. Nur ist das bei vielen Faktoren leider ökonomischer Unsinn, so wie bei unserem Isin-Faktor (siehe erster Teil dieses Interviews). Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum Factor Investing jetzt boomt: Daten sind einfach und günstig verfügbar. Zudem können Sie Faktoren mit einem einfachen Rechner finden, es gibt unzählige Kennzahlen und die mathematischen Methoden sind auch nicht besonders kompliziert.

Das heißt, der Fehler ist, dass man erst die Muster sucht, bevor man sich die wirtschaftliche Begründung überlegt?

Raviol: Genau, man findet so viele Muster, dass man zum Teil auch eine plausible Begründung findet, aber erst hinterher. Ich will nicht sagen, dass alle Factor-Investing-Strategien auf absichtlichen Fehlinformation basieren, unsere kritische Sichtweise ist aber: Man kann den Markt nicht so einfach mit Mathematik schlagen. Wenn man das tun will, dann braucht man sehr, sehr viel Mathematik, Rechnerkapazitäten und noch mehr geniale Mathematiker.

Worauf können Anleger achten? Es gibt ja auch Factor-Investing- Strategien, die langfristig funktionieren.

Raviol: Man sollte umgekehrt vorgehen. Erst sucht man die ökonomische Begründung und dann schaut man in den Daten, ob sich diese Annahme in Form einer Überrendite finden lässt. Wir suchen dazu nach Risikoprämien, im Sinne von Faktoren, mit denen wir anderen Marktteilnehmern Risiko abnehmen und dafür entschädigt werden. Aktien sind ein klassisches Beispiel für eine Risikoprämie. Jeder, der eine Aktie kauft, übernimmt ein unternehmerisches Risiko und wird dafür langfristig mit einer Überrendite entschädigt. Das ist die klassische Funktion des Kapitalmarkts. Die Frage ist, ob es daneben weitere Risikoprämien oder auch Faktoren gibt, die man systematisch nutzen kann und die wir als Faktor mit unserer strengen Herangehensweise akzeptieren. Wir glauben, es gibt in der Aktienwelt drei davon, aber eben auch nur drei, die wir identifizieren können und für die man in den Daten ein Indiz sehen kann.

Seite zwei: Welche Faktoren funktionieren?

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