Umfrage: Deutsche wollen gerechteres Gesundheitssystem

In der gestrigen TV-Debatte sprach sich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück erneut für die Einführung einer Bürgerversicherung aus. Freuen dürfte ihn, dass sich 83 Prozent der Deutschen für eine Gleichbehandlung von privat und gesetzlich Versicherten aussprechen, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage.

Gerd Nillen, VZBV

Das Nebeneinander von gesetzlicher Krankenversicherung (GKV), in der rund 90 Prozent der Bevölkerung versichert sind, und privater Krankenversicherung (PKV) sowie die „Bedingungen des Systemwettbewerbs sehen die Verbraucher überwiegend kritisch“, teilt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) auf Basis einer repräsentativen Umfrage von TNS Emnid mit.

Die Bundesbürger wünschten sich „mehr Solidarität“, meint der vzbv. Auf die Frage „Wie wichtig ist Ihnen folgende Veränderung im Gesundheitssystem nach der Bundestagswahl: Sollen privat und gesetzlich Versicherte gleich behandelt werden?“ antworteten 58 Prozent der Befragten mit „sehr wichtig“, 25 Prozent mit „wichtig“.

Verbraucherschützer sehen sich bestätigt

Die Verbraucherschützer sehen sich damit in ihrer Haltung bestätigt: „Die Gesundheitspolitik muss in der kommenden Legislaturperiode eine Richtungsentscheidung für die Integration von gesetzlicher und privater Krankenversicherung treffen, damit alle Akteure wissen, wohin die Reise geht“, sagt vzbv-Vorstand Gerd Billen.

In einem integrierten Krankenversicherungsmarkt stünden alle Anbieter von Krankenversicherungen bei gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen im Wettbewerb und alle Versicherten hätten „umfassende Wahl- und Wechselmöglichkeiten“, so Billen weiter.

Ärztehonorare gerechter verteilen

Weiter ergab die Umfrage, dass es für 81 Prozent der Befragten wichtig sei, dass die Ärztehonorare gerechter verteilt werden. Aktuell könnten Ärzte für privat Versicherte deutlich höhere Honorare berechnen, so der Verband. Dies führt aus Sicht des vzbv zu Fehlanreizen in der Versorgung und im „Niederlassungsverhalten“ junger Ärzte.

Die Verbraucherschützer sprechen sich deshalb dafür aus, in der nächsten Legislaturperiode die Honorar-, aber auch die Vergütungssysteme so anzupassen, dass „Bedarfsorientierung, gute Versorgungsqualität und Kooperationen zum Beispiel zwischen ambulanter und stationärer Versorgung“ belohnt werden.

Mehr Information zu IGeL gewünscht

Wenn es um die Beratung zu individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) geht, die Verbraucher selbst bezahlen müssen, ist 92 Prozent der Befragten eine bessere Beratung wichtig. Dies decke sich mit den Erkenntnissen der Verbraucherzentralen. Eine Befragung im vergangenen Jahr hat demnach ergeben, dass über den Nutzen solcher Selbstzahlerleistungen im Vorfeld oft nicht angemessen aufgeklärt wird. Außerdem gebe es beträchtliche Mängel bei der Erstellung von Kostenvoranschlägen und Rechnungen, kritisiert der Verband. (lk)

Foto: vzbv

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