„Vereinfachte Gesundheits-Fragen können sich rächen“

Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) verläuft nicht immer reibungslos. Warum einheitliche Versicherungsbedingungen und vereinfachte Gesundheitsfragen trotzdem kein Allheilmittel seien, um den Antragsprozess zu erleichtern, erklären vier Biometrie-Experten aus der Assekuranz im Gespräch mit Cash. Zudem loten sie die Marktchancen für die Betriebs-BU aus.  

Jürgen Riemer, Vorstand, Maklermanagement.ag: „Ohne einen Solidarbeitrag von einer bestimmten Gruppe im Unternehmen, die sich privat deutlich günstiger versichern könnte, kommt die Betriebs-BU nicht aus.“

Cash.: Immer mehr Versicherer entdecken für sich das Geschäftsfeld Betriebs-BU. Das heißt, eine Absicherung der Arbeitskraft für Mitarbeiter in Unternehmen. Wie bewerten Sie diesen noch jungen Produktzweig?

Sacha Metzinger, Head of Protection, Zurich Versicherung: Wir haben im letzten Jahr das Produkt „Team“ herausgebracht, eine Form der betrieblichen Altersversorgung (bAV), was Kollektive auf eine etwas andere Art aufgreift: Innerhalb des Unternehmens gibt es ein festes Kollektiv, das auch ohne Antiselektion komplett versichert wird. Das ist ein sehr spannender Ansatz, weil eine Einheitsprämie generiert werden kann, die deutlich geringer ist als im Falle einer Einzelabsicherung. Aber in der BU selbst ist die weitere Ausdifferenzierung in noch mehr Kleinkollektive mit Sicherheit nicht die Lösung, um die 70 Prozent der Menschen zu überzeugen, die wir bislang nicht erreicht haben.

Michael Rosch, Leiter Produktmanagement Leben, HDI Versicherung: Die Absicherung des BU-Risikos in der bAV wird noch zu selten genutzt. HDI hat deshalb ein Konzept namens bAV Nettojoker entwickelt. Es veranschaulicht den Arbeitnehmern, dass sie im Rahmen der Betriebsrente ihre Arbeitskraft äußerst kosteneffizient schützen können. Die Steuer- und Sozialabgabenfreiheit bei der Entgeltumwandlung bewirkt den entscheidenden Vorteil. Außerdem können die Arbeitgeber ihre Lohnnebenkosten senken – und im Idealfall die Ersparnis in einen Zuschuss zur bAV reinvestieren. In diesem Modell sehen wir viel Potenzial, weil es allen Beteiligten nützt. Auch Kollektivvereinbarungen für Belegschaften können ein Weg sein, den BU-Schutz von Arbeitnehmern zu stärken.

Jürgen Riemer, Vorstand, Maklermanagement.ag: Aber eins darf man dabei nicht vergessen: Ohne einen Solidarbeitrag von einer bestimmten Gruppe im Unternehmen, die sich privat deutlich günstiger versichern könnte, kommt das Konzept nicht aus. Das Problem des Preisgefälles in der BU ist damit nicht zu lösen – auch wenn der solidarische Ansatz auf Unternehmensebene natürlich zweifellos zu begrüßen ist.

Metzinger: Sie brauchen natürlich eine Mindestgröße dieses Kollektivs. Bei Zurich liegt diese Mindestgröße bei einhundert Personen. Diese muss gegeben sein, um zumindest ein bisschen Antiselektion vermeiden zu können. Aber damit kommen Sie auf Prämienkalkulationen, die sich wirklich sehen lassen können und die hoch attraktiv sind im Vergleich zu den Einzelprämien. Das Konzept funktioniert im Grunde wie eine Sachversicherung für Unternehmen: Wir erfassen die Branche sowie die Einkommens- und Altersstruktur der Belegschaft. Anhand dieser Parameter kalkulieren wir dann die einheitliche Prämie.

Seite zwei: Was Makler wollen

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