Studie: Mitarbeiter verkennen betriebliche Altersvorsorge

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) wird häufig verkannt. Zwar bieten 85 Prozent der deutschen Unternehmen eine bAV an, doch nur etwa jeder vierte bAV-Verantwortliche wird von Mitarbeitern gezielt angesprochen. Dies ergab die Studie „bAV-Report 2011/2012“ im Auftrag der Zurich Versicherung.

Dr. Marco Sebastian Arteaga
Dr. Marco Sebastian Arteaga

Das wichtigste Argument für das Angebot einer bAV sehen neun von zehn (88 Prozent) deutschen Unternehmen in ihrer Fürsorgepflicht gegenüber der Belegschaft. Dies ermittelte das Marktforschungsinstitut You Gov Psychonomics im Auftrag des Bonner Versicherers unter 550 befragten bAV-Verantwortlichen.

Seit 2002 haben sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in deutschen Unternehmen ein Recht auf Entgeltumwandlung. Diese sieht vor, dass Mitarbeiter Teile ihres Brutto-Gehalts vom Arbeitgeber abziehen lassen, um es für die betriebliche Altersvorsorge aufzuwenden. Die Arbeitgeber müssen ein bAV-Angebot auf Wunsch unterbreiten können.

„Unstrittig ist für die Entscheider der hohe Nutzen der bAV für Mitarbeiter und Unternehmen. Beispielsweise nennen 64 Prozent der Befragten die Senkung der Lohnnebenkosten als ein weiteres Argument. Außerdem zählen Mitarbeiterbindung und Motivation zu den Motiven der Arbeitgeber“, sagt Dr. Marco Arteaga, Zurich Vorstand für den Bereich Corporate Life & Pensions (bAV).

Laut Studie spielt die bAV bei der Mitarbeiterbindung eine wichtige Rolle: 59 Prozent der Befragten geben an, dass sie eine wesentliche Maßnahme zur Bindung ihrer Beschäftigten darstellt. Somit sei die bAV ähnlich attraktiv wie die Bereitstellung eines Dienstwagens.

Doch in der Belegschaft sind die Vorteile der Entgeltumwandlung offenbar noch nicht überall vorgedrungen. Dabei gilt grundsätzlich: je größer das Unternehmen, desto größer das Interesse der Belegschaft an der betrieblichen Altersvorsorge. In Unternehmen mit 51 bis 100 Mitarbeitern ist jeder dritte Befragte in letzter Zeit zum Thema bAV-Abschluss angesprochen worden. In Unternehmen mit über 1.000 Beschäftigten sind es sogar drei Viertel.

Obwohl der bAV-Nutzen weitgehend unbestritten ist, befürchten die Entscheider eventuelle Haftungsrisiken oder Zusatzaufwände für ihr Unternehmen. 60 Prozent sind der Ansicht, dass die Haftungsrisiken noch immer unterschätzt werden. Zudem meinen zwei von drei Befragten, dass die gesetzlichen Regelungen den Umgang mit der bAV erschwert haben.

Im Rahmen der Studie „bAV-Report 2011/2012“ wurden über 550 bAV-Verantwortliche – darunter 100 Geschäftsführer – in deutschen Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern im Auftrag der Zurich Versicherung befragt. Zusätzlich wurden 54 bAV-Verantwortliche in Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern interviewt.

Die Beitragseinnahmen der Zurich Gruppe Deutschland betrugen im Jahr 2010 rund sieben Milliarden Euro. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 6.000 Mitarbeiter in Deutschland. (lk)

Zurich-bAV-Studie

Foto: Shutterstock; Grafik: Zurich

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