Kleinlein: Zahlt der Vertrieb mit dem Provisionsdeckel die Rechnung für die Anlagepolitik der Versicherer?

Nachdem in der vergangenen Woche ein Artikel über die Meinung von Axel Kleinlein (BdV) für Unruhe unter den Finanzdienstleistern verursacht, meldet sich der Vorsitzende des Bundes der Verbraucherschützer nun erneut zu Wort. Warum er die Vorwürfe seiner Kritik zu grob geurteilt zu haben nun zurückweist.

Die Lebensversicherung für die Altersvorsorge sei legaler Betrug, so lautet es vergangene Woche aus Richtung von Axel Kleinlein. Auch auf unserer Facebookseite und in der Kommentarspalte unserer Webseite erntet Kleinlein Kritik für seine Aussage.

Diese sei zwar im Grund richtig, da war man sich einig. Die Herleitung und Begründung sei jedoch zu grob. 

Was die Branche Kleinlein vorwirft

So weist Christian Kurz-Held auf einen Denkfehler von Axel Kleinlein hin. Die eigentliche Aufgabe der Altersvorsorge sei nicht die Rendite. Es handele sich um eine Versicherung. Diese bezieht sich auf die Absicherung von Risiken:

„Seit wann muss man bei einer Rente, die LEBENSLANG laufen soll, Rendite heraus kommen? Hier geht es darum, die Problematik der LANGLEBIGKEIT zu versichern, und LEBENSLANG jeden Monat Geld auf das Konto zu bekommen.“.

Jens Demsat ärgert sich vor allem über die Art und Weise. So wirft er Kleinlein vor, dass er in der Sache vielleicht recht haben mag, sich jedoch auch fragen lassen muss, was er für die Verbraucher bislang geleistet habe: „Wichtiger ist das die Kritiker dieser Welt noch nie wirklich für Kunden etwas bewegt haben.“.

Ähnlich äußert sich Wolfgang Emmerling, wenn er sagt, dass die Aussage von Kleinlein nicht neu sei: „Das sage ich schon 50 Jahre lang!“. 

Was Kleinlein seinen Kritikern nun entgegnet

Zunächst bestärkt der Verbraucherschützer seine These, indem er erläutert, dass die Branche nur nach dem Prinzip Hoffnung verfahren könne. Grund dafür seien in seinen Augen Managementfehler, die ihren Ausdruck in der seitens der Unternehmen gewählten Anlagestrategie finden:

„Die über Jahrzehnte verschlafene Digitalisierung ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.“, heißt es in der Rubrik Kleinleins Klartext auf der Webseite des BdV. 

Es geht also um mehr als die Ausrichtung auf die Zukunft. Zunächst, so könnte man Kleinlein verstehen, müsse die Vergangenheit aufgearbeitet werden. Aus diesem Grund habe sich die Branche, so sein Vorwurf weiter, bereits heute einige Notfalloptionen zurecht gelegt.

„Versicherer können nur noch auf den Provisionsdeckel hoffen“

Als da wären Run-Off-Optionen zur Abstoßung von Beständen, deren Garantieleistungen zu hoch angesetzt sind, oder eben auch der Provisionsdeckel für Lebensversicherungen:

„Die Versicherungsunternehmen können nur noch darauf hoffen, dass ein Provisionsdeckel kommt. Denn dann können sie den Vertrieb kürzer halten und können dafür den Verbraucherschutz verantwortlich machen.“, so Kleinlein auf der Webseite des BdV.

Insbesondere kritisiert er die Branche dafür, neuen Lösungen gegenüber nicht offen zu sein: „Zu allerletzt blockiert die Versicherungswirtschaft aber auch in wichtigen politischen Bereichen in Sachen Altersvorsorge eine offene und konstruktive Diskussion.“.

Anstelle einer politischen Auseinandersetzung versuche die Branche, so Kleinlein in seinem Beitrag weiter, nach wie vor sich selbst zu heilen. 

Verweigern hilft nicht

Diese Haltung sorgt dafür, dass die Branche bereits beschlossene Optionen und von Kundenseite gewünschte Angebote ignoriert. In der Summe führt dies in den Augen von Kleinlein dazu, dass die Unternehmen ihre Handlungsmöglichkeiten immer weiter beschneiden.

Die Folgen dieses Handelns sind in den Augen von Axel Kleinlein absehbar: „Diese Gemengelage macht die deutschen Lebensversicherer zu Opfern ihrer eigenen Unfähigkeit.“.

 

Foto: BdV

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