Zukunft der PKV: Gesundheitsmarkt bleibt Baustelle

Die private Krankenversicherung (PKV) gewinnt seit 2011 zwar wieder an Fahrt, dennoch explodieren die Kosten im gesamten Gesundheitswesen. Die PKV-Zukunftsfähigkeit ist keineswegs sicher. Daran hat die Bundestagswahl nichts geändert. Vorsorge für Gesundheit bleibt schwierig.

Die Dualität zwischen GKV und PKV will die PKV verteidigen. Doch die Schar der Zweifler wächst.

Mit dem Ergebnis der Bundestagswahl ist zumindest die Bürgerversicherung nach dem Muster von Rot/Grün vom Tisch. Damit kann die private Krankenversicherung weiterhin Neugeschäft betreiben und hat eine existenzielle Baustelle weniger.

PKV Spielball der Politik

Zu tun bleibt dennoch genug, denn die PKV ist weiterhin Spielball der Politik. Der Zickzack-Kurs der letzten 20 Jahre ist vor allem dem faulen Kompromiss geschuldet, dass es im Gesundheitswesen keinen Markt geben darf. Also wird der Mangel an bezahlbarer Leistung immer mehr zentral verwaltet, um die Kosten nicht ausufern zu lassen.

Diesen Ansatz halten Gesundheitsökonomen für längst gescheitert. Das Grundproblem der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist die Kostenexplosion aufgrund des demografischen Wandels und des medizinisch-technischen Fortschritts.

„Es kann mit Kostendämpfung nicht gelöst, sondern nur kurzfristig gemildert werden“, kritisiert Professor Dr. Peter Oberender, der 1998 den bundesweit ersten Studiengang Gesundheitsökonomie an der Universität Bayreuth eingeführt hatte.

Langfristig sei eine Stabilisierung nur möglich, „wenn man das derzeitige Umlagesystem sukzessive abschafft, alle Krankenkassen privatisiert und risikoäquivalente Prämien im Kapitaldeckungsverfahren erhebt“. So rigoros ist aber keine Partei und kein Gesundheitsminister.

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Trend zur Einheitskasse gestoppt

„Der fatale Trend der letzten zehn Jahre in Richtung Einheitskasse und Staatsmedizin muss gebrochen werden“, sagt Uwe Laue, Vorstandschef des größten Krankenversicherers Debeka und im Nebenberuf PKV-Verbandschef.

Eigentlich müsste der GKV-Einheitsbeitrag von 15,5 Prozent des Bruttoeinkommens noch deutlich höher sein, zumal die wirtschaftlich gesunde PKV seit 2011 wieder schneller auf wechselwillige Gutverdiener der GKV bauen kann.

Allerdings würde die PKV, bei der aktuell 8,96 Millionen Menschen und damit 11,3 Prozent der Deutschen unter Vertrag sind, jedoch gar nicht jeden Kunden haben wollen und auch wegen der nötigen Gesundheitsprüfung gar nicht bekommen. Alte und Kranke würden wohl auch das private System sprengen.

Dennoch: „Eine Bürgerversicherung hätte gegen die Nachhaltigkeit verstoßen und zu negativen Folgen für die Gesundheitsversorgung geführt“, so Debeka-Chef Laue. Gerade die Krankheitskosten seien hochgradig altersabhängig.

„Wer in einer alternden Gesellschaft das ‚Von-der-Handin- den-Mund-Prinzip‘ der GKV ausweiten und dafür das zukunftssichere Kapitaldeckungsverfahren der PKV aufgeben wollte, würde künftige Generationen vor schwierige Probleme stellen“, so der Experte. Das deutsche Gesundheitswesen würde zerstört und die gute Versorgung von Millionen Menschen gefährdet.

Neue Produktwelt durch Unisex

Im PKV-Rating des Marktbeobachters Map-Report wurde ermittelt: Mit einer durchschnittlichen Beitragserhöhung im Bestandsgeschäft für den Angestellten-Mustervertrag von nur 3,9 Prozent pro Jahr seit dem Jahr 2000 zeigte man sich vergleichsweise beitragsstabil. Im Schnitt waren es nur 12,30 Euro Beitragssteigerung pro Jahr. Im Mittel bezahlt ein Angestellter 830 Euro für die Vollversicherung.

Branchenprimus ist und bleibt die Debeka. Welche Zukunft hat die PKV als Vollversicherung? „Eine gute, wenn ein paar Grundregeln beachtet werden“, meint Gerd Güssler, Geschäftsführer des Freiburger Informationsdienstleisters KVpro GmbH.

Vor allem bei Gesellschaften, bei denen die Kennzahlen Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB), versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote, Nettoverzinsung und Wachstum stimmig sind. Außerdem müssten sich die Gesellschaften auch von bestimmten Vertriebsformen verabschieden, denn die Bestände werden weiter von Umdeckern und „Optimierern“ angegriffen.

Seite zwei: „Versicherer müssen Qualitätstarife anbieten

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