Oktober wird Ruf als Schreckensmonat für Anleger gerecht

Auch wenn beide Annahmen – dass der Aufschwung und die Unternehmensgewinne ihren Höchststand erreicht haben – richtig sein könnten, rechne ich weiter mit einem soliden Wirtschaftswachstum. Die Risiken nehmen jedoch zu, da die Geldpolitik immer weniger akkommodierend ist und sich die internationalen Handelsbeziehungen allem Anschein nach weiter verschlechtern werden. Mehrere Unternehmen haben das Handelsthema bei den Telefonkonferenzen zu ihren Q3-Ergebnissen angesprochen — und, wie von mir vermutet, angedeutet, dass sie negative Auswirkungen spüren. In der vergangenen Woche erwähnten Caterpillar, 3M und Ford steigende Inputkosten, die natürlich hauptsächlich auf Zollabgaben zurückzuführen sind. Vor diesem Hintergrund ist es für mich auch keine Überraschung, dass die Unternehmen das Thema Einfuhrzölle trotz starker Q3-Ergebnisse in ihren Ertragsausblicken erwähnen. Meiner Ansicht nach war es nur eine Frage der Zeit, bis die protektionistischen Maßnahmen Spuren in den Unternehmensergebnissen hinterlassen.

Fed als bremsender Faktor?

Neben den Handelsrisiken sorgen sich die Märkte auch über ein mögliches Abwürgen des Wachstumsmotors durch die Fed. Die amerikanische Notenbank scheint – bis auf weiteres – fest entschlossen zu sein, die Zinsen weiter zu straffen. Der Vize-Vorsitzende der Fed, Richard Clarida, wiederholte diese Botschaft in der vergangenen Woche und trug damit sicherlich nicht zur Beruhigung der Märkte bei. Die Präsidentin der Cleveland Fed, Loretta Mester, war Ende der letzten Woche aber einen Rettungsring aus, indem sie erklärte, dass die Fed die Verfassung der Wirtschaft weiterhin anhand der aktuellen Datenlage bewerten werde — was doch sehr an den von den Märkten geschätzten „datenabhängigen“ Ansatz der Geldpolitik unter der ehemaligen Fed-Vorsitzenden Janet Yellen erinnerte.

Geopolitische Risiken nehmen weiter zu

Ein Ende des Brexit-Dramas war auch in der vergangenen Woche wieder nicht in Sicht, obwohl die sprichwörtliche Uhr immer lauter tickt. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, macht sich sichtlich Sorgen über die Folgen der wirtschaftspolitischen Unsicherheiten auf Unternehmensseite. So erklärte er in der vergangenen Woche: „Sollte eine Lösung weiterhin ausbleiben und die Frist ohne ein Abkommen näher rücken, dann dürfte der Privatsektor von einem harten Brexit ausgehen und entsprechende Vorbereitungen treffen. Ich würde das nicht notwendigerweise ein großes Risiko für die finanzielle Stabilität nennen, aber es sorgt bestimmt für finanzielles Unbehagen an den Märkten und bei den Finanzintermediären. Obwohl die EZB in der letzten Woche erneut bestätigt hat, ihre Anleihenkäufe bis Ende 2018 beenden zu wollen, glaube ich, dass ein „No Deal“-Szenario zwischen Großbritannien und der Europäischen Union (EU) die Bank dazu veranlassen könnte, das Ende ihrer Anleihenkäufe nochmals hinauszuschieben. Schließlich ist die EZB seit zehn Jahren die große stabilisierende Kraft inmitten der geopolitischen Turbulenzen in Europa und dürfte diese Rolle auch weiter beibehalten, solange Draghi die Zügel in der Hand hält.

Seite drei: Was in Brasilien droht

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