Warum der Finanzminister nicht als Ratgeber in Sachen Geldanlagen taugt

Man sollte ja meinen, dass ein Finanzminister als Vorbild taugt, wenn es um die richtige Geldanlage geht. Für Deutschland gilt das leider nicht, im Gegenteil. Ein Kommentar von Simon Laube, Mähren AG.

Simon Laube, Mähren AG

Olaf Scholz, Finanzminister immerhin der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt, hat neulich in einem Interview erzählt, dass er sein gesamtes Geld auf dem Girokonto lagert. Da bekomme er, „wie bei allen anderen“, keine Zinsen, sagte er, vermutlich um sich als besonders volksnah zu geben. Das Problem ist bloß, dass normale, vor allem jüngere Bürger sich im Hinblick aufs Alter längst nicht mehr auf die gesetzliche Rente verlassen können, sondern sich selbst Gedanken über ihre Altersvorsorge machen müssen. Und da ist das Girokonto wirklich die allerschlechteste Idee.

Weil Girokonten und Sparbücher keine Zinsen bringen, verliert das dort gelagerte Geld wegen der Inflation Jahr für Jahr an Wert, das Ersparte schrumpft also. Leider ist der Finanzminister mit dem schlechten „Anlageplan“ in Deutschland aber keine Ausnahme. Beim Thema Geldanlage und Vermögensaubau winkt man hierzulande lieber ab. Deswegen ist es kein Wunder, dass die Kritik an der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank wohl nirgends so laut ist wie in Deutschland – schließlich hat diese Politik dazu geführt, dass Sparbücher nun wirklich gar keine Rendite mehr bringen. Trotzdem ist keine Anlageklasse bei uns so beliebt wie das Sparbuch.

Scheu vor dem Thema Finanzen verlieren

Dabei ist es weder schwierig noch teuer, sein Geld langfristig rentabel und mit geringem Risiko anzulegen. Man muss nur seine Scheu vor dem Thema Finanzen verlieren und sich finanziell bilden. Die Aktionärsquote in Deutschland steigt zwar leicht seit wenigen Jahren, aber nach wie vor sind gerade mal 16 Prozent der Deutschen im Besitz von Aktien oder Fonds – obwohl Aktien beziehungsweise Indexfonds wohl die beste Anlagemöglichkeit für Kleinsparer darstellen, vor allem für jüngere Menschen.

Ein Indexfonds oder ETF ist ein Fonds, der der Entwicklung eines Aktienindex wie beispielsweise dem DAX folgt, in dem die 30 größten deutschen Aktienunternehmen enthalten sind. Ein Indexfonds kostet in der Regel deutlich weniger als normale Aktienfonds und hilft dabei, das Investitionsrisiko zu streuen. ETFs gibt es für so gut wie jede Anlageklasse. So gibt es ETFs für Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen, Immobilien und Rohstoffe in jedem Land und auf jedem Kontinent der Welt. Durch eine entsprechende Gewichtung der einzelnen Anlageklassen kann man sein Rendite-Risiko-Verhältnis selbst beeinflussen.

Neben ETFs gibt es noch weitere Anlageprodukte für Kleinanleger

Und neben ETFs gibt es noch weitere Anlageprodukte, die für Kleinanleger geeignet sind und zur Diversifizierung des Portfolios beitragen. So kann man beispielsweise P2P- beziehungsweise Peer-to-Peer-Kredite dem Portfolio beimischen. P2P-Kredite sind Kredite, die direkt von Privatpersonen an Privatpersonen als Privatkredite vergeben werden, ohne dass dabei ein Finanzinstitut, wie zum Beispiel eine Bank, als Vermittler auftritt. P2P-Kredite können sehr rentabel sein, sind aber auch mit entsprechend hohen Risiken behaftet. Eine weitere Möglichkeit der Diversifikation bieten zum Beispiel Crowdinvesting-Plattformen.

Was ich damit sagen möchte: Es gibt einen bunten Strauß an Möglichkeiten, um auch kleinere Geldsummen auf viele verschiedene Anlageformen zu verteilen und somit bei akzeptablem Risiko eine Rendite zu erwirtschaften, die deutlich über der Inflationsrate liegt. Dabei gilt in der Regel: Je langfristiger man investiert, umso geringer ist das Risiko.

Deshalb sind gerade junge Leute prädestiniert dafür, ihr Geld möglichst früh zu investieren, weil sie beispielsweise mit Blick auf die Rente sehr viel Zeit zum Sparen und Anlegen haben – außerdem hat ihr Geld dann viel Zeit, um für sie zu arbeiten. Durch den Zinseszinseffekt profitieren Anleger nämlich umso stärker, je länger sie investieren. Es heißt, Albert Einstein habe den Zinseszins mal (leicht scherzhaft) als achtes Weltwunder und größte Kraft des Universums beschrieben. Der Zinseszins bedeutet, dass man auf die Zinseinnahmen einer Investition im kommenden Jahr ebenfalls Zinsen erhält, wodurch die Zinseinnahmen von Jahr zu Jahr steigen. Je länger die Investmentzeiträume werden, desto stärker sind die Auswirkungen des Zinseszinses.

Sparpläne eignen sich für jeden

Und weil man mithilfe von Sparplänen auch regelmäßig in kleinen Tranchen investieren kann, kann sich diese Anlageform praktisch jeder leisten. Die meisten ETF etwa kann man bereits ab einer Sparrate von 25 Euro besparen. 25 Euro im Monat kann man schon früh im Leben aufbringen, selbst als Schüler, der sein Taschengeld mit Zeitungen austragen aufbessert. Mit dem angesparten Kapital lässt sich so nach einigen Jahren vielleicht sogar der Ankauf einer eigenen Immobilie als Kapitalanlage finanzieren. Hier profitiert man dann das erste Mal von dem Niedrigzinsumfeld.

Mein Fazit ist daher klar: Man darf es nicht so machen wie der Bundesfinanzminister, dessen gesamtes Geld auf dem Girokonto Jahr für Jahr an Wert verliert. Vielmehr kann und sollte man die Niedrigzinsen nutzen, um ein Vermögen aufzubauen. Dafür muss man sich finanziell ein wenig bilden und nachlesen, wie man zum Beispiel ein Depot eröffnet und einen ETF kauft. Es gibt unzählige Bücher und Blogs zu diesem Thema. Von nichts kommt nichts; aber nur auf diese Weise arbeiten die Zinsen für statt gegen einen.

Simon Laube ist Chief Financial Officer der Mähren AG.

Foto: Mähren AG; Kay Nietfeld/dpa

 

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