Altersvorsorge: Halb Deutschland fehlt der Durchblick

Trotz jahrelanger öffentlicher Diskussionen um Altersvorsorge haben die meisten deutschen Erwerbstätigen keine konkrete Vorstellung davon, wie hoch ihre Rente sein wird. Auch die gängigen Formen des Vorsorgesparens sind weitgehend unbekannt, so das Ergebnis einer Studie. 

kein durchblick tomaten auf den augen

Der bevölkerungsrepräsentativen Umfrage zufolge haben 60 Prozent der erwerbstätigen Deutschen noch nie vom Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher, privater und betrieblicher Altersvorsorge gehört. 70 Prozent der Befragten, die angaben, die drei Säulen zu kennen, konnten diese nicht korrekt unterscheiden.

„Nur zwölf Prozent halten die Riester-Rente für die zweite, sieben Prozent sogar für die dritte Säule neben der gesetzlichen Rente. Auch Immobilien wurden hier genannt“, erklärt Hans-Jürgen Hoffmann, Leiter des Psephos Instituts für Markt-, Politik- und Sozialforschung, das die Studie für die Fondsgesellschaft Fidelity durchgeführt hat.

Vielen Berufstätigen mangele es bei der Altersvorsorge noch immer an ausreichender Orientierung. Eine optimale Nutzung der Angebote sei daher nicht möglich, so Hoffmann.

„Bisherige Altersvorsorge-Kampagnen haben die Deutschen offensichtlich nicht erreicht. Knapp 90 Prozent verlassen sich noch immer auf die gesetzliche Rente, die aufgrund des demografischen Wandels den Wohlstand von heute in der Zukunft aber nicht mehr sichern wird“, sagt Christian Wrede, Sprecher der Geschäftsführung bei Fidelity International in Deutschland.

Von einer guten und vor allem tragfähigen Altersvorsorge-Mischung aus allen drei Säulen sei die Mehrheit weit entfernt. Den Deutschen fehle nach wie vor das notwendige Wissen. „Für eine zukunftsfähige Alterssicherung brauchen wir in Deutschland einen anderen Hebel in der Aufklärungsarbeit“, meint Wrede.

Die Deutschen setzen der Umfrage nach aber nicht nur auf den falschen Altersvorsorge-Mix, sie überschätzen auch fundamental die Höhe ihrer künftigen Rente: 71 Prozent der Befragten geben an, nur ungefähre oder keine Vorstellungen über die voraussichtliche Höhe ihrer gesamten Altersbezüge haben.

Vier von fünf Deutschen (81 Prozent) rechnen laut Umfrage mit einer Rente in Höhe von 60 Prozent und mehr, über 40 Prozent erwarten sogar 80 bis 100 Prozent ihres Nettolohns. Berechnungen von Fidelity haben indes ergeben, dass die Bundesbürger bei Rentenbeginn im Schnitt tatsächlich lediglich 56 Prozent ihres letzten Einkommens vor dem Ruhestand bekommen.

Die Ergebnisse der Studie stammen aus einer repräsentativen Befragung von 1.000 erwerbstätigen Personen zwischen 18 und 55 Jahren in Deutschland, die zwischen 2. März und 4. April 2011 durchgeführt wurde. (hb)

Foto: Fidelity

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