Zinsprognose 2020: Sparer verlieren dieses Jahr 24,51 Milliarden Euro

„Im letzten Jahr sahen wir ein kleines Licht am Ende des Niedrigzins-Tunnels. Die EZB hat diese Kerze aber ausgeblasen. Inzwischen brauchen wir ein Feuerzeug, um sie überhaupt wieder anzuzünden“, resümiert Daniel Franke die Entwicklung der letzten 12 Monate. Für Sparer werde 2020 jedenfalls kein erfreuliches Jahr. In seiner bekannten Zinsprognose, die der Finanzexperten aus Leipzig jeweils zum Jahresbeginn veröffentlicht, rechnet er mit weiterhin sinkenden Sparzinsen – zumindest dort, wo es noch Spielräume für entsprechende Zinssenkungen gibt.

Zinsen im Abwärtssog belasten Spareinlagen zunehmend.

Volumen der Spareinlagen wächst auf 1,69 Billionen Euro

Der Korridor der zu erwartenden Sparzinsen für Neukunden liege – so die Prognose 2020 – im Durchschnitt zwischen 0,10 und 0,11 Prozent. Für Bestandskunden gebe es fast nichts mehr. Ein paar Ausnahmen bestätigten die Regel. Bemerkenswert: Trotz der niedrigen Zinsen ändern die Deutschen ihr Sparverhalten lediglich bedingt. Bis Ende 2020 geht der Finanzexperte von einem Anstieg des Neugeschäfts täglich fälliger Einlagen auf rund 1.690 Milliarden Euro aus. Kurz vor dem Jahreswechsel lag der Wert noch bei 1.550 Milliarden Euro, die Sparer auf ihren Konten horten. „Sicherheit geht hier weiter vor Rendite“, erklärt Daniel Franke. Die Kosten für dieses Verhalten lassen sich auch beziffern. Rund 24,51 Milliarden Euro an Kaufkraftverlust kommen 2020 zusammen. Dabei geht Franke von einer durchschnittlichen Inflationsrate in Deutschland von 1,60 Prozent für das laufende Jahr und stagnierenden Sparzinsen von 0,10 Prozent aus. 

EZB verfehlt das Ziel weiterhin

Apropos Inflation: Jene siedelt der Leipziger 2020 bei moderaten 1,60 bis 1,70 Prozent in Deutschland sowie bei 1,70 bis 1,80 Prozent in der Eurozone an – jeweils ein leichter Anstieg zum Vorjahr. Die Kerninflation liegt noch etwas darüber. „Die europäische Zentralbank wird ihr Ziel von knapp unter 2,00 Prozent wieder verfehlen und die lockere Geldpolitik praktisch ohne Bewegung durch das Jahr ziehen“, so Franke. „Eine dringend nötige Reform wird damit ein weiteres Jahr verschleppt. Des einen Freud, des anderen Leid.“

Positiv dürften dies Anleger sehen. An Wertpapieren komme 2020 niemand mehr vorbei. Ohne größere Krisen liege beim DAX am Jahresende die 14.500-Punkte-Grenze in Reichweite. Wer in Aktien investiert, braucht aber 2020 ein gewisses Maß an guten Nerven. „Brexit, US-Wahlkampf, Handelskriege, Epidemien – die Märkte reagieren mittlerweile drastisch auf Unwägbarkeiten. Das muss der Anleger aushalten und sich intelligent aufstellen. Alles auf eine Karte zu setzen ist fahrlässig“, schließt der Finanzexperte.

Die komplette Zinsprognose 2020 findet sich unter https://www.tagesgeldvergleich.net/veroeffentlichungen/zinsprognose.html 

Foto: Shutterstock

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