Ascore Analyse legt LV-Unternehmensscoring vor

Ascore Analyse hat den ersten Jahrgang seines neuen LV-Unternehmensscorings vorgelegt. Die Bilanzexperten von Ascore und der früheren Softfair Analyse haben die Kennzahlen von 68 Lebensversicherungsgesellschaften untersucht und mit einem überarbeiteten Scoring-Verfahren bewertet. Zehn Mal wurde die Spitzenwertung „Herausragend“ bzw. sechs Ascore-Kompasse vergeben. In drei Fällen reichte es nur für zwei Kompasse bzw. ein „Ausreichend“.

Mit dem Erwerb des Analysehauses Ascore Das Scoring GmbH im Mai 2018 stand für Softfair und das Tochterunternehmen Softfair Analyse schnell fest, dass es innerhalb der Unternehmensgruppe im Bereich der Unternehmensratings nur einen Bewertungsansatz für Lebensversicherungsunternehmen geben kann. Das Ergebnis dieser nicht nur ökonomisch sinnvollen Entscheidung wurde jetzt veröffentlicht: Ascore Analyse, der fachliche Zusammenschluss aus Ascore und Softfair Analyse, legt jetzt den ersten Jahrgang des aktualisierten LV-Unternehmensscorings vor.

Durchleuchtung unterschiedlicher Analyse-Ansätze

Wie auch beim vor zwei Wochen veröffentlichten Ascore PKV-Unternehmensscoring war für den 2019er Jahrgang des Ascore LV-Unternehmensscorings zunächst echte Grundlagenarbeit gefragt. Die zuvor jeweils bei Ascore und Softfair Analyse gewählten Methoden und angelegten Maßstäbe wurden intensiv durchleuchtet und hinterfragt, um schließlich für den Markt ein Verfahren entwickeln zu können, das die besten Ansätze aus beiden Analysewelten vereint.

Entscheidung für ein Soring-Verfahren

So hat man sich auch im LV-Bereich bei der Verteilung der Punkte gegen ein lineares und für ein Scoring-Verfahren entschieden, bei dem die einzelnen Kennzahlen im Vergleich zum Markt bewertet bzw. mit Scores von 0, 0,5 und 1 bewertet werden. Die subjektive Gewichtung einzelner Kriterien bzw. bewerteter Kennzahlen entfällt. Eine indirekte Gewichtung ergibt sich allerdings durch die Anzahl der bewertungsrelevanten Kriterien in den einzelnen Wertungsbereichen.

Vier Wertungsbereiche

Analog zum PKV-Unternehmensscoring gibt es im LV-Unternehmensscoring vier Wertungsbereiche: „Erfahrung“, „Sicherheit“, „Erfolg“ und „Bestand“. Dahinter stehen 16 bewertungsrelevante Kennzahlen sowie 24 nicht-bewertungsrelevante Kennzahlen und sechs reine Info-Kennzahlen wie z.B. die Ergebnisse anderer Ratinghäuser.

Kennzahlen über drei Jahre gemittelt

Die meisten Kennzahlen werden über drei Jahre gemittelt. Eine Gewichtung erfolgt auch hierbei nicht. Für jedes erfüllte Kriterium wird bei der Auswertung ein oder ein halber Punkt zugewiesen. Dafür werden pro Kriterium eine Benchmark und eine Toleranz definiert. Hierbei orientiert sich die Benchmark am Marktdurchschnitt sowie an der Spannweite des Datensatzes bei dem jeweiligen Kriterium. Eine positive Wertung mit 1 Score erfolgt bei Überschreiten (oder Erreichen) der Benchmark innerhalb der einfachen Toleranz, eine positive Wertung mit 0,5 Score erfolgt bei Überschreiten (oder Erreichen) der Benchmark innerhalb der doppelten Toleranz. So ergibt sich insgesamt eine Gesamtpunktzahl, die auf sechs Kompasse umgelegt und in Kompassen dargestellt wird.

Kennzahlen aus Softfair Analyse und Ascore

Die verwendeten Kennzahlen wurden teilweise aus dem LV-Unternehmensrating von Softfair Analyse [wie z.B. Berechnung der Wachstumskennzahlen nach dem sogenannten „Wurzelansatz“, Quote der festgelegten RfB (bewertungsrelevant), Überschussreservefaktor (nicht bewertungsrelevant), Sicherheitsmittelquote (nicht bewertungsrelevant)] und teilweise aus dem bisherigen Ascore LV-Unternehmensscoring [wie z.B. Eigenmittelquote (bewertungsrelevant), SCR-Quoten (bewertungsrelevant sind nur die Netto-SCR-Quote sowie die SCR-Quote unter Berücksichtigung von evtl. Volatilitätsanpassungen), Ergebnis-Quote (bewertungsrelevant), Gewinn-Zuführungs-Quote (bewertungsrelevant)] übernommen.

Völlig neue Kennzahlen entwickelt

Darüber hinaus wurden für den jetzt vorgelegten Scoring-Jahrgang auch völlig neue Kennzahlen, wie z.B. die „modifizierte Nettoverzinsung unter Berücksichtigung von Sondereffekten auf Grund der Zinszusatzreserve“ entwickelt. Während im letzten Jahr eine bereinigte Nettoverzinsung bewertet wurde (entspricht der um den gesamten Aufwand für die Zinszusatzreserve bereinigten Nettoverzinsung), berücksichtigt die neu entwickelte Kennzahl auch weitere Finanzierungsquellen der Zinszusatzreserve bzw. das Risiko- und übrige Ergebnis. Bei der modifizierten Nettoverzinsung wird die Zinszusatzreserve also als zusätzliche Belastung des gesamten Rohergebnisses betrachtet. Insbesondere in den Jahren des Abbaus von der Zinszusatzreserve wird die modifizierte Nettoverzinsung höher ausfallen als die Nettoverzinsung.

Eigenmittelquote mit berücksichtigt

Ebenfalls neu ist die „Eigenmittelquote inkl. ergänzender Eigenmittel“. Hierbei geht es um eine Erweiterung der Eigenmittelquote nach der GDV-Formel. Ziel ist es, zusätzlich zu den Eigenmitteln, die der Jahresbilanz entnommen werden können (Eigenkapital, freie RfB, SüAF und eigenmittelfähiger Teil von den nachrangigen Verbindlichkeiten und Genussrechtskapital), auch weitere bzw. ergänzende Eigenmittel zu berücksichtigen, die der jeweiligen Gesellschaft verfügbar oder einforderbar sind, in der Bilanz jedoch nicht unbedingt ersichtlich sind.

Analog zum Ascore PKV-Unternehmensscoring wird nun zusätzlich zur Netto-SCR-Quote die SCR-Quote inkl. Volatilitätsanpassungen bewertet, da diese eine realistischere Abbildung der berücksichtigten Risiken des Versicherers – vor allem bei der Verwendung interner Modelle – erlaubt. Den Netto-SCR-Wert betrachten wir nur zusätzlich als Mindestgröße ≥ 100%.

Verbindung von zwei Rating-Verfahren

Den Kennzahlen-Experten von Ascore Analyse ist es gelungen, durch die Verbindung von zwei etablierten Rating-Verfahren einen neuen Bewertungsansatz zu entwickeln und damit noch belastbarere Aussagen zur Geschäfts- und Finanzierungslage der deutschen Lebensversicherer treffen zu können.

Einführung des Korridorverfahrens mit positiven Folgen

Aufgrund der Einführung des „Korridorverfahrens“ durch das Bundesfinanzministerium für die Berechnung des Referenzzinses der Zinszusatzreserve war branchenweit ein viel niedrigerer Aufwand für die Zinszusatzreserve zu beobachten, so dass die Gesellschaften auch weniger von den Bewertungsreserven realisieren mussten, um die Zinszusatzreserve finanzieren zu können. So hat sich die Zinszusatzreserve bei zwei Gesellschaften durch Auflösung der Zinszusatzreserve insgesamt sogar im Vergleich zum Vorjahr reduziert.  Dadurch ist die Nettoverzinsung von 4,52% in 2017 auf 3,57% in 2018 gesunken. Dieser Effekt ist auch an der neu eingeführten modifizierten Nettoverzinsung abzulesen: sie betrug 3,31% in 2017 bzw. 3,20% in 2018. Das Kapitalanlageergebnis wurde als insgesamt weniger durch die ZZR belastet.

Als Folge ist die Ergebnis-Quote, die den Gesamtüberschuss inkl. Direktgutschrift an der Summe von den gebuchten Bruttobeiträgen und Nettoerträgen aus Kapitalanlagen misst, von 8,48% in 2017 auf 9,68% in 2018 gestiegen.

Auch den Versicherten konnte insgesamt mehr von dem Rohüberschuss zugeführt werden: 85,39% in 2018 nach 81,14% in 2017.

Foto: Shutterstock

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