„Beschwerden zur Beitragsanpassung seit Jahren rückläufig“

Heinz Lanfermann ist seit dem 1. Januar 2014 Ombudsmann der Privaten Kranken- und Pflegeversicherung. Cash.Online sprach mit ihm über die Entwicklung des Beschwerdeaufkommens und über die Themen, die ihn und die Versicherten besonders beschäftigen.

Krankenversicherung
„An erster Stelle bei den Beschwerden stehen Meinungsverschiedenheiten im Zusammenhang mit der medizinischen Notwendigkeit einzelner Behandlungsmaßnahmen.“

Cash.Online: Sie sind seit dem 1. Januar 2014 Ombudsmann für die private Kranken- und Pflegeversicherung. Können Sie vier Monate danach eine erste Zwischenbilanz zum Beschwerdeaufkommen ziehen?

Lanfermann: Die ersten vier Monate lassen natürlich nur eine erste Prognose zu. Derzeit liegen wir mit der Zahl der Beschwerden ungefähr auf dem Niveau der Jahre 2013 und 2012. Unter Berücksichtigung der knapp 42 Millionen bestehenden Verträge in der Krankheitskostenvoll-, Zusatz- und Pflegeversicherung liegt die Beschwerdequote unverändert bei circa 0,014 Prozent.

Ende des Jahres haben die privaten Krankenversicherer ihre Kunden über die Beitragsanpassungen (BAP) in der Krankenvollversicherung unterrichtet. Welchen Stellenwert hat dieses Thema für die Kunden?

Die Beschwerdezahlen zum Thema Beitragsanpassung sind seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2013 bezogen sich lediglich 3,4 Prozent der Beschwerden innerhalb der Vollversicherung auf die Höhe des Beitrages beziehungsweise auf Beitragsanpassungen. Insbesondere wurden die neu eingeführten geschlechtsunabhängigen Tarife (Unisex-Tarife) sehr gut kalkuliert, was sich positiv auf die Stabilität der Beiträge auswirkt.

Welche anderen Themen stehen bei den Versicherten aktuell im Vordergrund?

Die Schwerpunkte der Themen sind über die Jahre beobachtet recht gleichbleibend verteilt. Da dem Vertragsverhältnis eine Krankenversicherung zugrunde liegt, stehen an erster Stelle Meinungsverschiedenheiten im Zusammenhang mit der medizinischen Notwendigkeit einzelner Behandlungsmaßnahmen. Aber auch Fragen, in denen es um die Auslegung von Versicherungsbedingungen oder die korrekte Anwendung der jeweiligen Gebührenordnungen geht, sind häufig Gegenstand eines Ombudsmannverfahrens.

Was sind die größten Herausforderungen, die Ihre Arbeit mit sich bringt?

Besonders berührend ist die Bearbeitung bei schwer kranken Personen, die voraussichtlich nicht mehr lange leben werden. Hier versuchen wir, das Ombudsmannverfahren besonders zügig abzuschließen, am besten natürlich mit einer positiven Nachricht für die Versicherten. Leider ist das nicht immer möglich.

Für den Großteil meiner Tätigkeit gilt, dass Streitschlichtung schon ein großer Wert an sich ist. Die Vermeidung von gerichtlichen Verfahren mit Kostenrisiko und zumeist auch Ärger und Stress, ist für die Versicherten der Privaten Krankenversicherung besonders bedeutsam.

Interview: Natalie Lennert

Foto: heinz-lanfermann.de

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