Schicht im Schacht: Allianz verzichtet auf Kohle

Ende diesen Jahres schließt mit der Zeche Prosper-Haniel in nordrhein-westfälischen Bottrop das letzte Kohlebergwerk des Ruhrgebiets. Das „schwarze Gold“ hat keine Zukunft mehr. Nun hat auch Europas größter Versicherungskonzern Allianz den Ausstieg aus der Kohle angekündigt.

 

Für die Allianz hat das Ende des Kohlezeitalters begonnen. Der Konzern steigt unter anderem aus der Versicherung von Kohlekraftwerken aus.

Keine Einzelversicherung von Kohlekraftwerken bis 2040

Ab sofort verzichtet der Münchner-Konzern auf die Einzelversicherung von Kohlekraftwerken und Kohleabbau. Das sagte Vorstandschef Oliver Bäte der Deutschen Presse-Agentur in München. Und bei ihren Kapitalanlagen will die Allianz ebenfalls ab sofort nicht mehr in Unternehmen investieren, die durch umfangreichen Zubau von Kohlekraftwerken das Ziel des Pariser Klimaabkommens gefährden, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen.

Bereits seit 2015 legt die Allianz kein Geld mehr in Unternehmen an, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit dem Abbau von Kohle oder der Produktion von Kohlestrom verdienen. Nun verschärft Bäte diese Richtlinie. „Wir haben uns entschieden, den nächsten Schritt zu gehen.“ Der Sofortausstieg aus der Versicherung einzelner Kohlekraftwerke und des Abbaus wird das Unternehmen nach Bätes Angaben einen größeren zweistelligen Millionenbetrag kosten.

Abgesehen von den Sofortmaßnahmen will die Allianz bis 2040 schrittweise – in Absprache mit den betroffenen Kunden – ganz aus dem Kohlegeschäft aussteigen: Energieversorger, die neben Kohle auch andere fossile Brennstoffe oder erneuerbare Energien zur Stromproduktion verwenden, sollen zunächst weiter versichert werden. Aber in den kommenden zwei Jahrzehnten will die Allianz auch dies vollständig auslaufen lassen. Bis 2040 solle es „keine Art von Kohlerisiko“ mehr geben, sagte Bäte. Der Konzern sehe sich als verantwortungsvoller Partner, der die Neugestaltung der Wirtschaft unterstützen wolle.

Auch die Allianz selbst soll bis dahin klimaneutral wirtschaften – etwa was den CO2-Ausstoß bei Dienstreisen der Mitarbeiter oder die Gebäudeheizung betrifft. Bei den Kapitalanlagen will die Allianz bis 2040 keine Gelder mehr in Unternehmen investieren, die ihre Treibhausgasemissionen nicht an das zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens anpassen. Ausnahmen bilde die reine Vermögensverwaltung. Mit insgesamt fast zwei Billionen Euro Kapitalanlagen ist die Allianz einer der weltgrößten Investoren.

Greenpeace fordert von Versicherern schnelleren Ausstieg

Umweltinitiativen setzen Versicherungen unter Druck, aus dem Geschäft mit der Kohle auszusteigen. Mit der Kampagne „Unfriend Coal“ (Kohle entfreunden) haben Greenpeace und andere Umweltorganisationen speziell die Versicherungsbranche aufs Korn genommen. Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid lobte Bätes Ankündigung zwar als „wichtigen und überfälligen Schritt“ – forderte aber gleichzeitig schnelleres Tempo des Münchner Branchenprimus wie der Branche insgesamt. „Die Allianz und andere große Versicherer wie die Münchner RE sind jetzt gefordert, den Kohleausstieg bis spätestens 2030 einzuleiten, wenn sie den Klimavertrag von Paris ernst nehmen wollen“, sagte Smid. Er forderte die Allianz auf, den Kohleausstieg auf die Vermögensverwaltung auszudehnen: Schlupflöcher wie die Verwaltung von Geldern der Kohleindustrie müsse die Allianz schneller als geplant schließen. (dpa-AFX/dr)

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