Allianz Global Wealth Report: Es gibt keine Gewinner

Die gute Performance Deutschlands ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen schnitt der deutsche Aktienmarkt (DAX) deutlich schlechter ab als viele andere Märkte, die global aufgestellten deutschen Unternehmen litten besonders unter den Handelsstreitigkeiten.

Zum anderen waren die deutschen Haushalte – entgegen ihrer Reputation – bei weitem nicht die vorsichtigsten Sparer im abgelaufenen Jahr. Zwar ist der Anteil der Bankeinlagen an den frischen Spargeldern 2018 wieder deutlich auf 57% gestiegen; im übrigen Westeuropa lag dieser Wert aber bei 68%.

Haushalte verkaufen Wetpapiere

Und während die deutschen Sparer zumindest ein Fünftel ihrer Anlagegelder in Aktien und Fonds investierten, verkauften die übrigen Haushalte in Summe Wertpapiere. Der Grund für das positive Abschneiden Deutschlands liegt in der schieren Menge der Ersparnisse.

Mit der Rekordsumme von EUR 244 Mrd. an Ersparnissen konnten die Wertverluste von etwa EUR 110 Mrd. mehr als kompensiert werden. Im deutschen Vermögenszuwachs spiegelt sich der robuste deutsche Arbeitsmarkt mit steigender Beschäftigung und Löhnen.

Dies erlaubte es den deutschen Haushalten so viel zu sparen wie kaum jemand sonst: Die frischen Spargelder beliefen sich 2018 auf knapp 4% der vorhandenen Vermögenswerte; in Japan erreichten sie 1,1%, im übrigen Europa 1,4% und selbst in den durch die Steuerreform beflügelten USA nur 2,4%.

Gleichzeitig stiegen die privaten Verbindlichkeiten um 3,7% und damit so schnell wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Das deutsche Kreditwachstum übertraf dadurch den westeuropäischen Durchschnitt sowie das US-Wachstum (jeweils 3,2%).

Von einem Kreditboom ist Deutschland dennoch weit entfernt, auch wenn die Schuldenstandsquote erstmals seit 2009 wieder leicht gestiegen ist. Mit 53,4% Ende 2018 gehörte sie jedoch weiterhin zu einer der niedrigsten in den Industrieländern.

Asiatische und skandinavische Aufsteiger, Euro-Absteiger

Das Netto-Geldvermögen erhöhte sich 2018 in Deutschland nur um 1,6%, dem schwächsten Wachstum in den letzten sieben Jahren, in denen im Durchschnitt ein Plus von 5,4% erreicht wurde. Mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von 52.860 Euro stand Deutschland in der Rangliste der 20 reichsten Länder (Geldvermögen pro Kopf, siehe Tabelle) unverändert auf dem 18. Platz.

An der Spitze haben die USA die Schweiz wieder abgelöst, nicht zuletzt dank des starken Dollars. Auch wenn der 18. Platz für Deutschland insgesamt enttäuschend ist, gehört es damit doch – neben den Niederlanden und Österreich – zu den wenigen Euroländern, die ihre Position seit der Jahrtausendwende zumindest halten konnten.

Italien (-10 Plätze), Großbritannien (-7 Plätze) oder Frankreich (-5 Plätze) sind dagegen kräftig abgerutscht. Zu den großen Gewinnern zählen auf der anderen Seite allen voran Singapur (+13 Plätze) und Taiwan (+10 Plätze) sowie Schweden (+6 Plätze), Australien (+5 Plätze) und Südkorea (+ 5 Plätze).

Nur ein kleiner Ausrutscher?

2018 kam das rasante Wachstum der globale Vermögensmittelklasse erstmals zum Stillstand. Mit 1.040 Millionen Menschen hat sich ihre Zahl gegenüber dem Vorjahr kaum verändert, angesichts des Vermögensrückgangs in China keine große Überraschung.

Denn bisher wurde die Bildung der neuen globalen Mittelklasse hauptsächlich von China getragen: Knapp die Hälfte ihrer Mitglieder spricht Chinesisch sowie auch 25% der Vermögensoberklasse. „Die Chancen für mehr Wohlstand weltweit sind nach wie vor enorm,“ sagte Arne Holzhausen, Ko-Autor des Berichts.

 

Seite 4: Wo  der Rückgang am Größten ist

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