Mythos DAX-Umschichtung: ETFs verkaufen Aktien nicht sofort

Am 4. September gibt die Deutsche Börse bekannt, welche Aktien aus dem DAX entfernt und welche hinzugenommen werden. Die Neuregelung gilt ab 23. September. Warum Anleger diesen Termin mythisch finden.

Viele Anleger beobachten einige Termine genau, weil sie davon ausgehen, dass die Kurse der Aufsteiger anziehen und die der Absteiger nachgeben.

Es ist jedoch ein Irrglaube, dass Exchange Traded Funds (ETFs) jede Indexveränderung mit der offiziellen Bekanntgabe der Neuzusammensetzung oder zum Umschichtungstermin punktgenau nachvollziehen müssen.

Genauso falsch ist die Vermutung, dass ETFs einen Einfluss auf die Kursbewegungen von Einzelaktien oder auf den Gesamtmarkt hätten.

Market Maker wirken wie ein Puffer

„Die vermeintliche Annahme, die dahintersteht, ist, dass ETFs auf den DAX zum Umschichtungstermin sofort kaufen und verkaufen müssen“, sagt Philipp Dobbert, Chefvolkswirt der Quirin Privatbank AG und der quirion AG. Die Logik dahinter ist nachvollziehbar, aber dennoch nicht richtig.

„Viele Market Maker wirken wie ein Puffer, weil so viele Transaktionen wie möglich innerhalb des Fonds stattfinden, ohne unmittelbar an den Markt zu gehen. Diese Broker sorgen dafür, dass die Umschichtungen im DAX oder in anderen Indizes kursschonend vonstattengehen“, erläutert Dobbert.

Viele Broker haben die Aktien der Aufsteiger bereits in den Büchern und verkaufen die Aussteigeraktien nicht sofort, sondern behalten sie erst einmal.

Wer in den DAX rein darf, steht vor Bekanntgabe fest

Zwar ist es so, dass DAX-Aufsteiger oft Kursgewinne einfahren und die Aussteiger nachgeben. „Allerdings ist das der Grund, warum sie aufgenommen beziehungsweise entfernt wurden“, so Dobbert. Denn wer in den DAX reindarf oder raus muss, entscheidet die Größe.

Sowohl der Termin für die Bekanntgabe der Neuzusammensetzung, der Umschichtungstermin, als auch die Kriterien für eine DAX-Aufnahme oder einen Rauswurf sind bekannt. Deswegen ist in den meisten Fällen klar, wer kommt und geht.

Der deutsche Leitindex enthält die 30 größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung und Streubesitz. Das sind Kennzahlen, die leicht zugänglich sind. Entsprechend gut vorbereitet sind die Marktteilnehmer. In den meisten Fällen ist ein Verlassen des DAX oder ein Aufstieg in diesen Index schon vor der Bekanntgabe und dem Umschichtungstermin eingepreist.

Dass zum Beispiel ThyssenKrupp ein DAX-Absteiger ist, ist bereits bekannt. „Es gibt natürlich auch Marktteilnehmer, die bei Indexumschichtungen von Kursunterschieden profitieren wollen. Das sind allerdings Hedgefonds und diese bewerkstelligen das in der Regel vor dem öffentlich bekannten Termin“, sagt Dobbert.

DAX-ETFs verwalten insgesamt lediglich 15,75 Milliarden Euro 

Zudem sind nicht bei jedem ETF auf den DAX auch die gleichen Werte wie im Index enthalten. Es gibt zwei Methoden bei ETFs, um einen Index abzubilden. Anders als bei der vollen Replikation weichen bei der swapbasierten Variante ETF- und Indexinhalte ab. Insgesamt ist das von DAX-ETFs verwaltete Vermögen noch überschaubar.

Aktuell gibt es 30 DAX-ETFs weltweit, wovon zwei Hebelprodukte sind. Von 17 ETFs sind die Assets under Management öffentlich über Datenbanken zugänglich und diese liegen insgesamt bei 15,6 Milliarden Euro.

Foto: Shutterstock

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