Singles in Deutschland: Hoher Nachholbedarf in der Vorsorge

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Aktuell gibt es über 17 Millionen Einpersonenhaushalte in Deutschland. Eine aktuelle Studie von Swiss Life Select zeigt nun, dass die Gruppe einen hohen Nachholfbedarf bei der Vorsorge hat. Zudem scheint die Gruppe in der Coronapandemie häufiger von psychischen Belastungen betroffen zu sein beziehungsweise psychisch zu leiden, als Personen in Partnerschaften.

Zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland führte Swiss Life Select im April 2021 eine Online-Umfrage unter 3.131 Menschen ab 18 Jahren durch. Untersucht wurden die Lebenswelten und das Vorsorge­verhalten von über 1.200 Singles und knapp 2.000 Menschen, die in einer Beziehung leben. Das zentrale Ergebnis der Studie: 62 Prozent der Singles klagen über psychische Belastungen. Am häufigsten trifft es dabei die 18- bis 29-jährigen. Dort sind 74 Prozent betroffen. Singles leiden dabei etwas häufiger als Menschen, die in einer Beziehung leben (58 Prozent).

Einsamkeit und psychische Probleme

52 Prozent der Singles mit psychischen Problemen sagen, dass die Leiden seit der Corona-Pandemie häufiger auftreten, aber nur 45 Prozent der Menschen in einer Partnerschaft stimmen dem zu. Die Studie deutet zudem auf einen starken Zusammenhang zwischen psychischen Leiden und der subjektiven Empfindung von Einsamkeit hin. 85 Prozent der einsamen Menschen sind psychisch belastet, so die Studie.

Doch gerade Alleinlebende bekommen in der Corona-Pandemie bekommen die Nachteile zu spüren. Lockdown und strenge Kontaktbeschränkungen machen aus „allein“ schnell „einsam“. Einsamkeit kann wiederum zu psychischen Belastungen führen. Fast zwei Drittel der befragten Singles leiden seelisch und bei 52 Prozent treten die Symptome seit Corona häufiger auf.

Nachholbedarf in der Vorsorge 

Zudem deuten die Ergebnisse der Studie auf einen hohen Nachholbedarf der Singles in Vorsorgefragen hin. Singles sichern ihr Einkommen seltener ab als es Menschen in einer Beziehung tun (Elf Prozent vs. 17 Prozent). Sie sorgen deutlich seltener privat fürs Alter vor (21 Prozent) als Paare (32 Prozent).

„Unsere Erfahrung in der Kundenbetreuung zeigt: Gerade wenn Menschen allein leben, ist eine gute Vorsorge wichtig, weil kein Partner im Ernstfall finanziell unterstützend eingreifen könnte“, sagt Stefan Kuehl, Geschäftsführer beim Finanzberatungsunternehmen Swiss Life Select.

Wenn Alleinstehende Geld für ihre Vorsorge in die Hand nehmen, investieren sie weniger als Menschen in einer Partnerschaft. Zwar denken 51 Prozent der Alleinlebenden und 57 Prozent der Paare, dass ein Betrag von über 150 Euro für die private Altersvorsorge nötig ist, um die gewünschte Lebensqualität im Alter zu realisieren.

Doch nur 33 Prozent der Paare beziehungsweise 23 Prozent der Singles investieren diese Summe tatsächlich. „Wunsch und Wirklichkeit für den Lebensabend klaffen sowohl bei Singles als auch bei Partnern auseinander. Nur ist die Lücke bei Singles größer. Darauf gilt es in einer Beratung hinzuweisen“, kommentiert Kuehl.  

Selbstbestimmte Singles behalten Vorsorge im Blick

Laut Kuehl befassten sich viele Alleinlebende proaktiv mit ihrer Altersvorsorge und setzen sich sehr bewusst mit ihrer Zukunft auseinander. Die Einstellung zum Single-Dasein selbst scheint dabei eine Rolle zu spielen“, so der Vorsorge-Experte.

Personen, die sich selbstbestimmt fürs Single-Dasein entschieden haben, sorgen dabei häufiger vor (25 Prozent) als Singles wider Willen (21 Prozent), die sich einen Partner wünschen und aktiv auf der Suche sind. Zudem investieren selbstbestimmt Alleinlebende auch höhere Summen in ihre Vorsorge. Hier nehmen 25 Prozent über 150 Euro in die Hand (Singles wider Willen: 21 Prozent). 

Selbstbestimmte Singles sind zuversichtlicher

Die bewusste Entscheidung fürs Single-Dasein scheint darüber hinaus ein wichtiger Resilienzfaktor gegen psychische Leiden zu sein. Dazu Kuehl: „91 Prozent der selbstbestimmten Singles leben gern allein und nur 17 Prozent klagen über Einsamkeit.“ Die überzeugten Singles sind in der Folge auch psychisch stabiler.

In dieser Gruppe leiden mit 55 Prozent deutlich weniger unter psychischen Problemen als in der Gruppe der Singles wider Willen (69 Prozent). Spannenderweise ist allerdings nicht der fehlende Kontakt zu Menschen die Hauptursachet, sondern der Zeitdruck bei der Arbeit. Anders sieht es bei den Singles wider Willen aus: Hauptauslöser für deren Leiden ist tatsächlich der fehlende Kontakt zu Menschen. 57 Prozent klagen über Einsamkeit und bei 69 Prozent treten als Folge seelische Leiden auf. 

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