Was der Brexit mit einem Kaubonbon zu tun hat

Um überhaupt einen Brexit hinzubekommen, könnte der ein oder andere Konservative im Londoner Parlament dem May-Deal schließlich also doch noch zähneknirschend zustimmen. Der angebotene Rücktritt von Premierministerin May kann hierbei als Beschleuniger, wie Backhefe, wirken. Wenn sie als verbrannte Gallionsfigur des bisherigen Brexit-Fiaskos den Weg freimacht, können neue politische Besen gut kehren und in der zweiten Phase der Austrittsverhandlungen einen für die Brexit-Anhänger erträglichen endgültigen Deal mit der EU festzurren.

Letzter Killer-Trumpf der Frau May

Frau May hat ja sogar noch einen letzten Killer-Trumpf in der Hand. Wohlweislich hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass der komplette Brexit-Prozess selbst noch kurz vor einem No Deal-Brexit am 12. April durch einseitige britische Rücknahme des Austrittsgesuchs beendet werden kann. Dazu reicht ein Verwaltungsakt, den Frau May alleine vollziehen kann.

Nigel Farage und Boris Johnson würden mindestens so toben wie Rumpelstilzchen, als im gleichnamigen Märchen die Müllerstochter seinen Namen errät. In diesem Fall wird May zwar in Großbritannien mindestens so geächtet sein wie seinerzeit Robin Hood und sie müsste irgendwo auf der Welt um Asyl nachfragen. Allerdings sollte allein diese Drohung Mays Deal über die Ziellinie bringen.

Wirtschaftlicher Hochlandesverrat am eigenen Volk

David Cameron – der Vorgänger von Frau May im Amt des Premierministers – hat das Brexit-Drama ausgelöst. Mit der Ausrufung eines Brexit-Referendums hat er seinerzeit Geister gerufen, die er und sein Land nicht mehr losgeworden sind. Da es für ihn nicht vorstellbar war, dass sich die Briten mehrheitlich für das Verlassen entscheiden, präsentierte er sich scheinheilig als Volkstribun, der seinem Volk gönnerhaft das europäische Selbstbestimmungsrecht gewährt. Der Schuss ist völlig nach hinten losgegangen.

Mit verlogenen Verschwörungstheorien und noch nie dagewesenen, alles erschlagenden Social-Media-Kampagnen, die perfekt die vorherrschenden Klischees bedienten und verstärkten, wurde die Unmöglichkeit des Brexit-Ergebnisses zur Realität. David Cameron wird in die Geschichte als Beweis eingehen, dass man als Politiker die Wucht virtueller Beeinflussung nie unterschätzen darf.

Auf Rattenfänger hereingefallen

Das britische Volk ist auf Rattenfänger hereingefallen, denen es nicht um ihre Landsleute, sondern nur um sich, eigennützigen politischen Erfolg und vermutlich viel Geld ging. Und wie immer muss jetzt das Volk den Preis für seine eigene Verblendung zahlen.

Die Angst vor einem ungeordneten EU-Austritt hat bereits erste Opfer gefunden. So geben die Immobilienpreise bereits nach. Auch die britische Autoproduktion fällt den neunten Monat in Folge. Ohne Klarheit über das Ob und Wie eines Ausscheidens der Briten aus der EU wird nur ein Narr auf der Insel investieren. Der britische Arbeitsmarkt wird sich quantitativ und qualitativ eintrüben.

Seite drei: Europa kann auch ohne Insel, aber die Insel nicht ohne Europa

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