SPD: Versicherte um fünf Milliarden Euro entlasten
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will bei einem Wahlsieg die Wirtschaft bei der gesetzlichen Krankenversicherung stärker zur Kasse bitten. Die Versicherten sollen um fünf Milliarden Euro entlastet werden. “Ich will, dass die Arbeitgeber sich an den Kosten der Zusatzbeiträge bei den Krankenkassen zur Hälfte beteiligen”, sagte der SPD-Vorsitzende.
Nach Berechnungen der Sozialdemokraten würde dieser Schritt die Last der mehr als 50 Millionen Beitragszahler auf einen Schlag um insgesamt fünf Milliarden Euro mildern: “Für einen Durchschnittsverdiener macht das rund 200 Euro pro Jahr aus”, sagte Schulz. Sein Vorschlag ist Teil des SPD-Wahlprogramms, das auf einem Parteitag Ende Juni in Dortmund beschlossen werden soll.
Auch nach Ansicht von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sollen die Arbeitgeber wieder die Hälfte der Krankenkassenbeiträge übernehmen. “Das ist eine Frage der Gerechtigkeit, denn sonst zahlen die Arbeitnehmer allein den medizinischen Fortschritt”, sagte Nahles der “Bild am Sonntag”. Nahles plädierte dafür, eine Rückkehr zur Parität bei Krankenkassenbeiträgen zur zentralen Wahlkampfforderung der SPD zu machen.
Mitte 2005 war unter der damaligen rot-grünen Regierung von Gerhard Schröder (SPD) die Regelung in Kraft getreten, dass die Arbeitnehmer 0,9 Prozentpunkte mehr bezahlen müssen als die Arbeitgeber. Der Beitragssatz war damals noch variabel.
Anders als die Union, die Steuersenkungen von 15 Milliarden Euro und die schrittweise Abschaffung des Soli-Steuerzuschlags verspricht, will Schulz die Bürger nach der Wahl vorrangig bei Sozialabgaben und Kitagebühren entlasten. Das würden gerade Familien sofort im Geldbeutel spüren, meint Schulz.
CSU kritisiert SPD-Vorstoß
Der gesetzlich festgelegte Kassenbeitrag liegt bei 14,6 Prozent des monatlichen Bruttoeinkommens. Davon zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils die Hälfte. Da der Anteil der Arbeitgeber aber bei 7,3 Prozent eingefroren ist, müssen die Versicherten zusätzliche Kosten der Kassen über Zusatzbeiträge alleine tragen. Diese variieren von Kasse zu Kasse und liegen derzeit im Schnitt bei knapp 1,1 Prozent.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) kritisierte den SPD-Vorstoß, eine Rückkehr zur Parität bei den Krankenkassenbeiträgen zur zentralen Wahlkampfforderung der SPD zu machen. Steigende Lohnnebenkosten seien eine Gefahr für die Beschäftigung und damit auch für die Kassenfinanzierung. Huml forderte erneut, Finanzierungslücken wie etwa beim Kostenbeitrag des Bundes für Arbeitslosengeld-II-Empfänger nicht lediglich kurzfristig durch einen Griff in die Reserven des Gesundheitsfonds zu beheben.
Arbeitgeber verteidigen Beitragssatz
Schulz sagte: “Wir alle wollen den medizinischen Fortschritt. Aber es kann nicht sein, dass die Mehrkosten für neue Behandlungsmethoden und Medikamente über die Zusatzbeiträge von den Arbeitnehmern alleine getragen werden.”
Die Arbeitgeber dürften die SPD-Pläne alles andere als erfreuen. Seit Jahren verteidigen sie ihren bei 7,3 Prozent eingefrorenen Beitragssatz. Damit würde die Konkurrenzfähigkeit des Standorts Deutschlands gesichert, hieß es. (dpa-AFX)
Foto: Shutterstock

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50 Millionen Zahler mal durchschnittlich 200 Euro wären ca. 10 Milliarden Euro, nicht 5!
Entweder rechnet man hier bewusst die Kosten runter oder das “Geschenk” rauf.
Warum wundert mich das nicht?
Kommentar von Peter Eidemüller — 9. Mai 2017 @ 16:22
Der größte Populist und Blender Deutschlands hat einen Namen: Millionär und Sitzungsgelderschleicher Maddin “das Goldstück” Schulz
Kommentar von stefan schulte — 3. Mai 2017 @ 11:15
Der Sand in die Augen streuende SPD-Vorschlag ist eine Konsequenz der intransparenten Lohn- und Gehaltsabrechnung in Deutschland. Tatsächlich müßte das Bruttogehalt incl sämtlicher Arbeitgeberbeiträge ausgewiesen werden, weil das der Betrag ist, der auf dem Arbeitsplatz mindestens (!) erwirtschaftet werden muss. Die Arbeitnehmer müssen endlich lernen, nicht immer nur auf “rechts unten” auf der Gehaltsabrechnung zu starren, sondern vor allem auf “rechts oben”, damit ihnen klar wird, dass nicht der Arbeitgeber an ihrem kümmerlichen Netto schuld ist.
Kommentar von Dr. Ursula Renner — 3. Mai 2017 @ 10:25