Erstattungsboom in der PKV

Wer bietet mehr? Die privaten Krankenversicherer übertreffen sich derzeit mit Ankündigungen zur Höhe der Beitragsrückerstattung (BRE) für das Jahr 2012. Die PKV will damit „kosten- und gesundheitsbewusstes Verhalten“ ihrer Kunden belohnen. Ein Kriterium zur Anbieterauswahl sollte die BRE jedoch nicht sein.

Der größte Privatversicherer in Deutschland, die Debeka aus Koblenz, hat gestern mitgeteilt, dass rund 445.000 vollversicherte Mitglieder insgesamt 361 Millionen Euro von ihren in 2012 gezahlten Beiträgen zurückerhalten sollen. Das entspreche pro Versichertem durchschnittlich mehr als 800 Euro, rechnet die Debeka vor. Man zahle allen vollversicherten Mitgliedern einen großen Teil ihrer Beiträge zurück, wenn sie in einem Kalenderjahr keine Leistungen zur Erstattung einreichen, erklärt das Unternehmen.

Debeka erhöht Ausschüttung um zwölf Millionen Euro

„Die Beitragsrückerstattung ist Ausdruck der Leistungsfähigkeit unseres Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit. Nach unserer Satzung stehen die Überschüsse ausschließlich unseren Mitgliedern zu, denn wir erzielen sie ja auch mit ihren Beiträgen“, sagt Uwe Laue, Vorstandsvorsitzender der Debeka. Im Vergleich zu 2011 schütten die Koblenzer für das Jahr 2012 zwölf Millionen Euro mehr aus (plus 3,4 Prozent). An der Praxis wolle man auch im nächsten Jahr in „un­verändertem Umfang“ festhalten, heißt es.

Hallesche zahlt 53 Millionen Euro an über 100.000 Vollversicherte zurück

Die Hallesche Krankenversicherung hat angekündigt, dass sie insgesamt 53 Millionen Euro an mehr als 100.000 Vollversicherte zurückerstatten will, die im Kalenderjahr 2012 keine Leistungen beanspruchten. Rund 47 Prozent der Vollversicherten in beitragsrückerstattungsfähigen Tarifen sollen davon profitieren. Dies entspreche einem Zuwachs von rund sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr, erklärt der Versicherer.

Die Hallesche halte unverändert an ihrer Beitragsrückerstattung in der versprochenen Höhe fest, sagt Hallesche-Chef Dr. Walter Botermann. Durch ihre Finanzkraft könne die Gesellschaft die „nachhaltige Geschäftspolitik im Interesse ihrer Kunden fortsetzen“, so Botermann.

Gothaer und Universa erstatten jeweils über 20 Millionen Euro

Beim Kölner Versicherer Gothaer beläuft sich das Erstattungsvolumen für Kunden, die 2012 keine Rechnungen eingereicht haben, auf 24 Millionen Euro. Die Beitragsrückerstattung könne je nach Tarif bis zu sechs Monatsbeiträge ausmachen, erklärt die Gothaer. „Mit der Beitragsrückerstattung geben wir erzielte Erfolge auf der Ausgabenseite an unsere Kunden zurück“, so Michael Kurtenbach, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Krankenversicherung.

Die Universa Krankenversicherung plant zum 1. Oktober insgesamt 20,1 Millionen Euro der eingezahlten Beiträge zurückzugeben. Nach einem leistungsfreien Jahr gibt es nach Universa-Anagben einen Monatsbeitrag zurück. Je nach Tarif und leistungsfreiem Verlauf könne die Beitragsrückerstattung auf bis zu vier Monatsbeiträge ansteigen. Bei eingereichten Rechnungen führe man zudem automatisch eine Besserstellungsprüfung durch und informiere die Kunden darüber, ob die Erstattung der Rechnung oder eine Beitragsrückerstattung vorteilhafter sei.

Beitragsrückerstattung kann falsche Anreize setzen

Generell erfolgt eine BRE unabhängig vom jeweiligen Geschäftsergebnis eines Krankenversicherers – stattdessen handelt es sich dabei um eine vertraglich garantierte Pauschalleistung, die dem Versicherten zusteht, wenn er innerhalb eines Kalenderjahres keine Leistungen bei seinem Versicherer geltend macht. Im Gegensatz zu einer ebenfalls möglichen erfolgsabhängigen Beitragsrückerstattung wird die BRE also unabhängig vom Geschäftserfolg des Unternehmens gezahlt.

Experten raten allerdings davon ab, die Höhe einer in Aussicht gestellten Rückerstattung als Entscheidungskriterium für oder gegen einen privaten Krankenversicherer heranzuziehen. Gleichwohl gilt die BRE vor allem bei Männern als attraktiv, weil Männer anders als Frauen, einen Arztbesuch oftmals scheuen – auch wenn dieser eigentlich erforderlich wäre. Eine Beitragsrückerstattung könne daher falsche Anreize setzen, kritisieren Krankenversicherungsexperten. (lk)

Foto: Shutterstock

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