Powell: Fed befindet sich nicht auf vorgezeichnetem Weg zu weiteren Zinssenkungen

Die US-Notenbank hat eine enge Gratwanderung vorerst bewältigt. Einerseits entspricht die Entscheidung den Erwartungen des Marktes. Andererseits vermied Fed-Präsident Jerome Powell eine weitere geldpolitische Lockerung, wie sie von US-Präsident Donald Trump vermehrt eingefordert wurde.  Ein Kommentar von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel.

Die Notenbank unterstreicht dadurch ihre unabhängige Stellung mit dem ausschließlichen Fokus auf die Geldwertstabilität und eine gute Beschäftigungslage. Begründet wurde der Zinsschritt mit der Sicherung der bisher weiterhin hohen wirtschaftlichen Dynamik.

Vorsorgliche geldpolitische Lockerung als Versicherung gegen offensichtliche Risiken

Powell deutete wie bei der letzten Sitzung an, dass es sich um eine vorsorgliche geldpolitische Lockerung als Versicherung gegen offensichtliche Risiken, v.a. den globalen wirtschaftlichen Abschwung, den Handelskonflikt und den anstehenden Brexit, handelt. Die Erwartungen an das Wachstum der US-Volkswirtschaft in 2019 wurden von den Währungshütern von 2,1 auf 2,2 Prozent angehoben.

Unverändert hingegen blieben die Projektionen für die maßgebliche PCE-Inflationsrate in Höhe von 1,5 Prozent bzw. 1,8 Prozent für die Kernrate. Dabei verweist die Fed auf die nach wie vor niedrigen Inflationserwartungen der Marktteilnehmer.

Powell betont, dass sich die Fed nicht auf einem kein vorgezeichneten Weg weiterer Zinssenkungen befindet, sondern die weitere geldpolitische Ausrichtung anhand der kommenden wirtschaftlichen Entwicklung ausrichtet. Einen besonderen Fokus legte Powell auf die außerordentliche Intervention der Notenbank am Geldmarkt am Anfang dieser Woche.

Ursache des zwischenzeitlichen Engpasses an Interbankenliquidität waren technische Aspekte, wie Käufe neu emittierten US-Staatsanleihen und fällige Quartals-Steuerzahlungen. Es gibt daraus keine Rückwirkungen auf die aktuelle geldpolitische Ausrichtung.

Unstimmigkeiten im Open-Market-Committee

Bemerkenswert war, dass zwei Mitglieder des Open-Market-Committees gegen eine Zinssenkung gestimmt haben. Ein Mitglied sprach sich hingegen für eine Senkung des Leitzinses um 50 Basispunkte auf 1,5 – 1,75 Prozent aus. Dadurch zeigt sich die besonders schwierige Situation der Notenbank in der aktuellen Situation.

Angesichts der jüngsten wirtschaftlichen Datenveröffentlichungen mit einem Wachstum der US-Industrieproduktion um 0,6 Prozent, einer um 0,5 Prozent zulegenden Produktion im Verarbeitenden Gewerbe und einer steigenden Kapazitätsauslastung im August wäre unter rein fundamentalen Gesichtspunkten auch eine Verschiebung einer weiteren Zinssenkung auf die nächste Sitzung nachvollziehbar gewesen. Eine weitere Zinssenkung in diesem Jahr ist auf jedem Fall noch nicht sicher.

Foto: Shutterstock

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