Beluga-Prozess nähert sich dem Ende

Im Strafprozess um den Niedergang der Bremer Schwergutreederei Beluga hat das Landgericht Bremen nach über 50 Verhandlungstagen erstmals seine Vorstellungen zum möglichen Strafrahmen für die vier Angeklagten vorgelegt.

Gerichtshaus in Bremen.
„Altes Gerichtshaus“ in Bremen: Hier entscheidet sich, wie die Beluga-Manager bestraft werden.

Für den schwer erkrankten Ex-Beluga-Chef Niels Stolberg (56) stellte Richterin Monika Schaefer unter Vorbehalt eine Freiheitsstrafe zwischen drei Jahren und sechs Monaten und drei Jahren und neun Monaten in Aussicht. Die drei mitangeklagten Ex-Beluga-Manager müssten dem Vorschlag zufolge mit unterschiedlich bemessenen Bewährungsstrafen von mindestens acht Monaten bis maximal einem Jahr und zehn Monaten rechnen.

Die Vorschläge sind Resultat einer Zwischenberatung der Kammer und sollen dem Zweck dienen, das seit Januar 2016 laufende Verfahren abzukürzen. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft soll Stolberg für vier bis fünf Jahre hinter Gitter. Die Verteidigung hält dagegen eine Bewährungsstrafe für angemessen. Nur Strafen bis maximal zwei Jahre können zur Bewährung ausgesetzt werden. Sowohl Anklage als auch Verteidigung haben nun Gelegenheit zur Stellungnahme. Der Vorschlag kann nur bei grundsätzlichem Einvernehmen in ein Urteil einfließen.

Anwalt: Vorschlag „völlig überzogen“

Allerdings machte Stolbergs Anwalt, Bernd Groß, schon unmittelbar nach der nur 20-minütigen Sitzung klar, dass er sich einen Deal unter diesen Bedingungen nicht vorstellen kann. Er bedauerte den Vorschlag der Kammer und nannte ihn „völlig überzogen“. Das Beweisverfahren werde vermutlich weitergehen. Die Staatsanwaltschaft will den Vorschlag erst genau prüfen, bevor sie sich äußert. Zwischenberatungen zum Strafmaß sind bei derart großen Wirtschaftsstrafverfahren nicht unüblich.

Die Staatsanwaltschaft wirft Stolberg, der mehrere schwere Krebsoperationen hinter sich hat, und den anderen Angeklagten in unterschiedlicher Tatbeteiligung Untreue, Betrug, Kreditbetrug und Bilanzfälschung vor. So soll Stolberg für Schiffsneubauten durch fingierte Scheinrechnungen Banken zu einem erhöhten Kreditengagement bewegt und den US-Finanzinvestor Oaktree mit falschen Bilanzangaben zum Einstieg in die Reederei gebracht haben. Das Unternehmen ging 2011 in Insolvenz. (dpa-AFX)

Foto: BTZ Bremer Touristik-Zentrale

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