Bafin erhöht Anforderungen an Versicherer und Pensionskassen

Die dauerhafte Niedrigzinsphase nagt zunehmend an der Kapitalstärke von Versorgungseinrichtungen. Versicherer wie Pensionskassen werden deshalb von der BaFin stärker kontrolliert. An der wachsenden Rendite-Misere wird dies wenig ändern. Ein neues Risikomanagement könnte helfen.

Mlinaric Ivan
Ivan Mlinaric, Geschäftsführer von Quant.Capital Management

 

„Kostensenkungen allein reichen allerdings nicht aus, ein gezieltes Risikomanagement kann neue Spielräume für Renditen schaffen“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH. „Viele Versicherer haben auf der Kostenseite bereits viel gespart“, sagt Mlinaric.

Dazu seien zum Teil die Überschussbeteiligungen erheblich heruntergesetzt und so auch die Eigenmittel gestärkt worden. „Dies alles wirkt zwar derzeit entlastend, ist aber nur bedingt zukunftsfähig“, so Mlinaric.

Es bleibe das Dilemma, dass Versicherer wie Pensionskassen in der Vergangenheit vor allem auf Zinserträge gesetzt hatten, um ihre Verpflichtungen zu bedienen. Diese aber fallen nun dauerhaft weg.

„In vielen Portfolios sehen wir die letzten noch mit soliden Kupons ausgestatteten Anleihen auslaufen“, sagt Mlinaric. „Bis jetzt gab es die Hoffnung, dass irgendwann die Zinsen wieder anziehen und neue Anleihen mit auskömmlicher Rendite eine Fortsetzung der risikoarmen Anlagestrategie ermöglichen.“

Diese Hoffnung sei angesichts der jüngsten Äußerungen der Notenbanken zerstoben. „Es bleibt vielen Pensionskassen und Versicherern gar nichts anderes übrig, als in risikoreichere Anlageklassen zu investieren“, sagt Mlinaric.

Das interne Controlling müsse dabei aber mehr und mehr auf eine Risikosicht umgestellt werden. Auch die Bafin fordert risikoangepasste Meldepflichten. „Das Risikomanagement ist heute wesentlich effizienter geworden und kann bei geringen Kosten zusätzliche Renditepotenziale erschließen“, so Mlinaric.

Ausgangspunkt müsse dabei immer ein Risikomonitoring sein, das mehr als die gängigen Kennzahlen umfasse. „Wir haben gesehen, dass sich Korrelationen verändern und Aktien wie Renten zum Teil in die gleiche Richtung laufen“, sagt Mlinaric. Hier gelte es, steuernd einzugreifen.

Gleichzeitig können durch ein Risikomanagement innerhalb der bestehenden Systeme zusätzliche Risikobudgets geschaffen werden, die eine renditeträchtigere Anlage möglich machen, ohne dabei das Gesamtrisiko zu erhöhen.

„Hier geht es um ein asymmetrisches Verschieben des Risikos: Zwar werden nicht mehr alle Spitzen bei der positiven Rendite mitgenommen. Dafür werden die Abstürze weitgehend reduziert, was in der Summe eine Mehrrendite ermöglicht“, erklärt Mlinaric. (dr)

Foto: Quant.Capital

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