Rezessionen: Wie Investoren sie rechtzeitig erkennen können

Schreitet der Konjunkturzyklus voran, mehren sich bei Investoren die Sorgen vor einer Rezession. Den genauen Zeitpunkt eines Abschwungs zu erkennen, ist jedoch schwer. Grund genug für Darrel Spence und Jared Franz, beides Volkswirte bei Capital Group, sich in ihrem Gastbeitrag genau mit dieser Frage zu beschäftigen. Sie analysieren, welche Konjunkturindikatoren Rezessionen ankündigen, wie nah der nächste wirtschaftliche Abschwung ist und wie sich Investoren darauf vorbereiten können.

„Rezessionen sind ein natürlicher und unvermeidlicher Teil jedes Konjunkturzyklus. Sie dauern aber zumeist nicht sonderlich lange“ so Spence. Durchschnittlich seien es elf Monate – im Vergleich zu 67 Monaten Expansion. In den letzten 65 Jahren waren dadurch insgesamt nur 15 Prozent aller Monate durch eine Rezession geprägt. Und während das BIP in einer Expansionsphase um durchschnittlich 24 Prozent steigt, sinkt es in einer Rezession lediglich um zwei Prozent.

Rezessionen senden ihre Vorboten

„Auch wenn der genaue Zeitpunkt einer Rezession schwer zu bestimmen ist, gibt es Signale, die auf ein Ende des Konjunkturzyklus hindeuten“, sagt Franz. Die Rezession sendet sozusagen ihre Vorboten. Viele Faktoren können auf eine Rezession hindeuten und oft spielen von Zyklus zu Zyklus andere die Hauptrolle. Betrachtet man diverse Faktoren zeitgleich, kann dies ein umfassenderes Bild der Konjunktur und damit auch eines möglichen Abschwungs bieten.

Ein Indikator, der auf eine drohende Rezession hindeuten kann, ist laut Spence die Zinsstrukturkurve: „Ist diese invers, also sind die kurzfristigen Renditen höher als die langfristigen, kann dies ein Warnsignal sein.“ Betrachtet werden dabei zumeist die Zweijahresrenditen in Relation zu den Fünf- oder Zehnjahresrenditen.

In den vergangenen 50 Jahren ging jeder Rezession in den Vereinigten Staaten eine solche inverse Struktur voraus. „Aktuell ist die Zinsstrukturkurve in Relation zur Zehnjahresrendite allerdings noch nicht invers. Ändert sich dies, dauert es in der Regel noch 18 Monate bis zum Abschwung“, ergänzt Spence.

Unternehmensgewinne und deren Folgen

Ein zweiter Indikator sind die Unternehmensgewinne. Im Schnitt beginnt 26 Monate nach deren zyklischem Hoch die Rezession. „Dieses war jedoch vermutlich bereits im Jahr 2012 erreicht, also schon vor deutlich mehr als 26 Monaten – auch wenn die Gewinne nach wie vor hoch sind“, sagt Franz. Bei sinkenden Gewinnen kürzen Unternehmen ihre Investitionen, senken Löhne und bauen Arbeitsplätze ab.

Seite 2: Verlässlich, aber mit kurzer Vorlaufzeit

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