„BU-Entwicklung eine Erfolgsstory für die Branche“

Dr. Klaus Mattar, Hauptbevollmächtigter des US-Rückversicherers RGA in Deutschland, spricht über die Unterversicherung der Deutschen bei biometrischen Risiken, die neue Aufbruchsstimmung im Markt und die Lehren, die hiesige Anbieter aus den Negativ-Entwicklungen in den USA ziehen sollten.

„Lebensversicherer entdecken die Geschäftsmöglichkeiten im Bereich Biometrie auch deshalb, weil der Absatz von Altersversorgungsprodukten wegen des Niedrigzinsumfelds schwieriger geworden ist.“

Cash.: Was sind die Beweggründe für die Versicherer in Deutschland, ihr Biometrie-Geschäft auszuweiten?

Mattar: Zunächst einmal sind viele Deutsche unterversichert, was biometrische Risiken angeht. Einschlägige Untersuchungen zeigen, dass nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung einen Versicherungsschutz gegen biometrische Risiken, das heißt Todesfall, Invalidität und Pflege besitzt und dieser dann in der Regel auch nicht ausreichend ist.

Gerade im internationalen Vergleich sieht man den deutlich niedrigeren Absicherungsgrad. Diesen kann man jetzt auch nicht mehr mit den umfassenden Leistungen unserer Sozialversicherung erklären, da diese in den letzten Jahren zurückgefahren wurden.

Daneben muss auch erwähnt werden, dass Lebensversicherer die Geschäftsmöglichkeiten im Bereich Biometrie auch deshalb entdecken, weil der Absatz von Altersversorgungsprodukten wegen des Niedrigzinsumfelds schwieriger geworden ist.

Viele Versicherer in Deutschland arbeiten daran, Alternativlösungen zum vermeintlichen „Luxus-Produkt“ Berufsunfähigkeitsversicherung auf den Markt zu bringen. Was können die Anbieter dabei von der Entwicklung vom angelsächsischen Biometrie-Markt lernen?

Die deutsche Berufsunfähigkeitsversicherung bietet in der Tat ein im internationalen Vergleich sehr gutes Leistungsniveau. Die nachhaltig solide Entwicklung dieses Produkts in Deutschland ist eine Erfolgsstory für die Branche. Eine offene Frage ist allerdings, ob mit diesem Produkt wirklich breite Schichten mit einer bezahlbaren Absicherung des Invaliditätsrisikos versorgt werden können.

Im Ausland gibt es verschiedene Produktkonzepte, die im Absicherungsniveau unterhalb unserer Berufsunfähigkeit einzuordnen sind, dafür allerdings in der Preisgestaltung und beim Antragsprozess deutlich kundenfreundlicher sind.

Darüber hinaus sind international Gruppenpolicen üblich, bei denen über arbeitgeberfinanzierte Verträge ganze Belegschaften gegen biometrische Risiken versichert werden.

Welche Fehler sollten die Versicherer vermeiden, wenn sie ihre Biometrie-Produktpalette erweitern wollen?

Fehler wurden weniger bei der Ausweitung der Produktpalette, sondern eher bei existierenden Produkten – unter Verschärfung des Wettbewerbs – gemacht.

Seite zwei: Fehlentwicklung in den USA

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