Strukturelle Anpassungen: Was bedeutsamer als der Handelskonflikt ist

Das nachlassende Wirtschaftswachstum, wirtschaftliche und politische Probleme in den einzelnen Ländern, sowie Handelskonflikte – alle diese Punkt machten den Emerging Markets in der vergangenen Zeit zu schaffen. Konjunkturelle und strukturelle Gründe geben Anlegern dennoch Anreize für attraktive  Schwellenländeraktien. Ein Kommentar von Julie Dickson, Investment Director bei Capital Group.

„Heute gibt es hingegen sowohl konjunkturelle als auch strukturelle Gründe für Optimismus“, sagt Julie Dickson, Investment Director bei Capital Group, mit Blick auf Schwellenländeraktien.

Auch ihre Kollegen Richard Carlyle und Peter Becker, ebenso beide Investment Director bei Capital Group, gehen von interessante Anlagechancen aus – sowohl im Aktien- als auch im Anleihenbereich.

Strukturwandel macht Schwellenländeraktien attraktiv

Schwellenländeraktien kommt derzeit zugute, dass die amerikanische Notenbank Fed die Zinsen maßvoller anhebt und der US-Dollar so abwerten kann. Aber auch die Konjunkturindikatoren sind laut Dickson positiv.

So zum Beispiel der Einkaufsmanagerindex, demzufolge die Wirtschaft weiterwachsen wird. Neben den konjunkturellen Gründen gibt es auch eine Vielzahl struktureller Gründe für attraktive Anlagechancen bei Schwellernländeraktien.

„Heute tragen die Schwellenländer 70 Prozent zum weltenweiten BIP-Wachstum bei und haben somit entscheidenden Anteil an der Weltkonjunktur“, so Dickson.

„Die steigenden Haushaltseinkommen einer wachsenden Mittelschicht wirken sich positiv auf die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen verschiedener Branchen aus. Dazu zählen langlebige Konsumgüter, Tourismus, Gesundheit, Bildung und Verkehr.“

Chinesischer Inlandsmarkt kann Chancen bieten

Für langfristige Investoren ist die Öffnung des chinesischen Inlandsmarktes bedeutsamer als der Handelskonflikt mit den USA. Chinesische Aktien könnten dadurch interessanter werden:

„Mehr als 800 Unternehmen, in die Ausländer bislang nicht investieren konnten, dürften ihnen in den nächsten Jahren für Anlagen zur Verfügung stehen“, erläutert Carlyle. „Ein Traum für Einzelwertexperten wird damit wahr.“

Carlyle meint, dass selbst wenn am Ende nur wenige der Firmen interessant sein dürften, es sich aber durchaus lohne, intensive Analysen durchzuführen.

„Stellen Sie sich vor, Sie entdecken das nächste Alibaba, Baidu oder Tencent. Das hätte enorme Folgen“, so der Experte. Generell werde der chinesische Aktienmarkt auch weiterhin von ausländischen Mittelzuflüssen bestimmt. Investoren, die umfassende Diversifikation und langfristigen Wertzuwachs anstreben, kommen seiner Meinung nach nicht an diesem schnell wachsenden Markt vorbei.

Höhere laufende Erträge durch ausgewählte Schwellenländeranleihen

Auch Schwellenländeranleihen seien Becker zufolge attraktiv. „Wer höhere laufende Erträge wünscht, sollte Emerging-Market-Anleihen nicht übergehen“, so Becker. „Die Assetklasse bietet ein gutes Gleichgewicht zwischen Rendite und moderater Korrelation mit Aktien“.

Das gelte auch für Qualitätsemittenten. Die Fundamentaldaten bewertet er als derzeit durchweg gut. Beispielsweise seien die meisten Schwellenländer heute weniger verschuldet und jene Länder mit Auslandsschulden würden von niedrigen Zinsen in den Industrieländern profitieren.

Außerdem hätten einige Schwellenländerwährungen gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. „Dies sowie die höheren Renditen sprechen für selektive Anlagemöglichkeiten in den nächsten Monaten“, prognostiziert Becker.

Allerdings sollten Investoren auf die Fundamentaldaten der einzelnen Schwellenländer achten, da es erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern gebe.

Foto: Shutterstock

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